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Naturmedizinischer Wirkstoff Milzkraut (Grindelia robusta)

Milzkraut (Grindelia robusta)
Wissenschaftlicher Name:Grindelia robusta
Familie: Korbblütler
Unterfamilie:Astreoidae
Gattung:Milzkräuter
Trivialname(n) und Synonyme:Kalifornisches Gummikraut, Kalifornische Grindelie, Harzkraut, Teerkraut, Gum plant

Kurz erklärt!

Grindelia robusta wird zusammen mit anderen sehr ähnlichen Arten der Gattung Grindelia zusammengefasst und als Kalifornische Gummipflanze oder Kalifornische Grindelie bezeichnet. Charakteristisch sind der hohe Harzgehalt und die traditionelle Anwendung als Wundheilmittel bei den amerikanischen Ureinwohnern.

Was bedeuten die Namen?

Die Gattung Grindela erhielt ihren Namen zu Ehren von David Hieronymus Grindel (1776 –1836). Er ist in Riga aufgewachsenen und war dort als Arzt, Apotheker und Botaniker tätig. Grindel hatte aber auch deutsche Wurzeln und hat in Jena studiert.

Im Deutschen werden die Grindelien auch als Kalifornische Gummipflanze, Harzkraut, Schuppige Grindelia, Teerkraut, Milzkraut oder Augustblume bezeichnet. Die Namen beziehen sich auf die Herkunft, den Harzgehalt, die Anwendung bzw. die Blütezeit. Im Englischen heißen die Grindelien Gum plant, Gumweed, Shore grindelia, Tarweed oder einfach wild sunflower. Indianische Stämme nannten sie pte ichi yuha (bei den Lakota) bzw. pezhe wasek (Omaha-Ponca).

Woran erkannt man Grindelien?

Es handelt sich um ausdauernde krautige Pflanzen, die bis zu einem Meter hoch werden und im Juli gelbe Korbblüten bilden. Die gelben Blütenköpfchen sitzen endständig an weiß-flaumhaarigen Blütenzweigen. Besonders charakteristisch sind die halb- bis kugelförmigen Kelche mit ihren zurückgekrümmten Hüllkelchschuppen. Diese sind mit frisch milchweißem, später bräunlichem Sekret verklebt. Das Sekret entstammt Harzdrüsen, die an der Oberfläche von Stängel, Blättern und Hüllkelchblättern ein klebriges Harz absondern.
Die Blätter sind spärlich behaart und durchscheinend punktiert, ähnlich, wie wir das vom Johanniskraut mit seinen kleinen Ölbehältern kennen. Grindelien-Blätter sind ca. 5 cm lang, eiförmig bis lanzettlich und gesägt. Der Blattgrund ist herzförmig und umfasst teilweise den Stängel, allerdings erst im oberen, verzweigten und weißflaumigen Bereich. Im unteren Bereich ist der Stängel aufrecht und fast kahl.

Wo wachsen Grindelien?

Ursprünglich heimisch ist Grindelia robusta im Südwesten von Nordamerika – daher auch die Bezeichnung Kalifornische Grindelie. Grindelien bevorzugen ein trocken-warmes Klima. Man findet sie auch in anderen trocken-warmen Bereichen Mittelamerikas. Grindelia robusta hat aber auch den Weg nach Europa geschafft: Sie wird u.a. in Norditalien kultiviert. In verschiedenen Kreuzungen und Zuchtformen kann man Grindelien inzwischen auch in unseren Gärtnereien kaufen.

Warum bilden Grindelien das Harz?

Charakteristisch für alle Grindelia-Arten ist die Harzbildung. Vermutlich ist das eine Anpassung an das Leben in heiß-trockenen Gebieten – im Sinne eines Verdunstungsschutzes. Möglicherweise ist die Harzbildung aber auch eine Art Abwehrmechanismus bzw. Fraßschutz: Die meisten Insekten, aber auch Weidevieh meiden harzige Pflanzen.

Welche Inhaltsstoffe haben Grindelien?

Die Inhaltsstoffe der verschiedenen Arten, die als „Grindelia herba“ zusammengefasst und im Handel sind, umfassen:

  • 5 bis 20 % Harzanteil (Hauptbestandteil: Diterpene, wie Grindeliasäure) 
  • Acetylene/Polyine (z. B. Matricarianol und seine Derivate)
  • Flavonoide (z. B. Kämpferol- und Quercetin-Methylether)
  • 0,2 - 0,3 % ätherische Öle (z. B. Borneol, Limonen, α- und β-Pinen)
  • Saponine (Triterpensaponine, wie Bayogenin, Oleanolsäure, Grindelia-Sapogenin D) 
  • 5 % Tannine (Gerbstoffe)
  • Phenolcarbonsäuren (z. B. Chlorogen-, p-Cumar-, Ferula-, Kaffee- und Vanillinsäure)
  • weitere Inhaltsstoffe (z. B. L-Glucose, Phytosterole)

Wofür wurde Grindelia früher verwendet?

Grindelia-Arten waren als Heilpflanzen für amerikanische Ureinwohner vor allem ein wichtiges Wundheilmittel. Sie schätzten sie aber auch bei Erkältungen, Bronchitis, Haut-, Blasen- und Lungenentzündungen sowie Erkrankungen der Milz – daher auch der Name „Milzkraut“. Ihre Wirkung wurde beschrieben als beruhigend, krampflösend, harntreibend, antiallergisch und auswurffördernd. Bekannt war den Heilern zudem die beruhigende Wirkung auf die Herztätigkeit, sodass sie vor dem Einsatz bei Herzasthma warnten.

Eine besondere Bedeutung gewann das Heilmittel als Gegengift bzw. Antidot gegen die Wirkung des Giftsumach (Rhus toxicodendron). Diese Pflanze löst bei Berührung Vergiftungserscheinungen bzw. schwere allergische Reaktionen (Kontaktdermatitis) auf der Haut aus. Davon sind hellhäutige Menschen stärker betroffen als dunkelhäutige. Insofern gewann die Heilpflanze für die europäischen Siedler Bedeutung.

Das Gummikraut fand nicht nur als Tee bzw. Tinktur Anwendung, sondern auch für pharmazeutische Zigarren. Neumeiers Cigarillos (1913) wurden beispielsweise gegen Asthma geraucht. Sie enthielten neben Grindelia robusta auch Cannabis-, Eukalyptus- Stechapfel- und Tabakblätter sowie Blätter eines weiteren in Südamerika vorkommenden Korbblütlers (Brachycladus stuckerti). 

Wofür wird Grindelia heute verwendet?

Pflanzenharze sind wirtschaftlich sehr interessant. Terpentin wird beispielsweise aus Harzsäuren hergestellt. Überwiegend kommen dafür zwar die Harze von Nadelgehölzen zum Einsatz, aber auch andere harzbildende Pflanzen, wie Grindelien eignen sich als Rohstoffe für die Terpentin-Produktion. Außerdem gewinnen harzbildende Pflanzen eine zunehmende Bedeutung als nachwachsende Rohstoffe: Möglicherweise können sie eine Alternative für Erdöl werden.

Grindelien sind heute als wirksame Heilpflanzen anerkannt. Vier Grindelia-Arten werden als Stammpflanzen für die pharmazeutische Droge Grindelia herba verwendet. Neben Grindelia robusta sind das auch Grindelia camporum, Grindelia humilis und Grindelia squarrosa. Zur pharmazeutischen Anwendung kommt das blühende Kraut. Unverwechselbar für versierte Apotheker sind die bräunlichen Harzklumpen, die den Blüten- und Kelchblättern anhaften.

Die Ergebnisse der Sichtung der weltweit zur Verfügung stehenden Literatur über Grindelia herba sind in der ESCOP-Monographie zusammengetragen. Hier erfährt man, dass in wissenschaftlichen Untersuchungen (in vitro) verschiedene Wirkungen nachgewiesen werden konnten, die den traditionellen Einsatz der Heilpflanze erklären: desinfizierend, mild anti-oxidativ, anti-entzündlich, krampflösend, schleimlösend, herzberuhigend.

Leider gibt es auf dem europäischen Markt keine pflanzlichen Arzneimittel, die Grindelia herba als Einzelwirkstoff enthalten und auch keine aktuellen und damit wissenschaftlich anerkannten Studien am Menschen. Deshalb wird Grindeliae herba von der HMPC, einem Gremium der Europäischen Zulassungsbehörde EMA nur als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Laut ESCOP-Monographie wird es für die „Behandlung von Katarrhen der oberen Atemwege“ angewandt.

Anwendung von Grindelia robusta in der Homöopathie

Wie oben beschrieben, werden im Rahmen der Phytotherapie vier verschiedene Arten der Gattung Grindelia als Stammpflanzen für die pharmazeutische Droge Grindelia herba verwendet und auch nicht unterschieden. Zur Herstellung der Urtinktur des homöopathischen Wirkstoffes Grindelia robusta kommt tatsächlich nur diese Art zur Anwendung. Nur die getrockneten oberirdischen Teile von der Grindelia robusta werden im Zustand der Blüte verwendet.

Darüber hinaus wird aber auch die Art Grindelia squarrosa Dunal in der Homöopathie eingesetzt. Beide sind sich in der Anwendung sehr ähnlich, wobei Grindelia scarrosa laut Boericke mehr Milzsymptome zugesprochen werden.

Für die homöopathische Anwendung von Grindelia robusta besteht eine Aufbereitungsmonographie der Kommission D vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). In dieser heißt es, dass weder unerwünschte Wirkungen noch Wechselwirkungen mit anderen Mitteln zu befürchten sind. Es gibt auch keine Gegenanzeigen bzw. Anwendungsbeschränkungen.
Gemäß der Aufbereitungsmonographie entsprechen die Anwendungsgebiete dem homöopathischen Arzneimittelbild, wozu insbesondere diese gehören: asthmatische Erkrankungen mit schwerlöslichem Schleim.
 
Insbesondere in homöopathischen Komplexmitteln, die bei krampfartigem Husten zum Einsatz kommen, findet man häufig Grindelia robusta.

Literatur:

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Bücher

  • Boericke: Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen. Materia Medica und Repertorium, Verlag Grundlagen und Praxis, 5. Auflage 1995. Auflage 1970*
  • Hager ROM 2020: Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer Medizin Verlag 1970*
  • Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Mediamed Verlag Ravensburg 1989, Band 7, S.1493 ff.. Auflage 1970*
  • Rätsch, Chr.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendungen, AT-Verlag, Auflage 2007, S. 790. Auflage 1970*
  • Schilcher, H. (Hrsg.): Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, 5. Auflage 2016. Auflage 1970*
  • Stammel, Heinz J.: Das Heilwissen der Indianer. Tausend geheime Rezepte und ihre Anwendung, Rowohlt Verlag GmbH, reinbeck bei Hamburg, 1. Auflage April 1986. Auflage 1970*
  • HagerROM 2020: Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2020 1970*
  • Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Mediamed Verlag Ravensburg 1989, Band 7, S.1493 ff. Auflage 1970*
  • Rätsch, Chr.: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendungen, AT-Verlag, Auflage 2007, S. 790. Auflage 1970*
  • Schilcher, H. (Hrsg.): Leitfaden Phytotherapie, Urban&Fischer, 5. Auflage 2016. Auflage 1970*
  • Stammel, Heinz J.:: Das Heilwissen der Indianer. Tausend geheime Rezepte und ihre Anwendung, Rowohlt Verlag GmbH, reinbeck bei Hamburg, 1. Auflage April 1986. Auflage 1970*
  • Boericke: Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen. Materia Medica und Repertorium., Verlag Grundlagen und Praxis, 5. Auflage 1995. Auflage 1970*

Artikel

  • "Assessment report on Grindelia robusta Nutt., Grindelia squarrosa (Pursh) Dunal, Grindelia humilis Hook. et Arn., Grindelia camporum Greene, herba EMA/HMPC/748218/2011" 2022*
  • Grindelia squarrosa (Pursh) Dunal, Grindelia humilis Hook. et Arn., Grindelia camporum Greene: "Assessment report on Grindelia robusta Nutt" 1970*

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs


 

Homöopathische Anwendung von Milzkraut (Grindelia robusta)

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  • Atembeschwerden
  • chronischer Bronchitis
  • Krampfhusten mit zähem Schleim
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