Schilddrüsenüberfunktion – Symptome, Ursachen, Behandlung
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Kurz erklärt
Zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommt es, wenn die Schilddrüse zu viele Hormone produziert. Dadurch werden die Stoffwechselprozesse im Körper beschleunigt. Die Erkrankung zeigt sich unter anderem durch Unruhe, Herzrasen und Gewichtsabnahme trotz Heißhunger. Die Hyperthyreose ist häufig und Frauen sind eher betroffen als Männer. Sie wird in der Regel mit Medikamenten behandelt, die als Thyreostatika bezeichnet werden. Manchmal ist eine Radiojodtherapie nötig oder eine Operation der Schilddrüse.
Symptome
Während bei einer Schilddrüsenunterfunktion das Auto mit angezogener Handbremse fährt, so ist es bei der Überfunktion genau umgekehrt: Der Wagen läuft stets auf höchsten Touren. Entsprechend sind die Beschwerden der Hyperthyreose geprägt von einem ständig zu viel des Guten:
- Unruhe, Nervosität, Reizbarkeit
- Herzrhythmusstörungen: Herzklopfen und Herzrasen
- erhöhter Blutdruck
- vermehrtes Schwitzen und feuchtwarme Haut
- Überempfindlichkeit gegenüber Wärme
- Durchfall
- Gewichtsabnahme trotz Heißhunger, vermehrter Durst
- Haarausfall, brüchige Fingernägel und Haare
- Muskelschwäche, Muskelschmerzen und Zittern
- Menstruationsstörungen
- vergrößerte Schilddrüse
Patienten und Patientinnen mit einer Hyperthyreose empfinden das Angetrieben-Sein sowohl körperlich als auch seelisch sehr anstrengend. Sie leiden unter einer ständigen inneren Unruhe.
Bei älteren Menschen können die Symptome teilweise fehlen oder schwächer ausgeprägt sein. Sie haben vielleicht nur einen schnellen und unregelmäßigen Puls oder verlieren Gewicht.
Von einer Hyperthyreose Betroffene mit einem zusätzlichen Diabetes bemerken, dass sie nicht mehr so gut auf ihre Insulindosis reagieren und der Blutzuckerspiegel vermehrt ansteigt.
Ursachen
Die häufigste Ursache für die Schilddrüsenüberfunktion ist die Basedowsche Krankheit (auch: Morbus Basedow) sowie die Schilddrüsenautonomie.
- Die Basedow-Krankheit ist eine autoimmune Erkrankung, bei der Antikörper im Blut die Zellen der Schilddrüse zu einer vermehrten Produktion an Hormonen anregen. Von Morbus Basedow Betroffene haben zusätzlich Augenprobleme:
- Druckgefühl hinter den Augen oder ein Fremdkörpergefühl
- vermehrtes Tränen
- Sehstörungen (Doppelbilder)
- Lichtscheu
- hervortretende Augäpfel, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.
Die drei Symptome: Herzrasen, Kropf und hervortretende Augäpfel sind typisch für den Morbus Basedow und werden „Merseburger Trias“ genannt.
- Bei einer Schilddrüsenautonomie produziert das Gewebe der Schilddrüse die Hormone unabhängig von der Steuerung durch die Hirnanhangsdrüse. Oft liegen „heiße Knoten“ vor, die fast immer gutartig sind. Sie können in einem Teil der Schilddrüse oder in ihrem gesamten Gewebe vorkommen.
Auch eine zu hohe Dosierung von Schilddrüsenhormonen zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion oder einer Tumorerkrankung kann zu einer Hyperthyreose führen. Ebenso kann eine Hashimoto-Thyreoiditis, die eigentlich eine Autoimmunerkrankung mit Schilddrüsenunterfunktion ist, irgendwann in eine vorübergehende oder dauerhafte Überfunktion wechseln. In diesem Fall wird Schilddrüsenhormon, das in der Schilddrüse vorproduziert und gespeichert wurde, freigesetzt. Oft klingt diese Störung spontan ab.
Lesen Sie im Artikel Schilddrüse: Funktion, Erkrankungen und Bedeutung für die Gesundheit mehr über Schilddrüsenhormone und deren Funktionen.
Diagnose und Behandlung
Die Anamnese klärt in der Regel schon vieles in Richtung der Schilddrüsenüberfunktion ab, denn die Symptome sind vielfältig und in der Regel sehr deutlich. Auch eine vergrößerte Schilddrüse ist ein Indiz für eine Hyperthyreose. Im Ultraschall kann die Größe genau ermittelt werden und auch die Anzahl möglicherer Knoten. Im Blut werden zusätzlich zum Schilddrüsenhormon auch die Antikörper bestimmt.
Wie hoch ist der TSH-Wert bei einer Schilddrüsenüberfunktion?
Der TSH-Wert ist bei der Hyperthyreose erniedrigt, während die freien Schilddrüsenhormone T3 und T4 erhöhte Werte zeigen. Bei einem TSH-Wert von unter 0,4 mU/l ist eine Überfunktion wahrscheinlich.
Die Therapie der Schilddrüsenüberfunktion liegt in der Regel in der Hand des Endokrinologen. So hängt die Behandlung zum einen von der Schwere der Erkrankung ab, aber auch der Allgemeinzustand und das Alter eines Patienten werden mit einbezogen. Als Medikamente kommen zunächst Thyreostatika in Betracht, die das Zirkulieren von Schilddrüsenhormon im Körper drosseln oder dessen Bildung direkt hemmen.
Unter der Therapie gehen die Beschwerden in der Regel nach wenigen Wochen zurück. Das Ziel ist es, wieder in eine so genannte euthyreote Stoffwechsellage – also einen normalen Schilddrüsenstoffwechsel zu gelangen.
Zeigt die Behandlung nicht den gewünschten Erfolg, kann auch eine Radiojodtherapie infrage kommen. Dabei erhält der Patient oder die Patientin radioaktives Jod. Dieses Jod wird – wie normales Jod – in der Schilddrüse gespeichert. Schilddrüsenhormon produzierende Zellen nehmen davon besonders viel auf. Wenn dann das radioaktive Jod zerfällt, und Beta-Strahlen entstehen, werden die Zellen zerstört. Dadurch kann sich der Stoffwechsel der Schilddrüse wieder normalisieren. Die radioaktive Strahlung muss in diesem Fall keine Besorgnis auslösen. Sie dringt nur wenige Millimeter ein. Dennoch wird die Radiojodtherapie in der Regel stationär durchgeführt.
Haben diese Therapien nicht zum Erfolg verholfen, und hat sich auch ein großer Kropf gebildet, kommt zur Behandlung noch eine Operation infrage. Dabei kann die Schilddrüse als Ganzes oder auch nur ein Teil entfernt werden. Je nachdem kann es dann zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommen, die dann auch als solche zu behandeln ist.
Ist die Ursache der Schilddrüsenüberfunktion ein Morbus Basedow, muss die Therapie mit Thyreostatika mindestens ein Jahr durchgeführt werden. Es gibt hier eine gute Nachricht: etwa die Hälfte der Patienten sprechen auf diese Behandlung gut an und ihre Schilddrüse arbeitet danach wieder normal ohne weitere Therapie – die Hyperthyreose ist damit Vergangenheit. Ist das nicht der Fall, kommen die beiden anderen Optionen Radiojodtherapie oder die operative Therapie in Betracht.
Die Hyperthyreose ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die zu behandeln eine Herausforderung sein kann. Zuweilen werden auch zur Linderung der Symptome wie Herzrhythmusstörungen mit Herzrasen Beta-Blocker oder pflanzliche Mittel zur Beruhigung z.B. mit Passionsblume oder Baldrian eingesetzt. Das könnte den Stress reduzieren, auch wenn die Erkrankung damit natürlich nicht kuriert wird.
Was ist eine latente Schilddrüsenüberfunktion?
Eine latente Hyperthyreose ist gekennzeichnet durch normale Werte an Schilddrüsenhormon im Blut, aber der TSH-Wert ist erniedrigt, zum Beispiel unter 0,3mU/l. Dann ist die Wirkung der Hormone an allen Zellen, Geweben und Organen verstärkt. Bei einer latenten Schilddrüsenüberfunktion kommt es gehäuft zu Herzrhythmusstörungen und auch zu Vorhofflimmern, die auch mit psychischen Belastungen einher gehen können. Unruhe und depressive Stimmungen könnte man in Absprache mit der ärztlichen Praxis ggf. begleitend mit pflanzlichen oder homöopathischen Arzneimitteln behandeln. Die Ursache kann auch hier Morbus Basedow oder eine Schilddrüsenautonomie sein.
Kann eine Schilddrüsenüberfunktion von allein wieder weg gehen?
Man sollte sie immer behandeln, weil eine Hyperthyreose unbehandelt in eine thyreo-toxische Krise führen kann, die schwere Symptome verursacht. Und in der Hälfte der Fälle stellt sich beim Morbus Basedow auch nach der einjährigen Therapie immerhin eine vollständige Remission, also Heilung ein.
Ernährung
Bei einer Überfunktion der Schilddrüse spielt, was die Lebensmittel angeht, das Jod eine große Rolle. Ohne Jod kein Schilddrüsenhormon. Heißt umgekehrt auch: Wenn zu viel davon vorhanden ist, dann ist Jod zu meiden. Patienten und Patientinnen mit einer Hyperthyreose sollten möglichst wenig Jod aufnehmen, damit die Produktion von Hormonen nicht noch weiter angeregt wird. Lebensmittel wie Meeresfische, Meeresfrüchte und Algen sowie bestimmte Mineralwässer sind mit Vorsicht zu genießen. Es ist zwar nicht immer nötig, vollkommen darauf zu verzichten, aber der Jodkonsum sollte kontrolliert werden. Zuviel Jod führt zu einer Verschlechterung der Symptome.
Eine spezielle Ernährung im Sinne einer „Hyperthyreose Diät“ gibt es allerdings nicht. Die Prämisse, dass die Lebensmittel ausgewogen gewählt werden sollten, ist im Fall einer Schilddrüsenüberfunktion ausreichend.
Einige Hinweise für die tägliche Ernährung gibt es dennoch: So sollte man auf Lebensmittel wie Obst, mageres Fleisch, Reis, Weißbrot (statt Vollkorn- oder Schwarzbrot) zurückgreifen und den Kaffeekonsum überprüfen. Vor allem bei Menschen, die sehr viel Kaffee trinken, können sich die vorhandenen Symptome wie Nervosität, Zittern, innere Unruhe und Schlafstörungen verschlimmern.
Es wird vermutet, dass glutenhaltige Getreide durch bestimmte immunologische Reaktionen das Risiko für Morbus Basedow erhöhen könnten. Ob eine Glutensensitivität vorliegt, kann überprüft werden. Besser noch: Man startet einen Selbstversuch und lässt glutenreiche Lebensmittel für eine Weile weg.
Doch nicht nur die Ernährung kann zu einer starken Belastung mit Jod führen: Es findet sich viel Jod auch in Kontrastmitteln für Röntgenuntersuchungen und in bestimmten Medikamenten. Eine Schilddrüsenüberfunktion sollte also immer gegenüber anderen behandelnden Ärzten transparent gemacht werden. Auch sollten keine zusätzlichen Jodtabletten eingenommen werden.
Begleitende natürliche Behandlungsoptionen
Hausmittel sind bei der Hyperthyreose nicht angesagt, die Behandlung ist Sache von Fachkräften. Man kann jedoch zum einen mit naturheilkundlichen Mitteln positiv auf Begleiterscheinungen wie innere Unruhe einwirken. Allen voran sei hier die Passionsblume genannt, die beispielsweise in dem pflanzlichen Arzneimittel Pascoflair® enthalten ist. Zum anderen kann die Schilddrüse mit Wirkstoffen wie dem Virginischen Wolfsfuß und dem Blasentang (Fucus) ergänzend in ihrer Regulierung unterstützt werden.
Bei der Schilddrüsenüberfunktion ist auf eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen und Omega-3-Fettsäuren zu achten. Selen, Vitamin D, Vitamin A, Coenzym Q10 und B12 sollten gemessen und gegebenenfalls ausgeglichen werden.
Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow oder die Hashimoto-Thyreoiditis können durch Störungen des Darms beeinflusst werden. Sowohl bei einer Schilddrüsenüberfunktion als auch bei Unterfunktion ist eine gute Darmgesundheit wichtig. Hierzu kann man sich in naturheilkundlichen Praxen beraten lassen.
Die Schilddrüsenüberfunktion bedeutet für Patientinnen und Patienten eine starke Anstrengung. Unbehandelt oder schlecht eingestellt haben sie das Gefühl, niemals zur Ruhe kommen zu können. Das Leben sollte von daher auch genügend Ruhe bieten. Entspannung, die Seele baumeln lassen und trotz allem auch eine innere Stille zu erlauben sind wichtige Begleiter im Umgang mit der Hyperthyreose.
Quellenangaben & weiterführende Literatur
Weblinks
- NetDoktor, "Schilddrüsenüberfunktion", 01.02.2024*
- gesundheit.gv.at, "Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)", 01.02.2024*
- Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, "Schilddrüsenüberfunktion", 01.02.2024*
- Deutsches Schilddrüsenzentrum, "Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)", 01.02.2024*
- https://www.gesundheitsinformation.de/, "Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)", 01.02.2024*
- Naturheilkompass, "Morbus Basedow – was Sie selbst tun können", 01.02.2024*
*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs
Heilpraktikerin und Texterin. In meiner Praxis in Saarbrücken arbeite ich in den Schwerpunkten Darmgesundheit und komplementäre Onkologie. Ich habe viel Freude daran, mich mit komplexen Gesundheitsthemen auseinander zu setzen und lege Wert darauf, diese gut lesbar zu verfassen. Schon immer haben mich Gesundheit und die Pflanzen am meisten fasziniert: Der menschliche Körper mit seinen Wundern und dem Streben nach Gleichgewicht, sowie die Gewächse am Wegesrand: ihre Signaturen, Inhaltsstoffe und Wirkweisen. Als Naturheilkundlerin und Texterin zu arbeiten, und dies in der Arbeit für Pascoe zusammenzufügen, macht großen Spaß. Und das spüren hoffentlich auch Sie. Mehr erfahren
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