Was ist die Konstitution? – welcher Konstitutionstyp bin ich?
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Kurz erklärt
Unter Konstitution versteht man in der Medizin die Gesamtheit der angeborenen, also genetisch festgelegten Anlagen eines Menschen. Aus diesen Anlagen ergeben sich charakteristische Eigenschaften, aber auch Schwachstellen eines jeden – also auch seine Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten. Die Konstitutionsmedizin hat das Ziel solche Schwachstellen zu stärken, damit Erkrankungen nicht zum Ausbruch kommen. Sie ist eine Erfahrungsmedizin, die von der wissenschaftlichen Medizin heute nicht mehr anerkannt wird. Sie bedient sich verschiedener Methoden, insbesondere der Homöopathie und der Ausleitungsverfahren.
Was ist Konstitutionsmedizin?
Ob konstitutionelle Veranlagungen zu einer bestimmten Erkrankung führen oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab: Alter, Geschlecht, Umweltfaktoren, Stress, andere Krankheiten und vieles mehr.
Die Reaktionsfähigkeit des Einzelnen auf die verschiedenen Einflüsse ist individuell sehr unterschiedlich. So reagieren manche Menschen schon auf schwache Reize mit Unwohlsein während andere diese noch gut abfangen können.
Da die Konstitution ererbt ist, kann sie nicht verändert werden. Es ist jedoch möglich, sie zu stärken. Das bedeutet: Mit konstitutionsstärkenden Maßnahmen und homöopathischen Konstitutionsmitteln kann die Schwachstelle gestärkt und damit die Reizschwelle erhöht werden. Dadurch kommt eine Krankheit – trotz Anfälligkeit (Disposition) – weniger schnell zum Ausbruch.
Mit anderen Worten: Konstitutionsmedizin will das Fass vorm Überlaufen bewahren.
Bildlich lässt sich das an einem überlaufenden Fass darstellen:
Unsere Konstitution bestimmt unser „Fassungsvermögen” für verschiedene schädliche Reize wie Stress, einseitige Ernährung, Schadstoffe, Bewegungsmangel, krankmachende Erreger. Irgendwann kommt es zum Überlaufen des Fasses und unsere Schwachstelle wird deutlich: beim Einen Infektanfälligkeit, beim Anderen Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Verdauungsprobleme, Stimmungsschwankungen, etc.
Schwere Infektionen oder Verletzungen können natürlich wie „echte Schäden am Fass” wirken und sofort zu bestimmten Symptomen führen.
Konstitutionstypen von der Antike bis heute
Schon die großen Gelehrten des Altertums Hippokrates und Galen haben Zusammenhänge zwischen Charakteren und der Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten beobachtet. Sie führten diese Zusammenhänge auf das Vorherrschen bestimmter Körpersäfte zurück. Aufgabe des Arztes war es, die fehlerhafte Säfte-Mischung (Dyskrasie) wieder in Harmonie (Eukrasie) zu bringen. Dazu dienten beispielsweise die Ausleitungsverfahren. Die entsprechende Krankheitslehre wird als Säftelehre (Humoralpathologie) bezeichnet.
Auf der Säftelehre basiert die Einteilung von Temperamenten, die wir auch heute noch gebrauchen: Sanguiniker, Phlegmatiker, Melancholiker und Choleriker.
Sanguiniker
Der vorherrschende Körpersaft des Sanguinikers ist das Blut. Dadurch ist er kraftvoll, energiereich und aktiv. Sanguiniker sind relativ heitere Menschen, nicht besonders nachtragend und eher optimistisch.
Phlegmatiker
Phlegmatiker sind nach der alten Säftelehre durch ein Überwiegen von Schleim geprägt. Sie gelten eher als träge, unflexibel, antriebslos, zurückgezogen, aber emotional stabil.
Melancholiker
Melancholiker werden nach der Säftelehre von der schwarzen Galle beherrscht. Das führt zu negativem Denken, ständigem Grübeln, Pessimismus, Resignation und psychischer Instabilität.
Choleriker
Der Choleriker hat zu viel Galle, die ihm sprichwörtlich oft überläuft: Er ist eher extrovertiert, neigt zu übertriebenen Reaktionen, häufigen Wut- und Gefühlsausbrüchen. Er ist leicht reizbar und selten zufrieden.
Konstitutionsmerkmal Körperbau
Die Einteilung nach der Statur des Körpers ist eine weitere Möglichkeit, einen Konstitutionstyp zu ermitteln. Sie geht auf den Psychiater Ernst Kretschmer in den 1920er Jahren zurück. Nach Kretschmers Beobachtungen bestehen enge Beziehungen zwischen Körperbau und verschiedenen Eigenschaften und Schwachstellen. Nach Kretschmer werden unterschieden: Pykniker, Athleten und Leptosome.
- Pykniker sind eher mittelgroß und gedrungen. Sie neigen dazu, leicht Fett anzusetzen, haben oft einen kurzen Hals und ein relativ breites Gesicht.
- Athletische Typen sind kräftig gebaut, haben meist breite Schultern und einen breiten oberen Brustkorb.
- Leptosome werden auch als Astheniker bezeichnet. Sie sind eher zart und schmal, mit schlanken Gliedmaßen und flachem Brustkorb. Sie gelten oft als wenig belastbar.
Moderne Konstitutionslehre
Unter anderen ist es dem Wiener Frauenarzt Dr. med. Bernhard Aschner (1883-1960) zu verdanken, dass das Wissen der großen Gelehrten – Hippokrates, Galen, Paracelsus – Einzug in die Medizin des 20. Jahrhunderts hielt und sich in Naturheilpraxen bis heute gehalten hat.
Er zeigte, dass Heilerfolge umso größer werden, wenn Patienten individuell behandelt werden
- leptosome Typen anders als Pykniker
- cholerische anders als melancholische Typen
- blonde anders als mediterrane
Heute nutzen Konstitutionsmediziner verschiedene Kriterien, um den Konstitutionstyp eines Menschen zu ermitteln:
- Charaktereigenschaften (Sanguiniker, Phlegmatiker, Melancholiker, Choleriker)
- Statur-Merkmale nach Kretschmer (Pykniker, Leptosom, Athlet)
- Merkmale im Gesicht, auf der Zunge, Form der Nägel
- Farbe und Struktur der Iris
Steht der Konstitutionstyp fest, kann die Behandlung von Beschwerden sinnvoll unterstützt werden durch:
- Konstitutionsmittel aus der Homöopathie
- andere Maßnahmen zur Unterstützung der Konstitution – insbesondere Ausleitungsverfahren und typgerechte Ernährung
Konstitutionsunterstützende Maßnahmen können nicht nur die Therapie unterstützen, sondern auch die Schwachstelle stärken. Damit erhöhen sie die Reizschwelle, damit Erkrankungen erst gar nicht ausbrechen.
Konstitution im Ayurveda
Nicht nur in unserer Kultur, also der traditionellen abendländischen Medizin, spielen Konstitutionstypen eine wichtige Rolle. Auch in den traditionellen Medizinsystemen anderer Kulturen, wie beispielsweise dem Ayurveda werden Patienten entsprechend ihrer Konstitution behandelt.
Aus Sicht des Ayurveda regeln die Lebensenergien die körperliche und auch die geistige Funktion eines Menschen. Somit sind sie für die individuelle Konstitution verantwortlich. Die entsprechenden Konstitutionstypen werden als Doshas bezeichnet. Es gibt drei Doshas im Ayurveda: Pitta, Kapha und Vata.
Vata-Dosha: typische Eigenschaften
- entweder sehr groß oder sehr klein
- eher zart gebaut
- trockene Haut
- leicht frierend
Pitta-Dosha: typische Eigenschaften
- mittelschwerer Körperbau
- Abneigung gegen Hitze
- ständig hungrig und gute Verdauung
- leicht erregbar, ärgerlich und ungeduldig
- unternehmungslustig und mutig
Kapha-Dosha: typische Eigenschaften
- neigt zu Übergewicht
- zeigt eine große Stärke und Ausdauer
- ruhig mit Hang zur Melancholie
Insbesondere die Ernährung spielt im Ayurveda eine wichtige Rolle. Individuelle Ernährungspläne werden erstellt, um das Gleichgewicht der Doshas zu beeinflussen. Für den Vata-Typ eignen sich vor allem Speisen, die in Öl zubereitet werden. Kühlende Lebensmittel, wie beispielsweise die Wassermelone sind gut für den Pitta-Typ. Der Kapha-Typ sollte fettarme und leichte Kost bevorzugen. Wir kennen Pitta-, Kapha- und Vata-Tees, die einzelnen Doshas unterstützen sollen, aber auch bestimmte Yoga-Übungen und Mittel aus der Homöopathie, die Pitta-, Kapha- oder Vata-Energien besonders unterstützen.
Konstitutionsmittel in der Homöopathie
Die Klassische Homöopathie versucht die Gesamtheit des Menschen zu erfassen, um das ganz individuell für ihn passende Mittel zu finden, welches sein homöopathisches Konstitutionsmittel ist. Dieses Mittel soll den Menschen insgesamt stärken. Es soll ihn wappnen, krankmachenden Einflüssen zu widerstehen und sich bei Krankheit schneller wieder zu erholen. Welches Mittel das passende ist, ermittelt der Homöopath durch so genanntes Repertorisieren. Das ist ein Begriff, der den speziellen Weg der Mittel-Findung in der Homöopathie beschreibt.
In vielen naturheilkundlichen Praxen dient aber auch die Augendiagnose bzw. Iridologie dazu, passende Mittel für die Patienten zu finden. Oft handelt es sich dabei um homöopathische Komplexmittel – beispielsweise aus dem System der Similiaplexe.
Iridologie: Der Blick ins Auge
Manche HeilpraktikerInnen und auch einige naturheilkundliche Ärzte und Ärztinnen nutzen die Informationen, die ihnen die Augen und ganz speziell die Iris verraten, um konstitutionelle Anlagen ihrer Patienten schneller zu erfassen. Die Augen verraten dem geübten Iridologen viel über angeborene Eigenschaften und Neigungen zu bestimmten Erkrankungen. Die Irisdiagnostik kennt beispielsweise folgende Konstitutionstypen:
- Lymphathischer Konstitutionstyp
- Cholerischer Konstitutionstyp
- Rheumatischer Konstitutionstyp
- Verdauungstyp
- Neurogen-sensibler Konstitutionstyp
Welcher iridologische Konstitutionstyp bin ich?
Erkennen Sie sich bei dieser Auswahl von typischen Konstitutionstypen wieder? Wollen Sie Ihre Konstitution unterstützen? Dann lassen Sie sich von Ihrem Heilpraktiker, naturheilkundlich orientierten Arzt oder Apotheker beraten, welches homöopathische Komplexmittel das für Sie passende Konstitutionsmittel ist.
Blaue Augen & blond
Blaue Augen und blonde Haare?
Neigung zu gehäuften Infekten?
Lymphatischer Konstitutionstyp
Zweifarbige Augen
Zweifarbige Augen (Pupille innen braun, außen hell)
Verdauungsprobleme?
Verdauungstyp
Blaue Augen
Blaue Augen?
Heftige Beschwerden in Stress-Situationen?
Neurogen-sensibler Konstitutionstyp
Helle Augen
Helle Augen?
Neigung zu entzündlich-rheumatischen Erkrankungen?
Rheumatischer Konstitutionstyp
Mein Traum war es schon als Schulkind, mal Biologie zu studieren, um später „irgendwas mit Natur“ machen zu können. Dieser Traum wurde Wirklichkeit: Ich studierte Biologie in Greifswald und Ulm und habe danach in der Naturheilkunde mein berufliches Zuhause gefunden. Seit 2001 bin ich Teil des medizinisch-wissenschaftlichen Teams von Pascoe Naturmedizin. Als Fachreferentin bin ich v.a. für die wissenschaftliche Produktinformation verantwortlich, wobei die Themen Homöopathie und Lymphe meine Schwerpunkte sind. Mehr erfahren
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