Leber: Funktion und Anatomie
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Kurz erklärt
Das etwa 1500 Gramm schwere Organ liegt im rechten Oberbauch, direkt unter dem Zwerchfell. Bei der Leber handelt es sich nicht nur um die größte Verdauungsdrüse des menschlichen Körpers, sondern auch um unser Stoffwechsel- und Entgiftungs-Organ. Häufige Erkrankungen der Leber sind Fettleber, Hepatitis und Leberzirrhose. Es gibt viele Möglichkeiten, die Lebergesundheit in Eigeninitiative zu unterstützen. Vor allem ein maßvoller Umgang mit den sogenannten „Genussgiften“ wie Zucker und Alkohol gehört dazu.
Lage: Wo genau befindet sich die Leber?
Sie befindet sich im rechten Oberbauch, direkt unter dem Zwerchfell. Sie ragt mit dem linken Rand über den Magen. Geschützt wird sie von den Rippenknochen. Nach unten hin grenzt sie an die rechte Niere, den Zwölffingerdarm, Magen und Dickdarm. Gallenblase, Bauchspeicheldrüse, Milz und der Dünndarm liegen in der Nachbarschaft.
Anatomie: Wie ist die Leber aufgebaut?
Die Anatomie ist recht komplex: Die Leber ist von einer bindegewebigen Hülle, der Leberkapsel, umschlossen und besteht aus zwei großen und zwei kleinen Leberlappen. Die beiden großen nennt man rechter und linker Leberlappen, wobei der rechte wesentlich größer ist: sechsmal größer als der linke Leberlappen. An der Unterseite dieser Lappen befinden sich die zwei kleinen Leberlappen, die Lobus quadratus (rechteckiger) und Lobus caudatus (geschwänzter) genannt werden. Zwischen ihnen liegt die Leberpforte, wo die Pfortader eintritt. Sie verzweigt sich dort in winzige Blutgefäße, die Leberkapillaren.
Die gesunde Leber hat eine weiche, gleichmäßige Struktur und ist von dunkel-rostbrauner Farbe. Sie ist das schwerste Organ des Körpers und die Hälfte ihres Gewichts macht das Blut aus. Dieses sauerstoffarme Blut ist sehr nährstoffreich und kommt über die Pfortader vom Darm zur Leber. Schaut man sich die Anatomie weiter an, erkennt man die Gliederung in acht Segmente, die weitgehend unabhängig voneinander arbeiten. Sie bestehen jeweils aus vielen Leberläppchen, die ein bis zwei Millimeter groß und sechseckig sind. Diese sind aus Leberzellen, den Hepatozyten, aufgebaut. Sie haben eine große Stoffwechselaktivität und sind verantwortlich für die Leberfunktion.
Funktion: Welche Aufgaben hat die Leber?
Es handelt sich um das zentrale Organ im Stoffwechsel und muss daher auch immer in Verbindung mit dem Darm, der Bauchspeicheldrüse und der Galle gesehen werden. Folgende Aufgaben sind die wichtigsten: Verwertung der Nahrungsbestandteile, also Stoffabbau, -Umbau, -Ausscheidung und -Speicherung; Entgiftung; Produktion lebenswichtiger Proteine und von Cholesterin als Grundlage verschiedener körpereigenen Stoffe und von Gallenflüssigkeit. Man kann auch sagen: Sie ist die Chemiefabrik des Körpers. Ohne sie ist Leben nicht möglich.
- Entgiften des Körpers
Schädliche Stoffe, die von außen zugeführt werden oder im Stoffwechsel entstehen, werden unschädlich gemacht. Dies betrifft beispielsweise Medikamente, Alkohol und Drogen. - Bildung von Stoffen
Die Faktoren für die Blutgerinnung werden hier gebildet. Dazu gehört das Fibrinogen, ein so genanntes akute-Phase-Protein. Außerdem werden andere Eiweiße produziert, die im Bedarfsfall den Heilungsprozess im Körper unterstützen. Das Organ stellt auch den Großteil des Cholesterins her, aus dem dann verschiedene körpereigene Wirkstoffe, wie Hormone und Gallensäure synthetisiert werden. In den ersten sieben Monaten der Schwangerschaft ist sie für die Blutbildung des Fötus verantwortlich. - Produktion der Gallenflüssigkeit
Bis zu einem Liter Galle werden hier täglich produziert. Über die Gallengänge gelangt die Galle mit den Gallensäuren in die Gallenblase. Dort wird sie gespeichert und im Bedarfsfall ausgeschüttet. - Verwertung von Nährstoffen
Die Bausteine des Lebens - Kohlenhydrate, Fette, Proteine – aber auch Vitamine gelangen über das Blut der Pfortader vom Darm in die Leber und werden dort aufgenommen, umgewandelt, abgebaut oder verwertet. Um dies zu gewährleisten, filtert die Leber etwa 1,5 Liter Blut pro Minute! - Speichern von Nährstoffen
Was nicht direkt, sondern erst später gebraucht wird, kommt in den Vorrat. So zum Beispiel als Glykogen – die Speicherform von Zucker. Wenn der Blutzuckerspiegel sinkt, wird das Glykogen wieder zu Glucose aufgespalten und ans Blut abgegeben. Ähnliches macht unser Speicherorgan auch mit bestimmten Vitaminen und Fetten.
Lebererkrankungen
Nicht nur Medikamente und Gifte wie Alkohol belasten unser Entgiftungsorgan, sondern auch schlechte Ernährung mit zu hohem Eiweiß-Anteil und mangelnde Bewegung. Werden wegen Leberfunktionsstörungen toxische Substanzen unzureichend ausgeschieden, kommt also die Leber ihrer Funktion, den Körper zu entgiften nicht ausreichend nach, können die Gifte sogar den Hirnstoffwechsel beeinträchtigen. Da die Funktionen im Körper so vielfältig sind, haben Erkrankungen oft schwere gesundheitliche Folgen und sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen – trotz der hohen Regenerationsfähigkeit, die die Leberzellen haben.
Welche Erkrankungen der Leber gibt es?
- Leberentzündungen werden als Hepatitis bezeichnet und können akut oder chronisch verlaufen. Wir kennen beispielsweise Hepatitis A, B und C.
Meist durch Viren verursacht ist Hepatitis A, die häufigste Infektionskrankheit auf Reisen. Wie auch gegen Hepatitis B kann man sich gegen sie impfen lassen. Das Hepatitis-C-Virus wird durch Blut übertragen und steht häufig in Zusammenhang mit Drogenmissbrauch. - Bei der Leberzirrhose ersetzt sich das Lebergewebe durch Bindegewebe. Dann kann das Organ seine Funktionen nicht mehr erfüllen. Häufig wird die Zirrhose durch Alkohol, Virusinfektionen oder andere Stoffwechselerkrankungen verursacht.
- Eine Fettleber entsteht, wenn der Fettgehalt der Leberzellen übermäßig hoch ist. Dies kann bei Übergewicht und ebenso bei Alkohol- und Medikamentenmissbrauch entstehen. Eine Sonderform der Fettleber ist die nicht-alkoholische-Fettleber. Hier handelt es sich in der Regel um eine Folge von Fehlernährung: zu viel Zucker und Fett.
- Das hepatozelluläre Karzinom ist eine seltene Krebserkrankung, die vor allem Männer betrifft. Es kann von den Leberzellen ausgehen, von den Gallengängen oder den Blutgefäßen.
Symptome: Wie merke ich, dass meine Leber nicht in Ordnung ist?
Auch, wenn die Leber sehr belastet ist, zeigen sich keine eindeutigen, sondern eher unspezifische Symptome. Sie leidet still und ohne Schmerzen zu verursachen. Eine Leberschwäche oder der Vorbote einer chronischen Lebererkrankung zeigen sich häufig in Müdigkeit und Energielosigkeit. Auch Konzentrationsprobleme können ein Hinweis sein. Der Bauchumfang kann zunehmen. Mit Fortschreiten der Belastung, wenn zum Beispiel eine Fettleber vorliegt oder wenn in der Gallenblase Steine sind, kann der Stuhl lehmfarben werden. Juckreiz kommt vor, wenn die Gallensäure nicht richtig abtransportiert werden kann.
Eine Lebererkrankung kann lange unbemerkt bleiben. Spürbar kann sie auch daran werden, dass die Vitalität im Leben deutlich nachlässt, weil die Nährstoffe aus dem Darm nicht verwertet werden können. Die Erfahrungsheilkunde sagt: „Die Müdigkeit ist der Schmerz der Leber.“ Folgender Satz fällt dann häufig: „Ich bin schon gleich wieder müde, wenn ich morgens aufgestanden bin“.
Was sind Leberwerte?
Sind die Leberzellen, also die Hepatozyten geschädigt, zeigen sich einige Enzyme im Blutserum erhöht. Diese Enzyme werden als so genannte Leberwerte im Blut gemessen. Dabei gilt: Je höher deren Anstieg, desto schwerwiegender die Erkrankung.
Folgende Leberenzyme werden häufig gemessen:
- GPT: Glutamat-Pyruvat-Transaminase bzw. ALAT (Alanin-Aminotransferase)
- GOT: Glutamat-Oxalacetat-Transaminase bzw. ASAT (Aspartat-Aminotransferase)
- Gamma-GT: Gamma-Glutamyltransferase
- AP: alkalische Phosphatase
Gamma-GT ist der empfindlichste Parameter für Schäden der Leberzellen. Das heißt, dass er oft der erste Leberwert ist, der ansteigt. Oft wird auch das Bilirubin bestimmt. Eine Erhöhung kann einen Hinweis auf einen Gallestau bei Gallensteinen geben.
Risikofaktoren: Was gefährdet die Leber?
Wenn man die vielfältigen Aufgaben der Leber und ihre Anatomie bedenkt, ist es leicht vorstellbar, dass die sogenannte westliche Ernährung mit viel Weißmehlprodukten, Zucker und Fett – hier spielen v.a. die gesättigten Fettsäuren eine Rolle - sowie Genussgiften ihr zuweilen sehr zusetzen kann. Auch Medikamente wie zum Beispiel Paracetamol werden über die Leber verstoffwechselt bzw. entgiftet und können sie belasten.
Belastend sein kann ein Zuviel an:
- stark zuckerhaltigen Getränken und Speisen
- Fruchtzucker und Sirup
- Weißmehlprodukten
- Fertiggerichten
- Paniertem, Frittiertem
- Alkohol
- Medikamenten
- Umweltgiften und anderen Toxinen
Wer gerne reist, kann sich gegen Hepatitis A und B impfen lassen. Auf jeden Fall sollte man in tropischen Ländern strenge Hygieneregeln einhalten und auf Rohkost, Eiswürfel und Speiseeis verzichten.
Leberschutz: Wer sich aber ausgewogen ernährt, mit einem geringen Fleischanteil und dafür viel Obst und Gemüse isst, entlastet das Organ. Auch Fisch und Omega-3-Fettsäuren sind von Vorteil. Bewegung wirkt sich günstig auf die Lebergesundheit aus, da die Durchblutung und der Stoffwechsel angeregt werden.
Quellenangaben & weiterführende Literatur
Weblinks
- "Leber", 13.05.2024*
- "Die Funktion der Leber", 13.05.2024*
- "Leber", 13.05.2024*
- "Leberwerte", 13.05.2024*
- "Die Leber", 13.05.2024*
*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs
Mein Traum war es schon als Schulkind, mal Biologie zu studieren, um später „irgendwas mit Natur“ machen zu können. Dieser Traum wurde Wirklichkeit: Ich studierte Biologie in Greifswald und Ulm und habe danach in der Naturheilkunde mein berufliches Zuhause gefunden. Seit 2001 bin ich Teil des medizinisch-wissenschaftlichen Teams von Pascoe Naturmedizin. Als Fachreferentin bin ich v.a. für die wissenschaftliche Produktinformation verantwortlich, wobei die Themen Homöopathie und Lymphe meine Schwerpunkte sind. Mehr erfahren
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