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Schilddrüse

Schilddrüsenunterfunktion: Tipps für eine ganzheitliche Therapie

Von Helga Wiesmann
erstellt

Kurz erklärt

Von einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) spricht man, wenn die Schilddrüse nicht ausreichend Schilddrüsenhormon bildet. Dadurch entsteht ein Hormonmangel, der sich auf den gesamten Stoffwechsel auswirkt. Er verlangsamt sich. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer: Fast jede zehnte Frau leidet an einer Schilddrüsenunterfunktion. Die medizinische Behandlung besteht in der Gabe von L-Thyroxin, das meist dauerhaft eingenommen wird. Patientinnen können durch Ernährung und Lebensstil viel dazu beitragen, dass der Schwung im Leben gewahrt bleibt.

Schilddrüsenunterfunktion Symptome

Symptome

Bei Erwachsenen entsteht die Hypothyreose oft schleichend, bei Frauen besonders häufig einhergehend mit den hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre. 

Wie merkt man, dass die Schilddrüse nicht mehr richtig arbeitet?
Zunächst sind die Anzeichen eher unspezifisch. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, niedriger Puls, Verstopfung können Hinweise sein. Ein Mensch mit dieser Erkrankung spricht und fühlt in etwa so: „Ich kenne mich selbst nicht mehr und fühle mich wie ausgebremst. Immer die Müdigkeit, der Körper ist schwer, die Haare sind wie Stroh, und Abnehmen geht nicht mehr.“

Da der gesamte Stoffwechsel betroffen ist, sind die Symptome sehr vielfältig und finden sich sowohl auf körperlicher Ebene als auch psychisch:

Körper:
Häufiges Symptom ist eine leichte bis mäßige, aber sehr hartnäckige Gewichtszunahme bei geringem Appetit. Bemühungen zur Gewichtsreduzierung verlaufen oft ohne Erfolg. Die Schilddrüse kann vergrößert sein. Es kann zu Haarausfall kommen, die Haare sowie auch die Haut werden trockener. Die Stimme wird tiefer und oft auch heiser. Das Hautbild verändert sich. Das Gesicht wirkt teigig-aufgeschwollen, manchmal ist die Zunge vergrößert. Es kann Schwerhörigkeit auftreten. Die Menstruation ist stark und eher unregelmäßig. Wenn das Wunschkind auf sich warten lässt, kann auch dies auf eine Schilddrüsenerkrankung hinweisen. Bei Männern kann es zu Erektionsstörungen kommen. Von einer Hypothyreose betroffene Menschen sind eher kälteempfindlich und schwitzen wenig. Bei Anstrengung kommen sie leicht in Atemnot. Die Reflexe sind verlangsamt, Muskeln und Gelenke können schmerzen. Auch die Verdauung kann betroffen sein – so ist die chronische Verstopfung ein häufiges Symptom einer Schilddrüsenunterfunktion.
Viele dieser Symptome können auch andere Ursachen haben, vor allem auch bei älteren Menschen. Doch macht sich eine Hypothyreose in der Regel an mehreren Stellen gleichzeitig bemerkbar, und dadurch kann sich der Verdacht festigen.

Psyche:
Wenn der Stoffwechsel ausgebremst wird, kann sich die Erkrankung auch an emotionalen Symptomen zeigen: Der Antrieb ist nicht mehr gegeben, Betroffene kommen morgens schwerer aus dem Bett und klagen auch tagsüber über Müdigkeit und Erschöpfung. Konzentrations- und Gedächtnisstörungen werden sorgenvoll bemerkt und zuweilen mit den ersten Zeichen einer Demenz verwechselt. Bei einer Hypothyreose sinkt das Energieniveau, ausgedehnte Stimmungstiefs können auftreten - im Extremfall sogar bis zur Entstehung einer Depression.

Ursachen

Wie kommt es zu einer Schilddrüsenunterfunktion?
Sie kann mehrere Gründe haben. Oft ist die Ursache eine Thyreoiditis, also eine Entzündung der Schilddrüse. Doch kann auch anhaltender Jodmangel, eine Operation, Bestrahlung im Hals- und Gesichtsbereich oder eine Radiojodtherapie die Ursache sein. Sehr selten sind Funktionsstörungen der Hypophyse oder des Hypothalamus der Grund.

Häufige Ursachen für eine Hypothyreose:

Die Schilddrüsenunterfunktion kann in seltenen Fällen auch angeboren sein. Dann wird ein Kind entweder ohne Schilddrüse geboren oder sie ist fehlerhaft entwickelt oder die Produktion von Schilddrüsenhormon läuft von Beginn an nicht richtig. Wird eine schwangere Frau mit einer Schilddrüsenüberfunktion medikamentös zu hoch eingestellt, kann das Kind im Mutterleib eine Unterfunktion ausbilden. 

Man unterscheidet zwischen

Die primäre Unterfunktion liegt in der Schilddrüse selbst begründet und ist die häufigste Erkrankung. Sie kann angeboren oder erworben sein. Die Ursache der sekundären Unterfunktion ist, dass die Hypophyse, also die Hirnanhangdrüse zu wenig TSH produziert. Dies ist sehr selten. Tritt aber zum Beispiel auf durch ein Schädel-Hirn-Trauma, eine OP oder Bestrahlung. Die tertiäre Unterfunktion ist noch seltener. Deren Ursache liegt in der Chefetage des hormonellen Kreislaufes: wenn der Hypothalamus zu wenig des TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon) herstellt.
Ausführliche Informationen zu den Schilddrüsenhormonen finden Sie im Text Schilddrüse: Funktion, Erkrankungen und Bedeutung für die Gesundheit

Was ist eine latente Schilddrüsenunterfunktion?
Eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt sich in der Regel über eine längere Zeit hinweg. Von einer latenten Hypothyreose spricht man, wenn die Unterfunktion noch nicht in den Vordergrund getreten ist. Dabei liegen dann das Schilddrüsenhormon Thyroxin und Trijodthyronin im Normbereich, aber das TSH ist erhöht.

Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion

Schon in der Anamnese kann ein Geübter Symptome erkennen, wie beispielsweise, dass der Gesichtsausdruck stumpf wirkt, Haarausfall vorliegt, das Haar spröde und trocken und das Gesicht geschwollen wirkt. Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit und Verstopfung können Symptome sein. Auch ein niedriger Puls gibt Hinweis auf das Vorliegen einer möglichen Hypothyreose.
Gesichert wird die Diagnose anhand der Bestimmung von Blutwerten – allen voran der des TSH im Blut. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH Spiegel erhöht.
Zuweilen werden auch die Schilddrüsenhormone T4 und T3 gemessen und die Schilddrüsenantikörper bestimmt. Zur weiterführenden Diagnose kann eine Ultraschalluntersuchung angeregt werden und gegebenenfalls ein Szintigramm, um die genaue Ursache zu klären.

Wie hoch ist der TSH-Wert bei einer Schilddrüsenunterfunktion?
Ein TSH-Wert über 4 mU/l gilt bei Erwachsenen bis zum 70. Lebensjahr als „erhöht“. Bei Menschen zwischen 70 und 80 Jahren gilt ein TSH bis 5 mU/l als normal und bei Menschen über 80 Jahren ist ein TSH-Wert bis 6mU/l als in der Norm liegend einzuschätzen.

Behandlung der Hypothyreose

Die Behandlung erfolgt durch die Gabe von Schilddrüsenhormon. Der Wirkstoff nennt sich Levothyroxin bzw. L-Thyroxin. Man beginnt die Therapie mit niedriger Dosierung und steigert dann langsam bis zu dem Punkt, an dem der TSH-Wert wieder normal ist. Die regelmäßige Kontrolle des TSH alle sechs bis zwölf Monate ist ausreichend. Im Fall einer Schwangerschaft wird oft eine höhere Dosierung notwendig sein. Wer mit seinem TSH-Wert gut eingestellt ist, hat in der Regel keine Beschwerden mehr und es ist unbedenklich, L-Thyroxin lebenslang zu nehmen. Auch die Hashimoto-Thyreoiditis wird mit Schilddrüsenhormon behandelt.

Wie lange dauert es, bis eine Schilddrüsenunterfunktion richtig eingestellt ist?
Die Behandlung wird zunächst langsam eingeleitet, um den Körper nicht mit einer zu hohen Dosis Schilddrüsenhormon zu überfordern. Von daher kann es einige Wochen bis Monate dauern, bis die Therapie greift und die richtige Wirkstärke von L-Thyroxin gefunden ist. Zu Beginn wird der TSH engmaschiger kontrolliert und die Dosis kleinschrittig erhöht. Ein wesentlicher Hinweis dafür, dass die Behandlung sich der optimalen Dosis annähert, ist dass sich der Patient oder die Patientin wieder wohler fühlt: „So langsam kenne ich mich wieder.“

Kann sich eine Schilddrüsenunterfunktion von allein wieder zurückbilden?
Bei einer Hypothyreose wird – meistens aufgrund einer Entzündung - nicht mehr ausreichend Hormon in der Schilddrüse gebildet. In der Regel ist eine lebenslange Therapie nötig, die den Mangel ausgleicht. Wer sich allerdings sehr bewusst ernährt und die entsprechenden Mikronährstoffmängel behandelt, wird vielleicht mit einer relativ niedrigen Dosierung eine stabile Funktion der Schilddrüse erreichen.

Ernährung bei Hypothyreose

Eine „richtige Ernährung“ für die Schilddrüse oder gar eine „Hashimoto Diät“ gibt es nicht. Trotzdem sind die Schilddrüsenhormone nicht alles, was die Schilddrüse braucht! Mikronährstoffmängel verschlechtern die Funktion der Schilddrüse und rufen zum Teil auch ähnliche Symptome wie bei einer Schilddrüsenunterfunktion hervor. Ein guter Mikronährstoffhaushalt wird durch die Ernährung unterstützt. Da es sich bei einer Hashimoto-Thyreoiditis, oft die Ursache einer Unterfunktion der Schilddrüse, um eine entzündliche Erkrankung handelt, liegt der Schwerpunkt auf einer anti-entzündlichen Ernährung. Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion sollten in diesem Sinne auf eine ausgewogene Ernährung achten, orientiert an der Mittelmeerdiät. In buntem Gemüse und Obst stecken viele wichtige Antioxidanzien. Vollkornprodukte und Omega-3-Fettsäuren aus fettem Fisch sollen ebenso entzündungshemmend wirken. Eine rein vegane Ernährung ist eher nicht anzuraten, denn Fleisch liefert Vitamin B12, Eisen und Selen.

Die Bedeutung von Jod, Selen, Eisen und anderen Nährstoffen

Durch die intensive Landwirtschaft gibt es in deutschen Böden wenig Selen. In Bezug auf Jod ist Deutschland wieder als Mangelgebiet benannt worden. Sind diese Spurenelemente im Körper zu wenig verfügbar, kann dies dazu beitragen, eine autoimmune Hashimoto-Thyreoiditis auszulösen. Je stärker Selenmangel, Jodmangel und Eisenmangel ausgeprägt ist, desto höher ist das Risiko.

Andere Nährstoffe
Wesentlich in Bezug auf Erkrankungen der Schilddrüse sind des weiteren Vitamin A, Vitamin B12, Vitamin D, Q10, Zink, sowie Tyrosin und Omega-3-Fettsäuren.

Schilddrüsenunterfunktion natürlich behandeln

Die Hypothyreose ist medikamentös gut zu behandeln und wer gut eingestellt ist, lebt ein beschwerdefreies Leben, ohne an Lebensqualität einzubüßen. Doch ist die Schilddrüsenunterfunktion ein komplexer Vorgang im gesamten Körper. Von daher haben viele Menschen zu Recht das Bedürfnis nach einer ganzheitlichen Therapie. Denn hier wird nicht nur mechanisch ein Mangel ausgeglichen, sondern danach gefragt, was die Schilddrüse eigentlich braucht, um gut zu funktionieren. Pflanzliche Mittel können die Balance der Schilddrüse unterstützen, zum Beispiel der Blasentang (Fucus) oder Wolfsfuss (Lycopus) 
Die ganzheitliche Therapie kann mit folgenden Stichworten beschrieben werden:
 

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Bücher

Artikel

Weblinks

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

Helga Wiesmann
Die Autorin Helga Wiesmann

Heilpraktikerin und Texterin.  In meiner Praxis in Saarbrücken arbeite ich in den Schwerpunkten Darmgesundheit und komplementäre Onkologie. Ich habe viel Freude daran, mich mit komplexen Gesundheitsthemen auseinander zu setzen und lege Wert darauf, diese gut lesbar zu verfassen. Schon immer haben mich Gesundheit und die Pflanzen am meisten fasziniert: Der menschliche Körper mit seinen Wundern und dem Streben nach Gleichgewicht, sowie die Gewächse am Wegesrand: ihre Signaturen, Inhaltsstoffe und Wirkweisen. Als Naturheilkundlerin und Texterin zu arbeiten, und dies in der Arbeit für Pascoe zusammenzufügen, macht großen Spaß. Und das spüren hoffentlich auch Sie. Mehr erfahren

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