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Naturmedizinischer Wirkstoff Wermut

Wermut
Wissenschaftlicher Name:Artemisia absinthum
Familie: Korbblütengewächse
Unterfamilie:Asteroideae
Gattung:Artemisia
Trivialname(n) und Synonyme:Bitterer Beifuß, Alsem, Wermutkraut

Artemisia: der Göttin Artemis geweiht

Eng miteinander verwandt sind die drei aromatisch duftenden Korbblütler Wermut (Artemisia absinthium), Beifuß (Artemisia vulgaris) und Eberraute (Artemisia abrotanum). Deren Name Artemisia soll von der Göttin Artemis abgeleitet sein, die oft mit der Göttin der Geburt Ilithia gleichgesetzt wird.

Er zeigt die Hochachtung unserer Vorfahren für diese einheimischen Pflanzen als Frauenmittel. Sie wurden seit jeher gebraucht, um bei verschiedensten Frauenleiden, aber auch Schwangerschaft und Geburt zu unterstützen. Dafür wurden meist nur die oberen Blätter der Heilpflanzen verwendet.

Wermut: der bittere Beifuß

Alle 3 Heilpflanzen sind bei uns in Mitteleuropa heimisch und auch in ganz Europa verbreitet. In Amerika wurden sie bereits im Mittelalter durch die Spanier eingeschleppt - als Yerba santa, also Heiliges Kraut.
Der Wermut ist auch als Bitterer Beifuß bekannt – wegen seines hohen Gehaltes an Bitterstoffen. Der hat es sogar zu einer typisch deutschen Redewendung gebracht: dem Wermutstropfen an einer Sache - als Bezeichnung für etwas, was einen bitteren Beigeschmack hat.
Der Wermut kommt zwar überall in Europa gelegentlich vor, größere Wildvorkommen kennt man aber besonders aus dem Wallis in der Schweiz.

Wermut ist für alles gut

Genau genommen heißt dieser ursprünglich bergische Spruch ja: „Wermot ist för alles got”. Er deutet darauf hin, dass das Wermutkraut seit Jahrtausenden eine große Bedeutung sowohl als Arznei- als auch als Genussmittel hat. Die Heilige Hildegard von Bingen lobte ihn als „wichtigsten Meister gegen alle Erschöpfungen“.

Aber auch die Ungenießbarkeit bzw. Giftigkeit der Pflanze in höherer Dosierung war wohl schon früh bekannt und kommt im Namen absinthum zum Ausdruck. Das kann abgeleitet werden vom apsinthos für unerfreulich oder auch von apinthos für untrinkbar.

Wermut tut dem Magen gut

Von der wohltuenden Wirkung der Pflanze auf den Magen-Darm-Trakt wusste schon Paracelsus. Er wusste aber auch, dass das eher den vollen Magen betrifft, also zum Beispiel Blähungen nach dem Essen. Auf leeren Magen reizt Wermutkraut dagegen unter Umständen sogar. Grund dafür ist der hohe Gehalt an Bitterstoffen, die den Appetit und die Bildung von Verdauungssäften anregen. Diese wiederum sind auch der Grund dafür, dass Weidevieh den Wermut meidet. Auch das wusste Paracelsus: „Alle Kräuter, die die Kühe meiden, haben eine große Kraft!“. Ob diese Kraft als Medizin wirkt oder als Gift – das ist eine Frage der Dosis. Wie so oft bei Heilpflanzen. Der Wermut spielt in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Rolle: Während er als Wermutwein leicht bitter und damit ein beliebter Aperitif ist, ist der echte Absinth, also der wirklich mit Wermut hergestellteSchnaps schon seit Jahrzehnten in Europa verboten.

Wermut oder Absinth?

Das frische oder getrocknete Wermutkraut hat man schon in der Antike zur Herstellung von Wermutwein verwendet. Ende des 18. Jahrhunderts erfand der in der Schweiz lebende Franzose M. Pernod den smaragdgrünen Absinth. Dafür destillierte er zunächst eine Maische aus verschiedenen Kräutern. Später wurde nur das destillierte ätherische Öl des Wermuts zugesetzt, weil der gesamte Kräuterauszug meist zu bitter wurde. Nach anderen Rezepturen wurde dieses berühmte Getränk auch einfach als alkoholischer Auszug aus verschiedenen Kräutern hergestellt. Bereits im 19. Jahrhundert war der Absinth eine Modedroge in Künstlerkreisen: Toulouse-Lautrec, Paul Gauguin, Edouard Manet und Vincent van Gogh, aber auch Ernest Hemingway und Victor Hugo sind bekannte Protagonisten.

Das Problem am Absinth ist der hohe Gehalt an dem Inhaltsstoff Thujon. Thujon ist ein Bestandteil des ätherischen Öls, das nicht nur im Wermut, sondern auch in Thuja und vielen Chrysanthemen-Arten enthalten ist. Das Nervengift Thujon wirkt abtreibend und kann bleibende psychische Schäden hervorrufen. Dieses Phänomen ist unter der Bezeichnung Absinthismus bekannt und führte dazu, dass echter Absinth heute weltweit verboten ist - genauso wie die früher übliche Aromatisierung und Bitterung verschiedenen Spirituosen mit Thujon. Szene-Drinks, die unter dem Namen „Grüne Fee“ angeboten wurden und werden, enthielten früher echten Absinth.  Da dieser schon seit rund 100 Jahren europaweit verboten – bei Androhung empfindlicher Geldstrafen, sind es heute meist andere Kräutermischungen.

Der Wermutwein enthält – ebenso wie Wermut-Tees und Arzneimittel mit Wermutkraut – keine größeren Mengen an Thujon. Dadurch kann sich die positive und verdauungsfördernde Wirkung voll entfalten.

Meist wird empfohlen, Arzneimittel mit Bitterstoffen schon vor dem Essen einzunehmen, damit die Produktion der Verdauungssäfte angeregt wird. Aber auch als Bestandteil eines Tees zur Förderung der Verdauung und Verhinderung von Blähungen nach dem Essen tut Wermut sehr gut.

In der Homöopathie finden die frischen oberen Pflanzenteile Verwendung. Artemisia absinthium ist vor allem in homöopathischen Komplexmitteln enthalten, die zur Behandlung von Schmerzen, Übelkeit und Entzündungen im Magen-Darm-Bereich dienen.

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Bücher

  • Schilcher, H.: Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer. Elsevier GmbH, 5. Auflage 2016*
  • Hiller, K., Melzig, MF: Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, Sonderausgabe für Area Verlag GmbH 2007*
  • Madaus, G.: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Mediamed Verlag 1989 1938*

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

Homöopathische Anwendung von Wermut

der Magen-Beruhiger unterstützt bei:

  • Magenschleimhautentzündung
  • Krämpfen
  • Übelkeit
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Bitte beachten Sie: Alles, was die Gesundheit unterstützen kann, kann ihr auch schaden. Häufig ist das eine Frage der Dosis oder der Verträglichkeit mit anderen Arzneimitteln und möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen. Dieses Wirkstoff-Porträt nennt nicht alle Eigenschaften, die bei der arzneilichen Anwendung beachtet werden müssen. Lassen Sie sich daher über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen von Arzneimitteln.

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