Naturmedizinischer Wirkstoff Rizinusöl
Wiss. Name: | Oleum ricini |
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Kurz erklärt!
Rizinusöl stammt aus den Samen des Wunderbaums "Ricinus communis". Bei der Ölgewinnung werden die giftigen Bestanteile Ricin und Ricinin entfernt. Es kann in vielerlei Hinsicht wirken und eingesetzt werden. Das kaltgepresste Öl wird innerlich oftmals bei Verstopfung oder zur Darmsanierung angewandt; äußerlich findet es zunehmend Beachtung im kosmetischen Bereich für Haut, Haare und Wimpern.
1. Was ist Rizinusöl?
Rizinusöl ist ein wertvolles fettes Öl, das aus den Samen des Wunderbaums gewonnen wird. Es besteht zum größten Teil aus der sogenannten Ricinolsäure. Weitere Bestandteile sind unter anderem die Linolsäure, Stearinsäure und Palmitinsäure. Auch Vitamin E gehört zu den Inhaltsstoffen. Es handelt sich um eine klare, fast farblose bis schwach gelbe Flüssigkeit mit einem recht unangenehmen Geschmack.
Der deutsche Name Wunderbaum kommt vermutlich daher, dass sein Wachstum unter Idealbedingungen extrem stark ist: Innerhalb von wenigen Monaten kann er bis zu 5 Meter hoch werden. Die tropische Nutzpflanze - auch "Ricinus communis" genannt - findet man in Südeuropa häufig verwildert an Wegrändern. In Mitteleuropa wird sie wegen ihrem auffälligen Aussehen auch als Zierpflanze angeboten. In diesem Zusammenhang ist Ricinus communis besser bekannt als Palma Christi. Ihre Samen werden von einer ansehnlichen rotbraunen Schale umgeben und deshalb auch gerne zu Schmuckketten verarbeitet. Da Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, kann der Samen auch an eine vollgesogene Zecke erinnern. Daher erhielt die Pflanze vermutlich ihren Namen: Das lateinische Wort "ricinus" bedeutet so viel wie Zecke. Denkbar wäre aber auch, dass es genau andersrum war und die Zecke nach dem Baum benannt wurde. Eine weitere Besonderheit des Samens sind seine giftigen Bestandteile. Die beiden Inhaltsstoffe Ricin und Ricinin sind bereits in sehr geringen Mengen tödlich für den menschlichen Körper. Mittels Kaltpressung und anschließender Wasserdampfbehandlung werden diese Stoffe jedoch zu 100% aus dem Öl entfernt. Teilweise findet man auch die Begriffe Kastoröl oder Castor Öl als Synonyme, die sich aus der englischen Übersetzung Castor Oil ergeben.
2. Für was ist Rizinusöl alles gut?
Das Öl besitzt vielfältige Einsatzgebiete. Bei innerlicher Anwendung entwickelt es eine stark abführende Wirkung, äußerlich wird es bei Hautproblemen oder zur Pflege von Haut und Haaren genutzt. Industriell findet man es unter anderem als Schmiermittel oder Bindemittel für Farben und Lacke.
Volksmedizinisch wird das Öl schon seit langer Zeit als Abführmittel bei akuter Verstopfung eingesetzt. Hierzu finden sich Empfehlungen für eine Einnahme von 5 ml - 10 ml in der Literatur, die jedoch nur für eine kurzfristige Anwendung geeignet sind. Auch zur Behandlung von Wurmerkrankungen, zur Darmreinigung oder zur Darmentleerung vor Operationen findet man in der Erfahrungsheilkunde Hinweise auf mögliche Einsatzgebiete. Hierbei werden einmalig hohe Dosierungen von 30 ml - 55 ml empfohlen.
Wegen seiner guten Löslichkeit in Alkohol besitzt es außerdem eine große Bedeutung in der Kosmetik und ist zum Beispiel in Haarwässern und Hautpflegemitteln enthalten. Bereits in der Antike wurde es als Brennöl und Kosmetikum eingesetzt, geblieben ist bis heute das zweite Anwendungsgebiet. Dieses erfreut sich einer immer größer werdenden Beliebtheit. Die griechischen Ärzte nutzen es im Altertum vor allem als Salbe bei Krätze, Narben und Geschwüren. Auch als Haarwuchsmittel wurde es damals bereits angewandt. Das Öl soll eine besonders pflegende und positive Wirkung auf Haut, Haare und Wimpern haben und wird für diese Anwendung heutzutage kaltgepresst empfohlen. Da es ein recht zähflüssiges Öl ist, bildet es auf der Haut einen mechanischen Schutzfilm aus, der eine Austrocknung durch Wasser verhindert. Diese Wirkung kann man sich auch bei Fissuren (kleine Einrisse von Haut bzw. Schleimhaut) oder Schrunden zunutze machen. Bei der Behandlung von Warzen, Altersflecken und Narben kann das Öl durch seine pflegende und leicht antientzündliche Wirkung einen positiven Beitrag leisten.
Populär geworden ist kaltgepresstes Rizinusöl in den letzten Jahren vor allem für seine haarwuchsunterstützende Wirkung auf Wimpern. Diese Anwendung beruht auf langer Tradition und Erfahrungswerten, weniger auf wissenschaftlichen Studien. Durch Auftragen an den inneren Kranz der Wimpern soll deren Wachstum unterstützt werden. Allerdings darf das Öl dabei nicht in die Augen gelangen, um keine Reizungen zu verursachen. Eine tägliche Anwendung auf trockener Haut ist ebenso möglich, doch sollte das Öl nach einer gewissen Zeit mit Wasser wieder abgenommen werden, da es für normale Hauttypen einen zu hohen Fettgehalt aufweist. Es wird häufig als regelrechtes Beauty-Produkt beworben, das zur Make-up Entfernung und Reinigung der Haut, zur Pflege von trockenen Haaren oder als Anti-Aging Produkt bei kleinen Fältchen genutzt werden kann.
3. Rizinusöl als Abführmittel?
In Europa wird das Öl seit dem 18. Jahrhundert als Abführmittel und zur Darmreinigung eingesetzt. Vor allem die enthaltene Ricinolsäure ist für die Wirkung gegen Verstopfung verantwortlich. Durch eine vermehrte Abgabe von Wasser in den Darm und den Einfluss auf die Muskeltätigkeit des Dünndarms kommt es zu einer Verflüssigung des Stuhls und einer erleichterten Entleerung. Diese Wirkung erklärt auch den Einsatz in der Darmsanierung. Die Darmreinigung ist üblicherweise der erste Teil einer Darmsanierung und bildet somit den Beginn vieler Heilfastenkuren. Heilfasten wird seit jahrtausendalter Tradition zur Wiederherstellung einer gesunden Darmflora, zum Abnehmen oder zur "Entgiftung" angewandt. Zudem wird eine Darmreinigung auch oftmals vor Darmspiegelungen oder als Vorbereitung auf Operationen durchgeführt.
In der Erfahrungsheilkunde beginnt das Fasten mit einer Darmreinigung zunächst durch die Einnahme eines natürlichen Abführmittels. Dabei ist unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr durch Wasser oder Tee zu achten. Laut DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) wird eine Fastenkur am besten in einer Gruppe und unter ärztlicher Betreuung empfohlen.
Bei einer Dosierung von 10 ml - 30 ml tritt nach circa 4 - 6 Stunden die Wirkung ein. Gelegentlich werden leichte Magen-Darm-Beschwerden als Nebenwirkung beschrieben; diese treten vor allem bei einer Einnahme von zu großen Mengen des Öls auf. Die Einnahmedauer sollte 3 - 5 Tage nicht überschreiten. Bei einer längeren Anwendung kann es zu Elektrolytverlusten kommen. Außerdem bestehen schwere Wechselwirkungen mit einigen Herzmedikamenten. Das Öl ist heutzutage nicht mehr Abführmittel der ersten Wahl, da es inzwischen besser steuerbare und gut verträgliche Alternativen auf dem Markt gibt. Am besten lässt man sich bei seiner Apotheke oder Naturheilpraxis dazu beraten.
4. Rizinusöl in der Homöopathie
Heute weiß man, dass Rizinusöl eine sanfte Heilwirkung entfalten kann, wenn es homöopathisch zur Arznei aufbereitet wird, also potenziert und damit stark verdünnt worden ist. Die Homöopathie hat den Anspruch, körpereigene Kräfte zu mobilisieren und damit die Genesung positiv zu unterstützen. Das Darm-Öl hat somit regulierende Eigenschaften auf ein Ungleichgewicht im Darmtrakt des Körpers.
Verwendete Literatur:
Quellenangaben & weiterführende Literatur
Bücher
- Aktories/ Förstermann/ Hofmann/ Starke: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Urban & Fischer 2005*
- Schilscher, Heinz (Hrsg.): Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer 2016*
- Lüder, Rita: Grundkurs Pflanzenbestimmung, Quelle & Meyer 2006*
- Madaus, G.:: Lehrbuch der biologischen Heilmittel 1970*
- Hager: Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen 2020*
*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs
Erfahren Sie mehr zum Rizinusöl in einem kurzen Clip mit Arzt und Apotheker Dr. Peter Reinhard.
Homöopathische Anwendung von Rizinusöl
das Darm-Öl unterstützt bei:
- Verstopfung
- Brechreiz
- Sodbrennen
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Bitte beachten Sie: Alles, was die Gesundheit unterstützen kann, kann ihr auch schaden. Häufig ist das eine Frage der Dosis oder der Verträglichkeit mit anderen Arzneimitteln und möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen. Dieses Wirkstoff-Porträt nennt nicht alle Eigenschaften, die bei der arzneilichen Anwendung beachtet werden müssen. Lassen Sie sich daher über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen von Arzneimitteln.