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Naturmedizinischer Wirkstoff Johanniskraut

Johanniskraut
Wissenschaftlicher Name:Hypericum perforatum
Familie: Johanniskrautgewächse
Gattung:Johanniskräuter
Trivialname(n) und Synonyme:Echtes Johanniskraut, Gewöhnliches Johanniskraut, Durchlöchertes Johanniskraut, Tüpfel-Johanniskraut, Tüpfel-Hartheu

Kurz erklärt!

Johanniskraut gilt als eingefangene Kraft der Sonne und ist seit jeher die beliebteste und wichtigste Heilpflanze bei depressiven Verstimmungen und Stimmungstiefs. Doch: Was gibt es bei der Anwendung zu beachten? Wir informieren hier über die interessante Pflanze und deren Wirkungen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen.
Das Johanniskraut ist die einzige einheimische Pflanze, deren stimmungsaufhellende Wirkung schon in vielen Studien nachgewiesen werden konnte. Deshalb werden Johanniskraut-Zubereitungen beispielsweise bei depressiven Verstimmungen mit innerer Unruhe angewendet. Pflanzliche Arzneimittel, die bei depressiven Verstimmungen verwendet werden können, sind nicht verschreibungspflichtig, sondern sind frei verkäuflich in der Apotheke.

Was ist und was bewirkt Johanniskraut?

Wenn man sich die strahlend gelben Blüten und die Wirkungsweise anschaut, versteht man schnell, warum die Heilpflanze als "eingefangene Kraft der Sonne" gilt.

Inzwischen gehört das Johanniskraut zu den bestuntersuchten Heilpflanzen. Das erfahrungsheilkundliche Wissen wurde auch wissenschaftlich bestätigt: Johanniskraut hat eine stimmungsaufhellende Wirkung bei depressiven Verstimmungen. Es gilt damit als pflanzliches Antidepressivum. In wissenschaftlichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Wirkung mit der Aktivität der Neurotransmitter zusammenhängt.

Das sind die Botenstoffe, die den Informationsfluss zwischen den Nervenzellen gewährleisten. Besonders der Neurotransmitter Serotonin wird durch die Inhaltsstoffe des Johanniskrauts positiv beeinflusst. Serotonin wird manchmal auch als „Glückshormon“ bezeichnet, obwohl es im eigentlichen Sinne des Wortes kein Hormon ist. Depressive Verstimmungen gehen meistens mit einem Serotoninmangel einher. Dementsprechend wirken sowohl pflanzliche als auch chemische Antidepressiva meist auf den Serotonin-Haushalt.

In welcher Dosierung sollte man Johanniskraut nehmen, damit es hilft?

Früher wurden die getrockneten Pflanzen häufig einfach mit kochendem Wasser übergossen und als Johanniskraut-Tee getrunken. Nach heutigem Wissen sollte man aber einen auf die Inhaltsstoffe Hypericin bzw. Hyperforin standardisierten Trockenextrakt der Arzneipflanze verwenden.  Mindestens 300 mg von diesem Trockenextrakt sollten am Tag eingenommen werden, um eine stimmungsaufhellende Wirkung zu erzielen. Das muss über einen längeren Zeitraum kontinuierlich erfolgen. Entsprechende pflanzliche Arzneimittel gibt es in der Apotheke zu kaufen.

Neben Johanniskraut-Monopräparaten stehen auch pflanzliche Arzneimittel zur Verfügung, die neben Johanniskraut weitere Extrakte aus Heilpflanzen enthalten. Im pflanzlichen Antidepressivum Neurapas® balance sind dies Passionsblume (Passiflora incarnata) und Baldrian (Valeriana officinalis). Diese ergänzen die stimmungsaufhellende und beruhigende Wirkung des Johanniskrauts. 

Was sind Hypericin und Hyperforin?

An der Gesamt-Wirkung von Johanniskrautextrakten sind verschiedene Wirkstoffe beteiligt. Der exakte Wirkmechanismus ist nicht geklärt. Wissenschaftler halten jedoch die beiden Wirkstoffe Hypericin und Hyperforin besonders wichtig. 

Das rote Hypericin wird auch als Johannisblut bezeichnet. Es wirkt stimmungsaufhellend auf das Zentralnervensystem. Es kann aber auch eine Überempfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht bewirken. Die für Arzneimittel genutzten Extrakte sind aus diesem Grund eher hypericinarm und dafür hyperforinreich.

Welche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind möglich?

Da Johanniskraut inzwischen durch viele Studien sehr gut untersucht ist, weiß man auch viel über die eventuell möglichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen.

Ein Problem von hochdosiertem Johanniskraut-Extrakt kann beispielsweise sein, dass bestimmte Enzyme in der Leber in ihrer Aktivität angeregt werden. Manche dieser Enzyme sind unter anderem für den Abbau anderer Medikamente verantwortlich. Die Aktivierung kann dazu führen, dass diese Arzneimittel schneller als üblich abgebaut werden. Dadurch könnte ihre Wirkung beeinträchtigt werden.

Aus diesem Grund dürfen Johanniskraut-Produkte nicht zusammen mit lebenswichtigen Arzneimitteln eingenommen werden, die mit Hilfe dieser bestimmten Enzymgruppe abgebaut werden. Sie finden die entsprechenden Hinweise im Beipackzettel unter den Stichworten Gegenanzeigen bzw. Kontraindikationen. Manchmal steht dieser Hinweis auch unter der Überschrift „Wann dürfen Sie Johanniskraut nicht einnehmen?“.

Diese mögliche Wirkabschwächung kann auch andere Medikamente betreffen. Bekanntestes Beispiel sind hormonelle Verhütungsmittel, wie die Pille („Anti-Baby-Pille“). 

Entsprechende Hinweise finden Sie unter dem Stichwort „Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten“ in der Packungsbeilage. Besprechen Sie die kombinierte Einnahme von den hier genannten Arzneimitteln mit Johanniskraut immer vorher mit Ihrem Arzt oder Apotheker.

Welche Nebenwirkungen hat Johanniskraut?

Johanniskraut wird im Allgemeinen sehr gut vertragen. Unerwünschte Nebenwirkungen sind selten, aber möglich – wie bei fast jedem Arzneimittel. Vereinzelt können beispielsweise Magen-Darm-Probleme auftreten. Am bekanntesten sind jedoch eventuell mögliche Nebenwirkungen, die in Zusammenhang mit der Sonne stehen.

Darf man an die Sonne oder ins Solarium, wenn man Johanniskraut nimmt?

Immer wieder hört und liest man, dass Johanniskraut die Lichtempfindlichkeit erhöht. Das kann tatsächlich sein, v.a. bei sonnenempfindlicher Haut. Vielleicht hängt diese Beobachtung aber auch damit zusammen, dass die graue Jahreszeit die Zeit ist, in der am meisten Johanniskraut-Produkte eingenommen werden. Im Frühjahr, während der ersten Sonnenstrahlen, ist die Haut immer deutlich empfindlicher gegenüber der UV-Strahlung. Deshalb: Schützen Sie Ihre Haut immer gut vor zu viel UV-Strahlung und testen Sie Ihre individuelle Lichtverträglichkeit durch langsame Steigerung der Licht-Exposition vorsichtig aus. Das gilt in jedem Fall – auch, wenn Sie keine Johanniskraut-Präparate einnehmen.

Noch ein Tipp: Schauen Sie im Beipackzettel Ihrer anderen Arzneimittel nach, ob diese eventuell phototoxisch sind. Durch Johanniskraut könnte dieser Effekt noch verstärkt werden. Phototoxisch bedeutet, dass durch Sonnenlicht direkte Hautreaktionen auftreten können. Johanniskraut selbst wirkt jedoch nicht phototoxisch!

Was bedeuten die Namen?

Obwohl der Heilige Johannes der Namensgeber für das Echte Johanniskraut ist, wird der Pflanzenname doch mit „i“ geschrieben. Der Blühbeginn Ende Juni machte sie zum Symbol der heidnischen Sonnenwend-Feiern am 21. Juni. Im Zuge der Christianisierung wurden die Feiern auf den 24. Juni, den Gedenktag des Heiligen Johannes verlegt. Seither trägt es seinen Namen.

Woher kommt der lateinische Name perforata?

Zu Zeiten des Paracelsus wurde die Pflanze „Perforata” genannt. Grund war eines ihrer charakteristischen Merkmale: die wie perforiert, also durchlöchert scheinenden Blätter. Deshalb wird es auch Tüpfel-Johanniskraut genannt oder wissenschaftlich Hypericum perforatum. Der Sage nach sollen diese Löcher vom Teufel stammen. Aus Wut über die Macht, die das Kraut über ihn besaß, soll er die Blätter mit seinem Dreizack durchbohrt haben. Kein Wunder, denn keiner anderen Heilpflanze wurde von unseren Vorfahren so viel zauber- und teufelabwehrende Kraft zugeschrieben wie dem Johanniskraut. Als Ursache sahen unsere Vorfahren das sonnenhafte, alles erhellende Wesen: Die Blütenblätter sind sonnengelb und die Staubblätter Sonnenstrahlen-ähnlich.

Heute wissen wir, dass Johanniskraut tatsächlich eine heilende Wirkung auf Körper und Seele ausüben kann. Diese vermeintlichen Löcher sind jedoch winzige, mit Öl gefüllte Drüsen. Diese kleinen Ölbehälter sind durchscheinend, wenn man die Blätter gegen die Sonne hält. Das darin enthaltene Johanniskraut-Öl kann man herauslösen, indem man das in voller Blüte stehende Kraut pflückt, in ein Glas steckt, mit einem guten Öl übergießt, fest verschließt und einige Zeit auf dem Fensterbrett ziehen lässt. Das entstandene Rotöl ist zur äußerlichen Anwendung geeignet. Es hat eine hautpflegende und heilende Wirkung, sodass es beispielsweise gern bei trockener Haut und nach leichten Verbrennungen (Sonnenbrand) angewandt wird.

Hat Johanniskraut was mit Johannisbrotkernmehl zu tun?

Nein! Die einzige Gemeinsamkeit ist der Name, der sich auf Johannes den Täufer bezieht. Beim Echten Johanniskraut (Hypericum perforatum) liegt das am Beginn der Blütezeit, die um den 24. Juni liegt, also um den Gedenktag für den Hl. Johannes. Ansonsten ist das Johanniskraut eine krautige Pflanze aus der botanischen Familie der Johanniskrautgewächse. Der Johannesbrotbaum dagegen ist ein Baum aus der Familie der Schmetterlingsblütengewächse.

Er kommt im Mittelmeergebiet vor und trägt bis zu 30 cm lange Früchte – die Johannisbrotschoten oder Karuben. Diese enthalten 10 bis 15 etwa einen Zentimeter lange Samenkörner – die Johannisbrotkörner. Aus diesen wird das Johannisbrotkernmehl hergestellt. Der Name könnte sich darauf beziehen, dass Johannes der Täufer sich während seines Aufenthaltes in der Wüste von den Früchten und Samen ernährt haben soll.

Hypericum-perforatum-Extrakte in der Pflanzenheilkunde und in der Homöopathie

In der Phytotherapie steht die stimmungsaufhellende Wirkung von Johanniskraut-Extrakten im Vordergrund der innerlichen Anwendung. Die Extrakte der Heilpflanze sind deshalb auf den Gehalt der wirksamen Inhaltsstoffe Hyperforin bzw. Hypericin standardisiert. 

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Bücher

  • Hiller, K., Melzig, M.: Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, Erftstadt 2007, Genehmigte Sonderausgabe für area verlag gmbH. Auflage 1970*
  • Wichtl, M.: Teedrogen und Phytopharmaka, WVG Stuttgart. Auflage 1970*
  • Fischer-Rizzi, S.: Medizin der Erde, Irisiana-Verlag 1994*

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

Phytotherapeutische Anwendung von Johanniskraut

der Stimmungsaufheller

  • stimmungsaufhellend
  • Sonnenkraft für die Seele
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Bitte beachten Sie: Alles, was die Gesundheit unterstützen kann, kann ihr auch schaden. Häufig ist das eine Frage der Dosis oder der Verträglichkeit mit anderen Arzneimitteln und möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen. Dieses Wirkstoff-Porträt nennt nicht alle Eigenschaften, die bei der arzneilichen Anwendung beachtet werden müssen. Lassen Sie sich daher über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen von Arzneimitteln.

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