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Gutartiger Lagerungsschwindel: Ursachen, Symptome und Übungen

Von Helga Wiesmann
erstellt

Kurz erklärt

Wenn sich bei einer bestimmten Kopfbewegung nach rechts oder links plötzlich die Welt zu drehen beginnt, spricht man von einem gutartigen Lagerungsschwindel. Er kann zwischen fünf Sekunden und einer Minute anhalten. Ältere Menschen zwischen 60 und 80 Lebensjahren leiden öfter als jüngere darunter, insgesamt haben etwa 2,5 % der Bevölkerung zeitweise damit zu tun. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Was ist ein gutartiger Lagerungsschwindel?

Er wird auch benigner (gutartiger) paroxysmaler Lagerungsschwindel genannt oder englisch: benign paroxysmal positional vertigo. Dabei handelt es sich um ein Schwindelgefühl, das anfallsartig (paroxysmal) in Schüben auftritt. Er geht vom Innenohr aus. Eine kurze Bewegung des Kopfes kann ihn auslösen, zum Beispiel wenn eine Person sich im Bett umdreht oder aus dem Bett aufsteht. Aber auch einfach eine rasche Drehung im Alltag kann zu dieser Art Drehschwindel führen. Ein Anfall setzt kurz nach der Drehung ein und dauert in der Regel bis zu einer Minute. Der gutartige Lagerungsschwindel ist die häufigste Form von Schwindel. Er betrifft etwa zwanzig Prozent der Patienten, die unter Schwindel leiden.

Gibt es einen bösartigen Lagerungsschwindel?

Es mag verwirrend wirken, wenn man von einem gutartigen (benignen) Schwindel spricht, weil dies nahelegt, dass es auch einen bösartigen Schwindel geben kann. Medizinisch gesehen gibt es ihn aber nicht. Dennoch wird manchmal von einem bösartigen Schwindel gesprochen, wenn:

Wenn die Ursache für den Schwindel zum Beispiel ein Hirntumor ist, handelt es sich um eine Begleiterscheinung. Das Bösartige ist der Tumor.
Schwindel aller Art kann für Betroffene sehr beängstigend sein. Er kann zu jeder Zeit und vor allem unverhofft entstehen und Menschen in riskante Situationen bringen. Wenn das Gleichgewichtsorgan gestört ist, fühlt man sich im Leben sehr unsicher. Hier helfen auf jeden Fall eine gute Abklärung, die Feststellung, dass es sich um nichts Bösartiges handelt sowie die Ruhe zu bewahren.

Welche Ursache hat der benigne Lagerungsschwindel?

Lose Calcit-Ablagerungen im horizontalen Bogengang des Innenohrs lösen den gutartigen Lagerungsschwindel aus. Diese Ablagerungen sind kleinste Steinchen, auch Otolithen oder Otokonien genannt, die durch die Bewegung des Kopfes in die Bogengänge rieseln und dadurch Wellenbewegungen der Lymphe auslösen. Die sehr empfindlichen Sinneszellen werden davon irritiert und die Wahrnehmung sowie das Gleichgewichtsgefühl werden gestört. Das Gehirn wird mit verzerrten Informationen beliefert und dies löst dann den Lagerungsschwindel aus. Otolithen können sowohl im rechten als auch im linken und in beiden Ohren vorkommen. Häufig ist der Patient schon älter – man geht davon aus, dass es sich um einen Alterungsprozess im Gleichgewichtsorgan handelt.

Davon zu unterscheiden ist Schwindel, der andere Ursachen hat, zum Beispiel durch Stress ausgelöst sein kann. Wer einen Schock erlebt, sich in einer belastenden Lebenssituation, unter großer Arbeitsbelastung befindet oder vor bestimmten Situationen Angst hat, kann von Schwindel betroffen sein. Zuweilen kommen ein Ohnmachtsgefühl, Übelkeit und Erbrechen dazu. Es ist dann wie ein Rettungsmechanismus des Körpers, sich unbewusst der Situation zu entziehen. 

Welche Symptome gibt es?

Plötzlich auftretender Schwindel ist unverkennbar und kann zunächst auch Angst auslösen. Der Schwindel kann moderat oder auch sehr stark sein. Er ist ein Drehschwindel, der an Karussellfahren erinnert. Manchmal spricht ein Patient auch über ein generelleres, schwer zu beschreibendes Schwindelgefühl. 
Begleitende Symptome des Lagerungsschwindels können Übelkeit und Erbrechen sowie Herzrasen und selten auch Ohnmachtsgefühle sein. Es kommt ein schnelles, unkontrolliertes Zittern der Augenlider (Nystagmus) und zuweilen Schweißausbrüche dazu.

Wie lange kann ein Lagerungsschwindel anhalten?

Paroxysmaler Lagerungsschwindel mit Episoden zwischen fünf Sekunden und einer Minute kann den Patienten über eine längere Zeit begleiten. Die Prognose ist bei einer kontinuierlichen Behandlung allerdings gut und die Spontanheilungsrate liegt sogar bei 50 %. Eine Lagerungstherapie hat sehr hohe Erfolgsraten, allerdings sind Rezidive möglich. Ein Patient, der mit den Symptomen gut vertraut ist, verliert auch die Angst vor dem Lagerungsschwindel und kann vieles in Eigeninitiative zur Besserung beitragen.

Was hilft? Und: Wie sieht die Therapie des Lagerungsschwindels aus?

Vor allem hilft Wissen – v.a. darüber, dass es keine „schlimme“ Erkrankung ist und was man selbst beitragen kann, um den Schwindel wieder loszuwerden. Innerlich ruhig zu bleiben, hilft in jedem Fall.
Wird die Erkrankung von starker Übelkeit begleitet, können Medikamente dagegen eingesetzt werden. 
Oft lohnt auch eine homöopathische Behandlung. Hier haben sich Zusammensetzungen mit Kokkelskörnern, Geflecktem Schierling, grauem Amber und der Rebendolde bewährt. Die Kombination aus diesen Wirkstoffen ist in Tropfenform als Vertigopas erhältlich und kann bis zum Ausbleiben der Symptome eingenommen werden.
Sehr wichtig ist die Behandlung in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten. Möglicherweise wird dieser zu einem Lagerungsmanöver raten.

Was ist ein Lagerungsmanöver?

Darunter versteht man Übungen, durch die sich die Otolithen des betroffenen Bogengangs hinausbewegen und so die Nerven nicht mehr gereizt werden. In der Folge bleiben dann die Schwindelanfälle aus. Diese Übungen zwar manchmal als sehr unangenehm empfunden, aber sie helfen. Sie dienen dazu, dass man wieder ohne Einschränkungen den Alltag bewältigen kann.

Es gibt zwei Lagerungsmanöver:

Sie ähneln den Dix-Hallpike Lagerungstests in der HNO-Praxis. Der Patient sollte sie zunächst unbedingt mit einem Therapeuten erlernen und später in Eigenregie durchführen.

Der Patient dreht seinen Kopf um 45 Grad zur gesunden Seite, das betroffene Ohr zeigt in Richtung des Therapeuten.  Dann wird der Patient ohne Änderung der Kopfhaltung abrupt auf die betroffene Seite gelegt, sodass er an die Decke schaut. So bleibt er ca. 2 Minuten liegen, bis der Schwindel nachlässt. Danach folgt eine abrupte Verlagerung auf die gesunde Seite. Nach wiederum 2-3 Minuten setzt sich der Patient wieder auf und sitzt weitere 3 Minuten in der Ausgangsposition.

Diese Übung kann öfter am Tag durchgeführt werden. Wenn die Symptomatik behoben ist, können Betroffene mit den Übungen aufhören. In der Regel genügen fünf bis zehn Tage, in denen die Übungen konsequent mehrmals gemacht werden.

Der paroxysmale Lagerungsschwindel ist zwar zunächst sehr unangenehm zu ertragen und der Weg führt in der Regel in die HNO-Praxis. Doch wenn er als solcher diagnostiziert ist, fördern Übungen, wie das Semont-Manöver oder das Epley-Manöver, in der Regel gute Ergebnisse zutage. Eine Begleitung mit homöopathischen Tropfen wie Vertigopas unterstützen zusätzlich sanft und ohne bekannte Nebenwirkungen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt wird in der Anamnese auf die typischen Symptome achten, die beim gutartigen Lagerungsschwindel recht eindeutig sind, vor allem wenn ein Nystagmus und manchmal auch Übelkeit dazukommen.
So kann der hintere horizontale Bogengang des Gleichgewichtsorgans untersucht werden:
Dix-Hallpike-Lagerungsprobe 
Der Patient sitzt dabei auf der Liege, dreht den Kopf auf eine Seite und legt sich dann schnell mit gedrehtem Kopf auf den Rücken. Wenn dann der Schwindel und auch der Nystagmus ausgelöst wird, geht der HNO-Arzt von einem Lagerungsschwindel aus. Fällt das Dix-Hallpike-Manöver negativ aus, muss weiter nach einer anderen Ursache gesucht werden.

Quellen:

https://www.neuro-consil.de/schwindel
https://www.gesundheit.de/krankheiten/hals-nasen-ohren/ohr-des-menschen/lagerungsschwindel
https://deximed.de/home/klinische-themen/neurologie/patienteninformationen/verschiedene-krankheiten/gutartiger-lagerungsschwindel

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Helga Wiesmann
Die Autorin Helga Wiesmann

Heilpraktikerin und Texterin.  In meiner Praxis in Saarbrücken arbeite ich in den Schwerpunkten Darmgesundheit und komplementäre Onkologie. Ich habe viel Freude daran, mich mit komplexen Gesundheitsthemen auseinander zu setzen und lege Wert darauf, diese gut lesbar zu verfassen. Schon immer haben mich Gesundheit und die Pflanzen am meisten fasziniert: Der menschliche Körper mit seinen Wundern und dem Streben nach Gleichgewicht, sowie die Gewächse am Wegesrand: ihre Signaturen, Inhaltsstoffe und Wirkweisen. Als Naturheilkundlerin und Texterin zu arbeiten, und dies in der Arbeit für Pascoe zusammenzufügen, macht großen Spaß. Und das spüren hoffentlich auch Sie. Mehr erfahren

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