Wolfsfuß (Lycopus virginicus) - Eine Schilddrüsenpflanze stellt sich vor
Während andere Arzneikräuter wie Thymian oder Kamille seit Antike und Mittelalter arzneilich verwendet werden, hat man die Heilkraft von Lycopus virginicus relativ spät, im 19. Jahrhundert, entdeckt. In der homöopathischen Literatur wird Wolfsfuß 1855 erstmalig erwähnt. Der Gattungsname Lycopus leitet sich vom altgriechischen lykos - Wolf und pous - Fuß ab. Er bezieht sich auf die charakteristische Form der Blätter.
Lycopus war ursprünglich eine Pflanze der nordamerikanischen Medizin, wo er bereits als beruhigendes Mittel eingesetzt wurde. Man empfahl ihn sogar als Digitalisersatz, weil er den Vorteil hat, nicht giftig zu sein, sondern ausgesprochen gut verträglich ist. Wenn Wolfsfuß in seiner Wirkung auch nicht an Digitalis heranreicht, ist er dennoch ein wertvolles Herzmittel, vor allem bei vegetativ bedingten Herzbeschwerden wie Herzrasen und Herzklopfen.
Wolfsfuß ist eine bis zu ein Meter hohe Staude mit langen Bodenausläufern. Er liebt stehende und langsam fließende Gewässer und blüht von Juli bis September.
Wenn man sich die Pflanzengestalt von Lycopus einmal genauer anschaut, lassen sich auffällig klare und geometrische Strukturen erkennen: Am Stängel entspringen aus jedem Knoten zwei gegenständige Blätter. Die jeweils über- und untereinander liegenden Blattpaare stehen exakt im rechten Winkel zueinander. Schaut man von oben auf die Pflanze, bilden die Blattpaare jeweils ein Kreuz. Die Blattanordnung an den Stängeln ist streng geometrisch. Bei der ausgewachsenen Pflanze folgen auch die Abstände der Knoten einem harmonischen Maß.
Die Anordnung der Blätter beim Wolfsfuß nennt man "kreuzweise gegenständig". Das ist im Pflanzenreich zwar nicht ungewöhnlich. Außergewöhnlich ist jedoch die Tatsache, dass die rhythmische Blattanordnung praktisch nicht durch Blüten gestört wird. Während bei anderen Pflanzen die Blüte eine große Dominanz besitzt und die Aufmerksamkeit des Betrachters sogleich vom Blattwerk ablenkt, sind Wolfsfußblüten in ihrer Ausgestaltung und Lokalisation derart unauffällig, dass man zwei Mal hinschauen muss, um sie überhaupt zu entdecken: Sie sitzen klein und unscheinbar an den Knoten, aus denen die Blätter entspringen, als wollten sie der geordneten Optik des Blattwerks in keiner Weise die Ausstrahlung rauben. Die unübersehbare rhythmisch-harmonische Ausgestaltung der Pflanze gibt einen Hinweis darauf, wie wertvoll ihr Einsatz bei Erkrankungen ist, die durch Rhythmusverlust entstanden sind.
Heilpflanze Blasentang
Arzneipflanzen des Jahres
Wolfsfuß wird heute in der Naturmedizin bei allen Krankheitsbildern eingesetzt, bei denen durch eine übermäßige Aktivität der Schilddrüse das "Gleichmaß" verloren gegangen ist. Das macht ihn zu einem wertvollen Heilmittel bei leichten Formen der Schilddrüsenüberfunktion. Die in Lycopus enthaltene Lithospermsäure reduziert die Hyperaktivität der Schilddrüse und daraus resultierende Folgebeschwerden wie Herzklopfen, Herzrasen, Kropfbildung, Unruhe, Angstgefühl und Schlafstörungen. Die beruhigende Wirkung der Pflanze kommt also über eine Dämpfung der Schilddrüsenaktivität zustande. Wegen ihrer guten Verträglichkeit können Wolfsfuß-Präparate auch über längere Zeiträume eingenommen werden, da sie in ihrer Wirkung nicht kumulieren.
Heute ist Wolfsfuß ein zentraler Bestandteil vieler komplexhomöopathischer Arzneimittel gegen Schilddrüsenüberfunktion. Indem Lycopus die überaktive Schilddrüse dämpft, wirkt er beruhigend und ausgleichend, reduziert nervöse Beschwerden und erleichtert das Ein- und Durchschlafen.
Die Schilddrüse ist der zentrale Rhythmusgeber des Menschen. Wolfsfuß harmonisiert ihren Stoffwechsel und verleiht darüber Entspannung und Ausgeglichenheit.
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Bitte beachten Sie: Alles, was die Gesundheit unterstützen kann, kann ihr auch schaden. Häufig ist das eine Frage der Dosis oder der Verträglichkeit mit anderen Arzneimitteln und möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen. Dieses Pflanzen-Porträt nennt nicht alle Eigenschaften, die bei der arzneilichen Anwendung beachtet werden müssen. Lassen Sie sich daher über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt, Heilpraktikerin bzw. Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen der Arzneimittel.
Literatur
Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen. AT Verlag, Aarau (Schweiz) 2002
Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band 8. Mediamed Verlag, Ravensburg 1989
Artur Burger, Helmut Wachter: Hunnius - Pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter, Berlin 2004
Mannfried Pahlow: Das Grosse Buch der Heilpflanzen. Bechtermünz Verlag, Eltville 2001
Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003