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Von Thomas Kammler

Ysop (Hyssopus officinalis): Alte Heilpflanze und ebenso in Vergessenheit geratenes Küchenkraut

Ysop (Hyssopus officinalis)

Späte Bienenweide, Schädlingsvertreiber und aromatische Würze

Wenn einem die Yucca-Palme oder Yams-Wurzel nicht einfallen, ist der gute alte Ysop eine wunderbare Wahl, wenn es bei Stadt-Land-Fluss um den Buchstaben „Y“ geht. Doch darüber hinaus ist der Ysop (Hyssopus officinalis, "Apotheker-Ysop") etwas in Vergessenheit geraten – zu Unrecht, denn er ist in vielerlei Hinsicht eine spannende Pflanze. Werfen wir einen genaueren Blick auf eine interessante Duftpflanze, ein aromatisches Gewürz und eine natürliche Medizin z.B. bei Husten. 

Was ist Ysop?

Als robuster, winterharter und mehrjähriger Halbstrauch wird der Ysop bis zu 60 cm hoch. Die schmalen Blätter des Krauts sind sichtbar mit Öldrüsen bedeckt, die die ätherischen Öle der Pflanze enthalten. In der Blütezeit der pflegeleichten Staude, die von Juli bis weit in den Herbst hinein reicht, zeigt sich im Garten die wahre Blütenpracht von Hyssopus officinalis: Die Blüte trägt dann in der Blütezeit von Sommer bis Spätherbst ein leuchtendes Blau ("Blauer Ysop") oder Violett. Abhängig von der Sorte gibt es aber auch andere Blütenfarben, beispielsweise Weiß ("Weißblühender Ysop") oder leicht rosa.

Wichtig zu wissen: Auch andere Pflanzen werden gelegentlich mit dem Trivialnamen Ysop bezeichnet - obwohl es sich bei diesen nicht um Echten Ysop handelt. Beispiele sind der "Syrische Ysop", bei dem es sich eigentlich um Oregano handelt und der Anis-Ysop, der botanisch gesehen zu den Duftnesseln gehört.

Gewürzpflanze Ysop

Ysop ist eine altbewährte Heilpflanze und aromatisches Gewürz aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) – wie auch Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Thymian (Echter Thymian, Thymus vulgaris) oder Salbei (Salvia officinalis), um nur einige prominente Vertreter zu nennen. Bereits die Germanen sollen das Kraut verwendet haben und auch Hildegard von Bingen ließ die Pflanze in Klostergärten anpflanzen. Das Aroma des Krauts ist würzig, kampferartig, mit einem leicht bitteren Geschmack. Ysop erinnert dabei mit seinem aromatischen Duft an andere mediterrane Kräuter wie den Rosmarin oder Oregano. Auch in der Küche sollte die Verwendung von Ysop besser sparsam erfolgen, da der Geschmack doch sehr intensiv ausfällt.

Ysop: Verwendung in Haus und Küche

Am besten zupft man sich frische junge Blätter oder Blüten der Pflanze ab, um sie vielfältig im Essen zu verwenden. Außerdem kann man die Pflanze auch einfrieren oder in Wein, Essig oder Öl einlegen und so haltbarer machen. Auch getrockneter Ysop eignet sich als Gewürz. Die Blüten machen sich als Blickfang toll in Salat oder Bowle. Auch Bienen und andere Insekten freuen sich, wenn man einige stehen lässt, denn der Ysop kann bis in den November hinein blühen und Garten, Balkon und Terrasse zu einem beliebten Ausflugsziel für Bienen machen. Positiver Nebeneffekt: die robuste, winterharte Pflanze soll auch Schädlinge vertreiben.

Heilpflanze Ysop: Wirkung & Anwendung 

Das Kraut wurde bereits von antiken Gelehrten wie Dioskurides erwähnt. Auch im Mittelalter wurden der Pflanze heilende Kräfte zugeschrieben, beispielsweise durch Hildegard von Bingen. Als Heilpflanze wird der Ysop meistens nur volksheilkundlich verwendet, ähnlich den Einsatzgebieten von Salbei (also bei Erkältung, Husten, Entzündungen im Mundraum etc.). Es muss allerdings angemerkt werden, dass Hyssopus officinalis L. nicht wirklich gut untersucht ist und seine Wirkung wissenschaftlich als nicht nachgewiesen gilt.

Verwendet werden die oberirdischen Teile der Pflanze, also frische oder getrocknete Pflanzenteile von Hyssopus officinalis - zum Beispiel als Ysop-Tee. Gleiches gilt für Ysop-Öl, das ätherische Öl von Hyssopus officinalis, welches durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird.

Ysop enthält eine Vielzahl von Inhaltsstoffen, darunter ätherische Öle mit wirksamen Inhaltsstoffen wie Pinocamphon, Bitterstoffe und Gerbstoffe, die für ihre medizinischen Eigenschaften bekannt sind. Der Heilpflanze wurden daher die unterschiedlichsten Wirkungen auf den Menschen zugeschrieben. Hyssopus officinalis wird u.a. zur Kreislaufanregung, bei Beschwerden im Magen-Darm-Trakt sowie bei Erkältung und Atemwegserkrankungen eingesetzt.

Es ist wichtig zu beachten, dass Ysop in Maßen verwendet werden sollte, da hohe Dosen oder längerfristige Anwendung Nebenwirkungen haben können. So wurden vereinzelt beispielsweise bei mehrtägiger Verwendung von 10 bis 30 Tropfen ätherischen Öls bei Erwachsenen Krämpfe beobachtet. Schwangere Frauen und Personen mit Epilepsie oder bestimmten Gesundheitszuständen, die mit Krampfanfällen einhergehen, sollten vor der Verwendung des Heilkrauts mit einem Arzt oder Kräuterkundler Rücksprache halten. 

Woher kommt der Name Ysop?

Der Name Ysop hat hebräische Wurzeln und bedeutet "Heiliges Kraut". Er ist auch unter verschiedenen deutschsprachigen Trivialnamen bekannt, beispielsweise Bienenkraut (Bienen lieben die Pflanze) oder Eisenkraut (nicht verwechseln mit dem Echten Eisenkraut/Verbene (Verbena officinalis)).

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Ysop im Garten: Standort, Boden und Pflege

Der Halbstrauch ist recht pflegeleicht, wächst aber besonders gut an einem sonnigen Standort, zum Beispiel einem Beet, gern mit kalkhaltigem Boden. Er lässt sich aber auch in einem Topf oder Kübel auf der Terrasse kultivieren, auch gemeinsam mit anderen Kräutern. In der freien Natur sät sich die Pflanze selbst aus, wer sie im Garten anbauen möchte, kann mit der Aussaat etwa Mitte Mai beginnen. Da es sich bei Hyssopus officinalis um einen Lichtkeimer handelt, ist es ideal, die kleinen Samen des Hyssopus einfach auf den Boden zu streuen, leicht anzudrücken und anzugießen.

Darüber hinaus benötigt die robuste Staude keine weitreichende Pflege: Es reichen gelegentliches Gießen und Düngen sowie Beschneiden. Geeignet ist hierfür die Zeit nach der Blüte und vor dem Frühjahrsaustrieb. Damit kann man ein Verkahlen der Zweige vermeiden und die duftende Blütenpracht stellt sich auch im neuen Jahr ein.

Was es sonst noch zu wissen gibt

Quasi zweckentfremdet wurde Ysop früher als Sprengwedel für Weihwasser verwendet – vielleicht wird er deshalb in Frankreich „herbe sacré“ (heiliges Kraut) genannt. Wer sich Saatgut von Ysop für den Garten, Terrasse oder Balkon besorgen möchte, schaut am besten in gut sortierten Gartenmärkten vorbei. Dort findet man den pflegeleichten Ysop auch als Kräutertopf - den man dann aber ins Beet oder einen größeren Topf überführen sollte. 

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Bücher

  • Jänicke, Grünwald, Brendler: Handbuch Phytotherapie - Indikationen, Anwendungen, Wirksamkeit, Präparate, WVG 2003*
  • Schilcher, H., Kammerer, S.: Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer 2000*
  • Schönfelder I., Schönfelder, P.: Das neue Handbuch der Heilpflanzen, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2004*

Weblinks

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

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Ernährung Heilpflanzen