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Von Thomas Kammler

„FOMO“ (Fear of missing out): Die Angst des modernen Menschen, etwas zu verpassen

Frau schaut auf ihre Uhr

Hintergründe zum Begriff und Tipps, wie aus FOMO JOMO werden kann

Social Media hat mittlerweile eine bedeutende Rolle im Leben vieler und keineswegs nur junger Menschen eingenommen. In den sozialen Medien sind auch immer mehr ältere Menschen zu finden, die auf digitalem Wege so mit Familie und Freunden* in Kontakt bleiben, Neuigkeiten aus ihrem Leben austauschen oder sich über aktuelle Trends informieren wollen. Dabei vermitteln uns im positiven Fall die Social-Media-Kanäle Gefühle von Vernetztheit und ausreichender Information. Das kann aber auch ins Negative umkippen und hier kommt die Abkürzung FOMO ins Spiel. Das Akronym aus den Anfangsbuchstaben der englischen Redewendung "fear of missing out".

Was ist FOMO?

Es steht für "Fear of Missing Out", was übersetzt so viel wie "Angst, etwas zu verpassen" bedeutet. Es beschreibt das Gefühl, dass man etwas Wichtiges oder Interessantes verpasst, wenn man nicht an einer bestimmten Aktivität, Veranstaltung oder Situation teilnimmt oder zumindest auf digitalem Wege Informationen dazu bekommt.
Der FOMO-Effekt wird oft im Zusammenhang mit sozialen Medien wie Instagram, X (ehemals Twitter) Facebook, Tiktok oder BeReal verwendet. Dort kann das ständige Teilen von Bildern und Aktivitäten anderer Menschen den Eindruck verstärken, dass man selbst nicht am sozialen Leben teilnimmt oder im eigenen Leben etwas verpasst. Auch Gruppenzwang kann eine Rolle spielen, weil man sich genötigt fühlt, an bestimmten Aktivitäten teilzunehmen, um nicht ausgeschlossen zu werden.

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Wie Fear of missing out zur FOMO-Falle wird

Diese Verpassensangst kann zu Stress und Sorgen führen, da man in seinem Alltag fortwährend Angst hat, etwas zu verpassen oder vielleicht nicht auf dem neuesten Stand zu sein. Es kann auch dazu führen, dass man sich überfordert fühlt, da man versucht, immer auf dem Laufenden zu sein und an allem teilzunehmen. Auch innere Unruhe kann hier eine Folge des FOMO-Gefühls und der daraus erwachsenden psychischen Belastung sein.

Wann tauchte Fear of missing out als Begriff das erste Mal auf?

Der Ausdruck fear of missing out bzw. die Abkürzung "FOMO" tauchte als Begriff im Jahr 2004 erstmals auf und hat in den frühen 2000er Jahren an Popularität gewonnen. Die Verbreitung des Phänomens ist vermutlich sehr eng mit der Verbreitung von Smartphones, sozialen Netzwerken (Social Media), Apps und digitalen Medien im Allgemeinen verknüpft. Die Angst vor dem Abgehängt-werden ist ein interessanter Aspekt der psychologischen Auswirkungen der digitalen Kommunikation und hat sich zu einem wichtigen Thema in Bezug auf soziale Interaktionen und das Wohlbefinden entwickelt.

Ist Fear of missing out die erste Social-Media-Krankheit?

Nein, es wird nicht als medizinisch anerkannte Krankheit oder psychische Störung betrachtet. Es ist vielmehr eine Reaktion auf die heutige Informationsgesellschaft, in der wir permanent mit Ereignissen, Aktivitäten und Neuigkeiten konfrontiert werden. Dies kann zu Stress, Sorgen und einer übermäßigen Nutzung von sozialen Medien führen. Es fehlen aber wissenschaftlich anerkannte Diagnosekriterien, um es als eigenständige Krankheit zu klassifizieren.
Andere Begriffe wie "Nomophobie" (Angst, ohne Mobiltelefon oder Zugang zum Internet zu sein) oder "Smartphone-Sucht" werden ebenso mit negativen psychischen Auswirkungen der modernen Technologie in Verbindung gebracht. Auch hier handelt es sich bisher aber nur um informelle Beschreibungen, nicht um offizielle medizinische Diagnosen.

Kann es körperliche Folgen haben?

Ja, denn die ständigen „Verpassens-Sorgen“ können Stress auslösen. Chronischer Stress wiederum kann verschiedene körperliche Auswirkungen haben, z.B. Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Probleme.
Die ununterbrochene Nutzung von sozialen Medien kann außerdem zu Schlafstörungen führen, da Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen den Schlaf-Wach-Rhythmus negativ beeinflussen kann. In Studien wurden eine verlängerte Einschlafzeit und eine kürzere Schlafdauer sowie eine geringere Schlafqualität beschrieben werden. Lange Bildschirmzeiten können darüber hinaus zu Spannungskopfschmerzen führen und belasten zudem die Augen, was zu Augenproblemen führen kann.

Es geht auch anders: JOMO

Dieses Akronym steht für "Joy of Missing Out" (in deutscher Übersetzung: die Freude, etwas zu verpassen) und stellt sozusagen das Gegenmodell zur beschriebenen Verpassensangst dar. Während "FOMO" die Angst vor dem Verpassen beschreibt, betont "JOMO" die positive Einstellung und das Wohlbefinden, das mit der bewussten Entscheidung einhergeht, nicht an allem teilnehmen oder alles mitverfolgen zu müssen.

Es drückt die Idee aus, dass es befreiend sein kann, sich bewusst zu entscheiden, sich von der ständigen Informationsflut und dem Druck zu lösen, immer auf dem Laufenden zu sein. Wir müssen uns selbst von der Angst befreien und sollen lernen, uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Das bedeutet, sich Zeit für uns selbst zu nehmen, eigenen Bedürfnissen zu folgen und achtsam die kleinen Freuden des Lebens zu genießen, ohne sich fortwährend mit anderen zu vergleichen oder zu denken, vielleicht etwas Wichtiges zu verpassen. Es ermutigt uns dazu, zum Beispiel nicht immerzu online zu sein oder auf das Smartphone zu starren. Es geht gerade darum, sich auf echte zwischenmenschliche Beziehungen mit Freunden und Familie zu konzentrieren und bewusst Momente der Ruhe und Entspannung zu genießen.

Beide Konzepte verdeutlichen die komplexen Auswirkungen, die moderne Technologien und soziale Interaktionen auf unser emotionales Wohlbefinden haben können. Die Wahl zwischen dem Drang, immer dabei sein zu müssen, und der Freude, bewusst Dinge zu verpassen, ist letztendlich eine persönliche Entscheidung, die von individuellen Prioritäten und dem eigenen Lebensstil abhängt.

Was kann man gegen das Phänomen FOMO unternehmen?

Um FOMO zu reduzieren, kann es hilfreich sein, sich Zeit zu nehmen, um bewusstere Entscheidungen zu treffen und sich auf Aktivitäten und soziale Kontakte zu konzentrieren, die wirklich wichtig und sinnvoll sind. Es kann auch helfen, sich bewusst von sozialen Medien und anderen Quellen zu distanzieren, die das Gefühl verstärken, dass man etwas verpasst - Stichwort "digital detox" (digitale Entgiftung). Schließlich kann es hilfreich sein, eine positive Einstellung zu haben und sich auf die Dinge zu fokussieren, die man erreicht hat, anstatt auf das, was man möglicherweise verpasst hat.

Tipps gegen die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen

  • Prioritäten setzen: Sich auf das konzentrieren, was für einen selbst wirklich wichtig ist.
  • Bewusstsein schaffen: Erkennen, dass niemand ständig überall dabei sein kann. Zudem sind Social-Media-Feeds kein Ersatz für echte Erlebnisse mit anderen Menschen. 
  • Digitale Pausen und eingeschränkter Social-Media-Konsum: regelmäßige Auszeiten von sozialen Medien und Technologie.
  • Selbstbewusstsein stärken und sich nicht permanent mit anderen vergleichen.
  • Momente genießen im Hier und Jetzt, anstatt z.B. an eine verpasste Party zu denken.
  • Mehr Offline wagen: persönliche Beziehungen pflegen und mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen
  • Selbstpflege: Zeit in Aktivitäten investieren, die einem Freude bereiten und das eigene Wohlbefinden steigern.
  • Zeitmanagement: Aktivitäten bewusst planen und reduzieren, um Überlastung zu vermeiden.
  • Achtsamkeit üben: wichtig ist der Fokus auf das gegenwärtige Erleben.
  • Realistische Erwartungen: erreichbare Ziele setzen und akzeptieren, dass man nicht alles tun kann und dass auch falsche Entscheidungen zum Leben dazugehören.
  • Persönliche Ziele: eigene Ziele definieren und sich nicht von anderen beeinflussen lassen.
  • Offline-Erlebnisse ausbauen: neue Hobbys und Aktivitäten außerhalb des digitalen Raums entdecken.
  • Positive Selbstgespräche: Sich selbst Mut zusprechen und an eigene Stärken erinnern.
  • auf Perfektion verzichten: Es ist völlig normal und in Ordnung, nicht überall gleichzeitig präsent zu sein.
  • Loslassen üben: Lernen, Dinge loszulassen und sich auf das zu konzentrieren, was man gerade tut.

* Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter.

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Artikel

  • Mayank Gupta and Aditya Sharma: "Fear of missing out: A brief overview of origin, theoretical underpinnings and relationship with mental health" 2023*

Weblinks

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

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