Weißdorn (Crataegus) - Eine Herzpflanze stellt sich vor
Die zwei Grundrhythmen des Lebens, Atmung und Herzschlag, veranschaulichen das deutlich. Ihren pulsatilen Charakter hat Goethe so formuliert: "Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen. Jenes bedrängt, dieses erfrischt; so wunderbar ist das Leben gemischt. Du danke Gott, wenn er dich presst, und dank ihm, wenn er dich wieder entlässt." Der harmonische Wechsel von Anspannung und Entspannung ereignet sich aber nicht nur im Bereich der Lunge, sondern auch am Organ Herz mit seiner gleichmäßigen Abfolge von Kontraktion und Erschlaffung. Eine gesunde Herz-Kreislauf-Tätigkeit ist dann gegeben, wenn das Blut frei fließen kann und es nirgendwo Stauungen gibt, vor allem nicht im Bereich der Herzkranzgefäße. Sie sind für die Sauerstoffversorgung des Herzens eminent wichtig. Durch Arteriosklerose kann sich das Lumen der Kranzgefäße verengen - der größte Risikofaktor für Angina pectoris und Herzinfarkt. Doch gibt es eine Heilpflanze, die diesen Stauungszuständen entgegenwirken kann: Crataegus, der Weißdorn.
Wie sehr das Überwinden von Stauungen Thema des Weißdorns ist, lässt sich schon an der Pflanzengestalt im Winter und dem Blühverhalten im Frühjahr beobachten: Wenn der Weißdorn in der kalten Jahreszeit seine Blätter verloren hat, ist seine Gestalt besonders gut zu erkennen: Äste und Zweige, die sich vom Hauptstamm zur Peripherie hin verzweigen, wirken gestaut und gestaucht. Als ob eine unsichtbare, von außen drängende Kraft sie immer zum Ausgangspunkt ihres Wachstums zurückdrängen würde, derart knorrig ist die Gestalt. Zweige streben eigentlich auf direktem Weg nach außen, zum Licht. Beim Weißdorn scheint jedoch eine Art Umlenkungsprozess stattgefunden zu haben, wie an der Verdichtung seiner Verzweigungsstruktur erkennbar ist. Dazu passt, dass sein Holz extrem hart und das Geäst ungewöhnlich dicht ist. Umso bemerkenswerter ist das Aufblühen des Weißdorns, denn es geht geradezu explosionsartig vor sich. Crataegus erblüht im Mai derart plötzlich und mit einem Meer von Blüten, als ob er mit einem Schlag alle in seinem Geäst gestaute Energie entladen möchte.
Arzneipflanzen des Jahres
Ingwer gegen Migräne?
Die Bildsprache von Aststruktur und Blühprozess lässt sich auf die Heilwirkung der Pflanze durchaus übertragen: Präparate mit arzneilich zubereitetem Weißdorn überwinden Stauungszustände im Bereich des Herzens, indem sie die Durchblutung im Herzmuskelgewebe sowie in den Herzkranzgefäßen deutlich verbessern. Das Herz - und damit der ganze Mensch - wird leistungsfähiger. Die Kontraktionen des Herzens geschehen mit mehr Kraft, und der Puls normalisiert sich. Weißdorn ist die Pflanze der Wahl bei Druck- und Beklemmungsgefühlen in der Herzgegend, leichten Herzrhythmusstörungen, im Frühstadium der nachlassenden Leistungsfähigkeit des Herzens, kreislaufbedingten Müdigkeits- und Erschöpfungszuständen, Herzschwäche, Altersherz, Angina pectoris und Störungen des Blutdrucks. Ältere Menschen, deren Herzleistung nachzulassen beginnt, empfinden eine Therapie mit Weißdornpräparaten stets als ausgesprochen wohltuend und kräftigend. Weißdorn, als homöopathische Urtinktur oder in homöopathischen Tiefpotenzen, ist heute ein zentraler Bestandteil vieler Komplexhomöopathika zur Stärkung der Herzkraft, in der Behandlung von Angina pectoris und der naturheilkundlichen Herzinfarkt-Prophylaxe. Er gehört zu den klinisch und pharmakologisch am besten untersuchten Heilpflanzen, ist gut verträglich und in den üblichen Dosierungen nebenwirkungsfrei. Zahlreiche Studien haben bestätigt, was die Volksmedizin seit Jahrhunderten weiß: Weißdorn ist die Pflanze der Wahl zur Behandlung des alternden und schwächer werdenden Herzens.
Bleiben Sie gesund!
Ihr Pascoe-Team
Bitte beachten Sie: Alles, was die Gesundheit unterstützen kann, kann ihr auch schaden. Häufig ist das eine Frage der Dosis oder der Verträglichkeit mit anderen Arzneimitteln und möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen. Dieses Pflanzen-Porträt nennt nicht alle Eigenschaften, die bei der arzneilichen Anwendung beachtet werden müssen. Lassen Sie sich daher über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen der Arzneimittel.
Literatur
Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Grundlagen - Anwendung
- Therapie. Haug Verlag, Stuttgart 2011
Theodor Dingermann, Dieter Loew: Phytopharmakologie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003
Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen. AT Verlag, Aarau 2002
Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. De Gruyter, 264. Auflage, Berlin 2012
Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002
Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band 5. Mediamed Verlag, Ravensburg 1988
Artur Burger, Helmut Wachter: Hunnius - Pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter, Berlin 2004
Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathica. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Stuttgart 2003
Rudolf Fritz Weiß: Lehrbuch der Phytotherapie. Hippokrates Verlag, Stuttgart 1991