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Von Thomas Kammler

Reizmagen: Wie eine funktionelle Verdauungsstörung das Leben beeinträchtigen kann

Frau hält sich schmerzend den Bauch

Über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei einem gereizten Magen

Ein Reizmagen, auch als funktionelle Dyspepsie oder nicht-ulzerative Dyspepsie bezeichnet, ist durch anhaltende oder wiederkehrende Beschwerden im Magen gekennzeichnet. Diese Beschwerden einer funktionellen Dyspepsie sind oft mit Schmerzen verbunden und können das Wohlbefinden und die Lebensqualität mitunter stark beeinträchtigen. Die Erkrankung ist häufiger, als man vielleicht denkt: Schätzungen zufolge leiden in Deutschland etwa 10 bis 15 % der Bevölkerung darunter. Aber ab wann spricht man von chronischen dyspeptischen Beschwerden? Wenn die Symptome über 3 Monate andauern oder innerhalb eines Jahres insgesamt 12 Wochen bestehen, könnte es sich um eine chronische Verlaufsform einer Verdauungsstörung wie einen Reizmagen handeln.
Das Problem für Therapeut* und Betroffene: Für die Beschwerden können bei der Diagnose keine offensichtliche strukturelle oder organische Ursache im Magen festgestellt werden, z.B. ein Magengeschwür oder eine Gastritis. Wie der Reizdarm ist auch der Reizmagen folglich eine funktionelle Verdauungsstörung. Da keine Ursache ausgemacht werden kann, besteht die Therapie daher in der Regel darin, die aus der Krankheit resultierenden Beschwerden wie Übelkeit oder Schmerzen zu behandeln, Stress zu reduzieren und die Ernährung umzustellen. Ziel ist es, den Magen-Darm-Trakt zu entlasten und die Erkrankung für die Betroffenen erträglicher zu machen. 

Woran merke ich, dass ich einen Reizmagen habe?

Eine funktionelle Dyspepsie bzw. dyspeptische Beschwerden bei den Betroffenen zeigt sich in verschiedenen Symptomen, die sich von Patient zu Patient unterscheiden. Bei vielen kommt es zu Schmerzen oder Unbehagen im Oberbauch: Dies können brennende, stechende oder drückende Schmerzen sein. Auch das Sättigungsgefühl kann in verschiedener Weise beeinträchtigt sein: Ein anhaltendes Gefühl der Sättigung und Völlegefühl, selbst nach kleinen Mahlzeiten oder ein frühzeitiges Sättigungsgefühl. Betroffene haben das Gefühl, schnell satt zu sein, auch wenn nur kleine Portionen gegessen werden. Häufig kommt es zu saurem Aufstoßen. Dabei treten Luft und Magensäure aus dem Magen in die Speiseröhre aus, was zu einem sauren Geschmack im Mund führen kann. Auch Übelkeit ist ein oft genanntes Problem: Hier spüren Reizmagen-Betroffene ein anhaltendes Gefühl der Übelkeit, das bis zum Erbrechen führen kann. Auch Sodbrennen, Magenkrämpfe oder Blähungen sind möglich.
Wie eingangs erwähnt hat der Reizmagen keine klare organische Ursache und ist nicht auf strukturelle Veränderungen im Magen zurückzuführen. Er wird als funktionelle Magen-Erkrankung betrachtet, was bedeutet, dass die Beschwerden nicht auf anatomische oder organische Probleme bei den Betroffenen zurückzuführen sind, sondern eher auf Störungen in der Funktion des Magens.

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Mögliche Ursachen: Was löst einen Reizmagen aus?

Die genauen Ursachen des Reizmagens sind nicht vollständig verstanden, aber sie können vielfältig sein und Faktoren wie psychischer Druck, Ernährungsgewohnheiten, Infektionen (z.B. mit dem Bakterium Helicobacter) oder eine gestörte Magenmotilität umfassen. Die Diagnose erfolgt oft durch den Ausschluss anderer Erkrankungen als möglicher Ursachen für die Symptome. Die Behandlung kann verschiedene Ansätze umfassen, darunter Änderungen in der Ernährung und Lebensweise, Medikamente zur Linderung von Symptomen sowie die Bewältigung von psychischen Belastungen, wenn es sich um einen "nervösen Magen" handelt. Es ist wichtig, mit einem Arzt oder Heilpraktiker zusammenzuarbeiten, um die besten Behandlungsmöglichkeiten für die jeweiligen spezifischen Symptome zu ermitteln.

Kann man einen Reizmagen heilen?

Es gibt derzeit keine bekannte Heilung für den Reizmagen bzw. den Reizdarm, da die genauen Ursachen dieser Erkrankung nicht vollständig verstanden sind. Stattdessen zielt die Behandlung darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Welche Rolle spielt die Psyche beim Reizmagen?

Die Psyche spielt eine wesentliche Rolle bei funktionellen Störungen des Magens, da viele Menschen mit diesen Erkrankungen psychische Belastungen und Stress erleben, der die Symptome verschlimmern oder auslösen kann. Hier kommt die enge Verbindung zwischen dem Magen-Darm-System und dem Gehirn zum Tragen, die als "Bauch-Hirn-Achse" bezeichnet wird. Sie ermöglicht die Kommunikation zwischen dem Verdauungssystem, dem zentralen Nervensystem und dem Gehirn.
Stress, Sorgen, Druck und Angst sind häufige Auslöser für Magenbeschwerden und können die Symptome des Reizmagens verschlimmern. Gestresst-Sein und seelische Belastungen können die Magenmuskulatur beeinflussen, was zu Verdauungsstörungen führen kann. Zudem neigen Menschen mit Reizmagen oft dazu, empfindlicher auf stressige Situationen zu reagieren.

Weitere Faktoren können hinzukommen:

  • Emotionale Belastungen oder psychische Erkrankungen wie Depressionen können ebenfalls die Symptome des Reizmagens verstärken. Einige Reizmagen-Patienten haben ein höheres Risiko für psychische Gesundheitsprobleme.
  • Die Angst vor den schmerzhaften oder unangenehmen Reizmagen-Beschwerden kann zu einem Teufelskreis führen, da diese Angst selbst wiederum Symptome auslösen oder verschlimmern kann.
  • Essverhalten: Die Psyche kann das Essverhalten beeinflussen. Einige Menschen mit Reizmagen entwickeln ungesunde Essgewohnheiten, wie z.B. das Vermeiden von Mahlzeiten oder das Essen von sehr kleinen Portionen aus Angst vor Beschwerden.

Die Behandlung nach der Diagnose Reizmagen sollte idealerweise einer ganzheitlichen Herangehensweise folgen, die auch die psychische Gesundheit berücksichtigt.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, wie die Psyche in die Behandlung integriert werden kann:

  • Techniken zur Stressreduktion und Stressbewältigung wie Entspannungsübungen, autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Meditation und Atemtechniken können helfen, Stresshormone abzubauen und die Beschwerden zu lindern.
  • Gesprächstherapie, kognitive Verhaltenstherapie oder andere Formen der psychologischen Behandlung können dabei helfen, Ängste und Belastungen besser zu bewältigen.
  • Auch Lebensstiländerungen können einen Beitrag dazu leisten, die psychische Gesundheit zu fördern und die Symptome zu reduzieren. Dazu gehören beispielsweise eine insgesamt gesunde Lebensweise, einschließlich ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf. 

Die Wechselwirkung zwischen psychischer Gesundheit und Reizmagen ist komplex, daher ist es wichtig, mit einem Arzt oder Heilpraktiker zusammenzuarbeiten, um eine individuell angepasste Behandlungsstrategie zu entwickeln, die sowohl die körperlichen als auch die psychischen Faktoren berücksichtigt.

Wie beeinflusst die Ernährung einen Reizmagen?

Wie und was wir essen, hat entscheidenden Einfluss bei der Entstehung und Bewältigung von Reizmagen-Symptomen. Menschen mit funktioneller Dyspepsie reagieren oft empfindlich auf spezielle Lebensmittel wie scharfe Gewürze und besondere Ernährungsgewohnheiten. Daher ist die Wahl der bekömmlichen Nahrungsmittel und das richtige Essverhalten entscheidend, um das Wohlbefinden zu verbessern.

Wichtige Aspekte mit Blick auf die Ernährung bei funktioneller Dyspepsie:

Ein erster Schritt in der Bewältigung von Reizmagen ist die Identifikation von Lebensmitteln, die Ihre Symptome auslösen oder verschlimmern könnten – sogenannte „Trigger-Lebensmittel“. Diese können von Person zu Person unterschiedlich sein. Ein Ernährungstagebuch kann dabei helfen, Muster zu erkennen. Die Frage hierbei ist also: Was habe ich wann gegessen und wie hat sich dies auf meinen Magen ausgewirkt?

Ernährungs-Tipps bei Reizmagen

Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Nahrungsmittel. Daher ist es ratsam, eine individualisierte Ernährungsstrategie zu entwickeln, idealerweise mit einem Arzt, Heilpraktiker oder Ernährungsexperten. Ein Ernährungsberater kann bei der Identifikation von Trigger-Lebensmitteln und der Gestaltung einer Ernährung helfen, die den individuellen Bedürfnissen entspricht.

Es gibt jedoch auch grundlegende Hinweise, die bei den meisten Betroffenen Besserung versprechen:

  • Faser- und ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse, können die Verdauung fördern und Verstopfung lindern. Allerdings sollte man Ballaststoffe langsam in die Ernährung integrieren, um Blähungen und andere Magen-Darm-Beschwerden zu vermeiden. 
  • Fettreiche Lebensmittel wiederum, insbesondere gesättigte Fette, können die Magenentleerung verlangsamen und die Reizmagen-Symptome verstärken. Man sollte daher besser fettarme Alternativen wählen.
  • Stark gewürzte, scharfe oder säurehaltige Lebensmittel sollten gemieden werden, denn diese Lebensmittel können die Schleimhäute des Magens reizen und Beschwerden verschlimmern. Dazu gehören Gewürze, Chili, Zwiebeln, Knoblauch, Zitrusfrüchte und Tomatenprodukte. 
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr mit Wasser ist wichtig, um eine gute Verdauung zu unterstützen und Verstopfung zu verhindern. Bei Alkohol und Koffein sollte man jedoch vorsichtig sein: Alkoholische und koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Cola oder Energydrinks können die Magenschleimhaut reizen und sollten, wenn überhaupt, nur in Maßen getrunken oder am besten ganz vermieden werden. Auch Kohlensäure kann Blähungen und Magendruck verursachen.
  • Einige Menschen mit gereiztem Magen vertragen möglicherweise Laktose (Milchzucker) oder Gluten (z.B. in Weizen) schlecht. Es kann hilfreich sein, bestimmte Nahrungsmittel, die diese Bestandteile enthalten, zu reduzieren oder ganz zu meiden.
  • Weniger Rauchen und weniger Gewicht: Den Nikotinkonsum herunterzufahren kann sich ebenso positiv auswirken wie eine Gewichtsreduktion bei Übergewichtigen.
  • Bei Sodbrennen kann es hilfreich sein, das Kopfende des Bettes hochzustellen.
  • Und zu guter Letzt: Anstatt große Mahlzeiten zu essen, kann das Aufteilen in kleinere Portionen dazu beitragen, den Magen weniger zu belasten und das Völlegefühl zu reduzieren. Auch langsames Essen und gründliches Kauen kann die Verdauung fördern und Blähungen und Magenbeschwerden reduzieren.

Medikamentöse Therapie des Reizmagens

Eine Behandlung mit Medikamenten zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern. Die Auswahl der Arzneimittel hängt dabei von den individuellen Bedürfnissen ab. Sie ist oft trial-and-error-basiert (also „Versuch und Irrtum“), da die Beschwerden von Person zu Person variieren können – was dem einen hilft, schlägt beim anderen vielleicht nur wenig oder gar nicht an. Ein individueller Ansatz ist daher entscheidend, um die richtige Therapie zu finden.

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Welche Medikamente bei Reizmagen?

  • Stehen Sodbrennen und saures Aufstoßen im Vordergrund, können sogenannte Antazida eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um rezeptfreie Medikamente, die saure Magensäure neutralisieren. Sie können helfen, wirken aber nur für kurze Zeit und bieten keine langfristige Lösung des Problems. Gleiches gilt für Protonenpumpenhemmer (PPIs): PPIs reduzieren ebenfalls die Produktion von Magensaft und werden häufig bei Personen mit sauren Magenbeschwerden eingesetzt. Sie können auch zur Behandlung von Reizmagen verwendet werden, wenn dieser hauptsächlich mit einer übermäßigen Magensäureproduktion in Verbindung steht. Auch H2-Blocker reduzieren die körpereigene Magensäure-Produktion und können zur Linderung von saurem Aufstoßen und Magenbeschwerden eingesetzt werden.
  • Arzneimittel aus der Gruppe der Prokinetika können wiederum dazu beitragen, die Magenentleerung zu beschleunigen und so die Reizmagen-Symptome zu lindern, insbesondere wenn es zu einer Verzögerung der Magenentleerung kommt.
  • Antispasmodika können verwendet werden, um die Muskeln im Verdauungstrakt zu entspannen und krampfartige Schmerzen zu lindern.
  • Probiotika können dazu beitragen, die Darmflora, also das Darm-Mikrobiom, zu regulieren.
  • In einigen Fällen können Antidepressiva verschrieben werden, um Schmerzen und Unbehagen beim Reizmagen zu lindern.
  • Bei leichteren Beschwerden lohnt sich der Versuch mit pflanzlichen Arzneimitteln, z. B. Pascoventral®, das Kamille, Pfefferminze und Kümmel enthält. Sie sind altbewährte Heilpflanzen bei Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen, Blähungen und Völlegefühl. Der Extrakt aus Pfefferminzblättern beeinflusst direkt die glatte Muskulatur des Verdauungstraktes und wirkt krampflösend und entblähend. Der Kamillen-Extrakt hemmt Entzündungen der Magen-Darm-Schleimhäute, schützt diese und wirkt krampflösend und die Auszüge aus Kümmelfrüchten haben eine beruhigende Wirkung auf den Magen und wirken ebenfalls krampflösend. Pascoventral® eignet sich daher bei Verdauungsbeschwerden („dyspeptische Beschwerden“), besonders mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich, unangenehmen Blähungen und Völlegefühl. 

Unterm Strich kann allerdings festgestellt werden, dass die medikamentöse Therapie oft nicht die alleinige Lösung ist, sondern idealerweise mit den bereits beschriebenen Lebensstilveränderungen kombiniert werden sollte.

Hier finden Sie weitere Informationen

Ausführliche Informationen zu Magen-Darm-Erkrankungen finden Sie im gleichnamigen Gesundheitsbereich, unter anderem zu Themen wie Colitis ulcerosa, Darmgesundheit oder Verdauungsbeschwerden. In diesen umfassenden Gesundheitsthemen geht es um Symptome, Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten sowie bewährte Hausmittel.

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* Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter.

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Artikel

  • Madisch, Ahmed; Andresen, Viola; Enck, Paul; Labenz, Joachim; Frieling, Thomas; Schemann, Michael: "Diagnose und Therapie der funktionellen Dyspepsie" Dtsch Arztebl Int; 2018; 115: 222-32; 2023*

Weblinks

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs


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Wirkstoffe: Fluidextrakte aus Pfefferminzblättern, Kamillenblüten und Kümmelfrüchten. Bei Verdauungsbeschwerden, besonders mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich, Blähungen, Völlegefühl. Enthält 681,3 mg Alkohol (Ethanol) pro 80 Tropfen, entsprechend 44 Vol.-% Alkohol. 
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke. 
Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH, D-35383 Gießen
 

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