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Von Thomas Kammler

Probiotika, Präbiotika, Synbiotika – was ist das?

Probiotika, Präbiotika, Synbiotika

Probiotika: lebensfähige Mikroorganismen für den Darm

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO versteht man unter Probiotika lebende Mikroorganismen, die dem Menschen einen gesundheitlichen Nutzen bringen können, wenn sie in ausreichender Menge aufgenommen werden. Genauer gesagt handelt es sich bei den als Probiotika bezeichneten Mikroorganismen mehrheitlich um Milchsäurebakterien wie Lactobazillen und um Bifidobakterien. Diese sollen sich nach dem Verzehr von speziellen Lebensmitteln, sogenannten probiotischen Produkten, im Darm ansiedeln. Auf der Darmschleimhaut sollen sie eine positive Wirkung erzielen, indem sie schädliche, unerwünschte Keime verdrängen. So werden die durch Probiotika oder probiotische Lebensmittel aufgenommenen probiotischen Bakterien zu Platzhaltern für natürlich im menschlichen Darm vorkommende „gute Bakterien“, also nützliche Darmbakterien, die sich dann vermehren können.

Eine Darmflora in Balance nutzt dem Körper in vielfältiger Weise, denn Darmbakterien sind nicht nur daran beteiligt, die Nährstoffe aus unserer Nahrung für unsere Körperzellen zu verwerten. Zudem erfüllen sie wichtige Funktionen im Immunsystem – immerhin sind rund 80 % aller Immunzellen im Darm beheimatet. Eine gesunde natürliche Darmflora geht also in ihrer Bedeutung weit über die Funktion Verdauung hinaus.

Eine ausgewogene Ernährung unter anderem mit Lebensmitteln, die einen hohen Anteil an Ballaststoffen enthalten, wirkt sich unterstützend auf die physiologische Darmflora und bei der Aufnahme von probiotischen Mikroorganismen aus. Eine solche "gesunde Ernährung" hat verschiedene gesundheitliche Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt und stellt den Darmbakterien das notwendige Futter bereit, damit diese sich ernähren und vermehren können.

Welche Lebensmittel enthalten solche probiotischen Stämme und können darüber eine gesundheitsfördernde Wirkung vermitteln?

Den meisten dürften probiotische Joghurts bekannt sein, die probiotische Bakterien enthalten. Bei fermentierten Lebensmitteln wie sauer eingelegtem Gemüse z.B. Sauerkraut sollte man darauf achten, dass diese unbehandelt sind, also frisch. Sauerkraut in Glas, Dose oder Schlauchbeutel ist quasi "totgekocht" und enthält keine vermehrungsfähigen probiotischen Bakterien mehr. 

Wer kaum probiotische Lebensmittel in seinen Speiseplan integriert hat, z.B. weil man keinen Joghurt verträgt oder fermentierte Lebensmittel nicht mag, kann sich mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln unterstützen. Solche Probiotika gibt es als Pulver zum Einrühren oder auch als Kapseln.

Präbiotika: Starterfutter für Mikroorganismen im Darm

Präbiotika sind keine lebenden Organismen, sondern unverdauliche Nahrungsbestandteile, sogenannte Ballaststoffe, die den Mikroorganismen in einer gesunden Darmflora als Nahrung dienen. Präbiotika sind wichtig zur Erhaltung eines gesundheitsförderlichen Milieus im Darm und für die normale Zusammensetzung des Mikrobioms, also der Darmflora.

Bekannte Präbiotika sind beispielsweise Inulin, Oligofructose oder Nutriose (resistentes Maisdextrin) als resistente Stärke und sind u.a. in auch in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Es gibt pflanzliche Lebensmittel, die viele dieser präbiotischen Stoffe enthalten, beispielsweise die Topinambur-Wurzel. Diese natürlichen Präbiotika fördern die Vermehrung und Erhaltung der guten Bakterien im Darm. Menschen mit empfindlichem Magen und Darm sollten sich aber ganz langsam an solche Lebensmittel heranwagen: Wenn die Bakterien im Dickdarm den Ballaststoff Inulin aufspalten, werden Gase gebildet, die sich dann als Blähungen oder Bauchschmerzen bemerkbar machen können. Wer hier also positive Effekte auf die Darmflora erreichen möchte, sollte mit kleineren Mengen starten, damit beispielsweise Inulin nicht zu den genannten unangenehmen Begleiterscheinungen führt.

Kann man Probiotika verwenden, wenn man Histamin nicht gut verträgt?

Histamin ist ein Botenstoff, der viele wichtige Aufgaben in unserem Körper z.B. im Entzündungsgeschehen und Abwehrsystem hat. In kleinen Mengen wird er natürlicherweise auch von den normalen Darmbakterien gebildet. Normalerweise wird Histamin im Körper abgebaut, damit es keinen Schaden (z.B. allergische Reaktionen) anrichten kann. Bei manchem Meschen ist der Abbau gestört, was dazu führt, dass zu viel Histamin im Körper verbleibt. Die Betroffenen vertragen es nicht gut, wenn über die Nahrung weiteres Histamin zugeführt wird. Nachvollziehbarerweise sollte bei der Auswahl der Bakterienstämme in einem Probiotikum darauf geachtete werden, dass keine Histaminbildner enthalten sind.

Synbiotika: aus 2 mach 1

Werden Präbiotika und vermehrungsfähige probiotische Kulturen in einem Produkt zusammengestellt, handelt es sich um ein sogenanntes Synbiotikum. Hier hat man also Milchsäurebakterien wie Laktobazillen und Bifidobakterien und das „Starterfutter“ in Form eines Präbiotikums in einem. Ein solches Synbiotikum kann beispielsweise zu oder nach einer Antibiotika-Behandlung sinnvoll sein, denn oft haben Antibiotika nicht nur Effekte auf die Krankheitserreger, sondern auch auf die erwünschten Bakterien des Mikrobioms. Damit hier nach der Antibiotika-Therapie nicht die unerwünschten Bakterien innerhalb der Darmflora überwiegen, kann man die physiologische Darmflora mit synbiotischen Nahrungsergänzungsmitteln unterstützen, als Ergänzung zu einer ausgewogenen Ernährung.

Zu guter Letzt kann man mit Produkten, die Biotin enthalten, noch etwas Gutes für den Erhalt der Darmschleimhaut tun, die bekanntermaßen die Heimat der Darmbakterien ist. Biotin gehört zur Gruppe der B-Vitamine, ist auch als "Vitamin H" bekannt und trägt zur Erhaltung normaler Schleimhäute bei.

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