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Von Thomas Kammler

Mandelsteine (Tonsillensteine): Ursachen, Symptome und Behandlung

mandelsteine newsletter oktober

Symptome wie Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Räusperzwang, ein ständiges Bedürfnis zu Husten, ein unangenehmer Geschmack im Mund und Mundgeruch können auf sogenannte Mandelsteine hinweisen. Aber was ist das überhaupt, wie entstehen sie, anhand welcher Symptome kann man die Erkrankung erkennen, sind sie gefährlich für den betroffenen Menschen und muss man die Beschwerden behandeln, indem man beispielsweise die Mandeln entfernt?
Die in der Fachsprache Tonsillolithen genannten steinartigen Gebilde, sind in der Regel harmlos. Die eingangs erwähnten Beschwerden können durchaus die Lebensqualität der Betroffenen einschränken. Insbesondere der Mundgeruch führt bei Betroffenen zu Schwierigkeiten im sozialen Umgang. Diese auch Tonsillensteine genannten tonsillären Konkremente sind kleine, harte Ablagerungen, die sich in den kleinen Taschen (Tonsillenfalten) der Gaumenmandeln im hinteren Teil des Rachens bilden können.

Wie entstehen Mandelsteine?

Mandelsteine bestehen aus abgestorbenen Zellen, weißen Blutkörperchen, Speiseresten, Bakterien und Schmutzpartikeln, die auf der Oberfläche der Mandeln in sogenannten Krypten hängenbleiben und dort verklumpen. Krypten (auch Tonsillenkrypten oder Mandelkrypten genannt) sind winzige Rillen, Spalten oder Vertiefungen in den Mandeln (Tonsillen).
Die Zusammensetzung der Tonsillensteine kann variieren, aber die kleinen Klumpen enthalten oft schwefelhaltige Verbindungen, die ihnen einen unangenehmen Geruch verleihen. Diese Tonsillensteine sind daher häufig die Ursache von schlechtem Atem bzw. einem Mundgeruch nach "faulen Eiern" bei den Betroffenen. Schlechter Geschmack im Mund oder unangenehmer Mundgeruch können allerdings auch andere Ursachen haben, daher sollte man die Symptome fachkundig von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO-Arzt), Zahnarzt oder Gastroenterologen abklären lassen.

Diagnose: Wie kann man Mandelsteine erkennen?

Auffällig werden Tonsillensteine als weißliche oder gelbliche Punkte: Bei einer Untersuchung des Rachens können sie mit bloßem Auge als kleine weiße oder gelbliche Punkte oder Klumpen auf den Tonsillen sichtbar sein. Eine zumindest etwas ähnliche Optik findet sich im Fall einer Seitenstrangangina: An der Oberfläche des angeschwollenen, geröteten Rachens entstehen streifenartige eitrige Beläge („Stippchen“) oder weiß-gelbe Eiterpunkte.

Wer ist betroffen?

Menschen sind unterschiedlich anfällig für die Entstehung von Mandelsteinen. Insbesondere, wenn die Mandeln des Patienten tiefe Falten oder Vertiefungen aufweisen, da sich Schmutzpartikel in den Krypten leichter ansammeln können.

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Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer Mandelentzündung (Tonsillitis) und Tonsillensteinen?

Grundsätzlich gilt: Nicht jeder, der Mandelsteine hat, leidet zwangsläufig an einer Mandelentzündung und umgekehrt entwickelt nicht jeder mit einer Entzündung der Gaumenmandeln auch automatisch Mandelsteine. Zusammenhänge gibt es dennoch:
Mandelentzündungen entstehen normalerweise aufgrund einer bakteriellen Infektion. Die häufigsten Erreger der Tonsillitis sind Streptokokken als Ursache der sogenannten Streptokokken-Angina. Wenn die Mandeln infiziert sind, können sie anschwellen, rot werden und die geschwollenen Mandeln können Schmerzen verursachen. Wenn die Mandeln häufig entzündet sind, können Ablagerungen in Form von Tonsillolithen vermehrt auftreten, da die Mandeln durch die Entzündung größer werden und ihre Oberfläche durch stärkere Krypten unebener wird. Die Symptome sind beiden gemeinsam: Sowohl Mandelsteine als auch Mandelentzündung können Halsschmerzen, Schluckbeschwerden mit Schmerzen und Mundgeruch verursachen. Die Ablagerungen können auch dazu führen, dass sich Erreger im Mund weiter vermehren und so die Entzündung verstärken. In einigen Fällen können Mandelsteine die Behandlung einer Mandelentzündung beeinflussen, da sie die Entzündung und damit einhergehenden Symptome aufrechterhalten oder eine Reinfektion begünstigen können. Sie können also Ursache für wiederkehrende, häufige Mandelentzündungen sein.

Bedürfen Mandelsteine einer Behandlung oder sogar einer operativen Entfernung?

Normalerweise sind Tonsillensteine klein und wenn überhaupt eher ein kosmetisches Problem. Wenn sie zu häufig auftreten oder stärkere Beschwerden verursachen, kann ein Arzt, z.B. ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt), konsultiert werden, um mögliche Behandlungen zu besprechen. In einigen Fällen kann das Entfernen der Mandeln (Tonsillektomie) durch einen chirurgischen Eingriff erwogen werden. Eine Entfernung will allerdings gut überlegt sein, da die Gaumenmandeln ein Teil des Lymphsystems sind und eine wichtige Rolle im Immunsystem bei der Abwehr von Infektionen durch Bakterien oder Viren spielen. Daher sollte man in der Behandlung zunächst auf weniger invasive Methoden zurückgreifen, denn ansonsten geht man das Risiko ein, durch die Mandel-Entfernung die lokale Immunabwehr zu schwächen und so das Eindringen von Bakterien zu erleichtern.
Ein weniger radikale Methode ist die sogenannten Tonsillenlavage: Der Arzt kann große Mandelsteine durch eine Spülung entfernen, bei der Wasser oder eine spezielle Lösung in die Krypten der Mandeln eingeführt wird, um die Steine herauszuspülen.
Gerade in der Eigenbehandlung gilt: Es ist wichtig, die Steine nicht mit scharfen Gegenständen oder zu viel Druck zu entfernen, da dies das Gewebe schädigen und Infektionen verursachen kann.

Tonsillensteine und Mundhygiene

Nicht-invasive Methoden, um den Steinen beizukommen, betreffen in erster Linie eine gute Mundhygiene, die über das tägliche Zähneputzen hinausgehen sollte. Ein bewährtes Hausmittel ist beispielsweise regelmäßiges Gurgeln mit Salzwasser, um die Region von Mund und Rachen durchzuspülen, Tonsillolithen zu lösen und starkem Mundgeruch entgegenzuwirken bzw. diesem vorzubeugen. Hierfür bieten sich außerdem desinfizierende Mundspülungen an, die die Bakterien bekämpfen sollen und so dem Mundgeruch entgegentreten. Gleiches gilt für das Nutzen einer Munddusche oder das Spülen und Gurgeln mit Salbei- oder Kamillentee.
Auch die Verwendung eines Zungenschabers kann unterstützen: Mit einem Zungenschaber kann die Zunge vorsichtig gereinigt und Ablagerungen und Bakterien von der Zungenoberfläche entfernt werden, was auch bei der Prävention hilfreich sein kann.
Zudem kann eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung indirekt zur Vorbeugung von Mandelsteinen beitragen. Mandelsteine können zwar nicht direkt während einer professionellen Zahnreinigung entfernt werden, da sie sich nicht im Mundraum, sondern in den Gaumenmandeln befinden - aber eine regelmäßige Zahnreinigung kann dazu beitragen, die Menge an Bakterien und Ablagerungen im Mund zu reduzieren.

Die Roeder-Behandlung (auch „Rödern“, „Tonsillenroedern“)

Eine alternativmedizinische Behandlung der Tonsillensteine stellt das vom Arzt Heinrich Roeder 1912 beschriebene Verfahren der Roederbehandlung dar. Dieses Rödern als eine Art Lymphdrainage der Mandeln sollte eine Alternative zur Entfernung der Gaumenmandeln durch eine Operation darstellen. Ansatz war das Verständnis Röders der Mandeln als wichtigem Teil des Lymphsystems.

Normalerweise reinigen sich die Mandeln selbst. Dies geschieht beim Kauen oder Schlucken. Um diese Selbstreinigung zu unterstützen, werden beim Roedern Mandelsteine durch Absaugen mit Unterdruck mittels einer Glasglocke entfernt. Anschließend werden die Rachenmandeln und Gaumenmandeln massiert, um deren entgiftende Funktion sowie den Lymphabfluss anzuregen. Das einmal pro Woche durchführte Rödern wird so lange wiederholt, bis kaum noch oder gar kein Material mehr abgesaugt werden kann.

Diese Behandlung soll sich laut Roeder nicht nur auf das örtliche Krankheitsgeschehen und die Mandelsteine auswirken, sondern auch positive Effekte auf den Lymphfluss sowie die Gesundheit als Ganzes haben, insbesondere auf chronische entzündliche Vorgänge im Hals-Nasen-Rachenraum, z.B. chronische Sinusitis.

Die Wirkung der in der Naturheilkunde beliebten und jahrzehntelang bewährten Roederbehandlung konnte bislang wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. Anders als in der Naturmedizin wird sie in der Schulmedizin, etwa von Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, häufig eher kritisch betrachtet.

Kann man Mandelsteine verhindern bzw. vorbeugen?

Ja, man kann Mandelsteinen vorbeugen, indem man bestimmte Maßnahmen zur Mundhygiene und Rachenhygiene ergreift. Diese stellen wir nachfolgend vor. Insbesondere wenn man zu Mandelsteinen neigt, sollte man diese vorbeugenden Maßnahmen konsequent in die tägliche Routine einbauen, um bereits bestehende Steine zu lösen und das Risiko der Neubildung von Tonsillensteinen möglichst klein zu halten:

  • Grundsätzlich gilt, dass eine gute Mundhygiene hilft, zelluläre Zerfallsprodukte („Detritus“), Bakterien und Nahrungspartikel zu entfernen, die sich in den Mandelgrübchen ansammeln können. Erste Maßnahmen sind daher regelmäßiges Zähneputzen und das beständige Reinigen der Zahnzwischenräume durch Verwenden von Zahnseide. Auch auf der Zunge können sich Bakterien und Nahrungspartikel festsetzen. Eine tägliche Zungenreinigung kann diese Ablagerungen beseitigen.
  • Regelmäßiges Gurgeln mit warmem Salzwasser oder Mundspülungen mit Salbeitee kann als bewährtes Hausmittel die Mundhygiene sinnvoll vervollständigen. Wichtig ist es zudem hydratisiert zu bleiben, denn ausreichendes Trinken von Wasser hält den Mund feucht und spült Speisereste und Bakterien ab.
  • Eine Munddusche kann ebenfalls hilfreich sein, um bestehende Steine sanft zu lösen und präventiv das Ablagern neuer Tonsillensteine zu verhindern.
  • Vermeiden sollte man hingegen Rauchen und Alkohol sowie sehr scharfe oder saure Lebensmittel. Diese Substanzen können die Schleimhäute in Mund und Rachen reizen und so die Bildung von Mandelsteinen begünstigen.
  • Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen wiederum sind im Sinne der Prävention eine wichtige Maßnahme, um Probleme mit der Mundgesundheit frühzeitig zu erkennen und bestmöglich zu behandeln.

Welche Rolle kann die Ernährung spielen?

Obwohl es keine spezifische Diät gibt, die die Steinbildung direkt verursacht oder verhindert, stehen bestimmte Lebensmittel im Verdacht, die Bildung zu begünstigen, indem sie das Wachstum von Bakterien in Mund und Rachen fördern oder die Ansammlung von Partikeln in den Mandeln erleichtern. Hierzu gehören Milchprodukte, zuckerhaltige und stärkehaltige Lebensmittel sowie Fleisch: Milch und Milchprodukte können die Bildung von Schleim fördern, der dazu beitragen kann, dass sich Partikel in den Krypten der Mandeln ansammeln. Zucker wiederum kann das Wachstum von Bakterien im Mund fördern, was wiederum die Entstehung von Mandelsteinen begünstigen kann. Brot, Nudeln und andere stärkehaltige Lebensmittel können sich leicht in den Mandeln verfangen und so die Bildung von Mandelsteinen begünstigen. Auch Fleischreste können in den Mandeln hängenbleiben und so die Entstehung von Ablagerungen fördern.
Die Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Lebensmitteln kann in diesem Zusammenhang sehr individuell sein. Patienten, die zu wiederkehrenden Mandelsteinen neigen, könnten aber ihre Ernährung beobachten und gegebenenfalls bestimmte Lebensmittel zu reduzieren, um zu sehen, ob sich dadurch das Problem verringert.

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Weblinks

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

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