Fachkreise
Login
Von Thomas Kammler

Hopfen (Humulus lupulus L.): Bier brauen, Arzneimittel und Naturkosmetik

Der Echte Hopfen im Kurzportrait

Über eine vielseitige Pflanze und bekannte Redewendungen wie "Hopfen und Malz verloren"

Welch bedeutende Rolle die Pflanze Humulus lupulus in unserer Kultur spielt, wird spätestens an Redewendungen wie "Da ist Hopfen und Malz verloren" oder "Hopfen und Malz - Gott erhalt´s" deutlich. An eine Brauerei denken die meisten Menschen vermutlich sofort, an Kosmetik oder Medizin denkt man beim Hopfen hingegen eher weniger - zu Unrecht, wie wir im Folgenden sehen werden.  

Echter Hopfen (Humulus lupulus)

Sprechen wir über die Pflanze Hopfen, meinen wir in der Regel den Echten Hopfen (Humulus lupulus, auch Gewöhnlicher Hopfen), der auch in der Bierherstellung, also zum Brauen, genutzt wird. Im Hopfen sind aber auch arzneilich wirksame Inhaltsstoffe enthalten. Er findet daher auch als Heilpflanze in pflanzlichen Arzneimitteln Verwendung und wurde 2007 sogar zur "Arzneipflanze des Jahres" gekürt. Auch im Schönheitsbereich hat man die Pflanze mittlerweile entdeckt und nutzt hier die positiven Effekte auf die Haut, beispielsweise in Naturkosmetik. Nichtsdestotrotz wird immer noch der weit überwiegende Teil der Ernte für Bier verwendet.

Was sollte man über die Pflanze Hopfen wissen?

Echter Hopfen (Humulus lupulus L.) gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae). Die Wildform der modernen Hopfen-Pflanzen findet sich nicht nur hierzulande auch an halbschattigen und sonnigen Standorten. In Auwäldern, in Parks und Grünanlagen sind zudem auch Zuchtformen verwildert. Die ausdauernde Kletterpflanze bildet im Boden ein dickes, weitverzweigtes und nur schwer zu beseitigendes Wurzelwerk aus (wichtig zu wissen, falls man Hopfen für den Anbau im Garten einplant). Aus dem ursprünglichen wilden Hopfen sind allein durch Zucht weltweit mehrere 100 Sorten entstanden.

Wie sieht die Pflanze aus?

Die Hopfenpflanze (Humulus lupulus) ist eine mehrjährige, winterharte Pflanze mit spezifischen Merkmalen, die wir uns genauer anschauen wollen. Zunächst zum Blatt: Die Blätter von Humulus lupulus sind herzförmig und mehrfach gelappt, an der Blattunterseite leicht behaart und haben gezahnte Ränder. Die Pflanze verfügt über ein ausgedehntes Wurzelsystem, das dazu dient, die Pflanze im Boden zu verankern und Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Hopfenpflanzen haben zudem kräftige, kletternde Triebe, die sich an Stützen oder Drähten in große Höhen emporranken können. Dies soll die Kletterpflanze stabilisieren und ermöglichen es ihr überhaupt erst, derart in die Höhe zu wachsen.

Die Blüte der Nutzpflanze ist unverwechselbar: Die weiblichen Hopfenpflanzen produzieren Blüten in Form von kleinen gelb-grünen Zapfen, die als Hopfendolden oder Hopfenzapfen bezeichnet werden. Diese Dolden enthalten die begehrten Hopfenblüten, die für die Bierherstellung benötigt werden. Die Blüten geben dem Bier nicht nur Aromen und Bitterstoffe, sondern dienen auch als natürliches Konservierungsmittel.

Wo wächst wilder Hopfen?

Die Pflanzengattung Hopfen verfügt über 3 Arten, denn neben dem erstgenannten gibt es auch noch den ausschließlich in der chinesischen Provinz Yunnan vorkommenden Yunnan-Hopfen (Humulus yunnanensis Hu) sowie den Japanischen Hopfen (Humulus scandens (Lour.) Merr). Er findet sich als eingewanderte Pflanze („Neophyt“) zwar mittlerweile auch in den USA, ist aber eigentlich ebenfalls in Asien beheimatet. Ursprünglich wächst die Pflanze dort in China, Japan, Korea und Vietnam.

Hopfen anpflanzen: Anbau von Humulus lupulus weltweit

Die Kletterpflanze mit mehreren Metern langen Ranken wird hauptsächlich in drei Ländern weltweit angebaut: USA, Deutschland und Tschechien. In Deutschland finden sich die größten Anbaugebiete in Bayern (Hallertau mit über 83%), an Elbe & Saale in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (rund 8%) und dem Hopfenanbaugebiet Tettnang in Baden-Württemberg (rund 7%). Erntezeit für die Kulturpflanze ist witterungsabhängig Ende August bis Ende September.

Hopfenanbau: Es geht hoch hinaus

Angebaut wird der Hopfen in sogenannten Hopfengärten. Hier finden sich Gerüste mit bis zu 7 Meter hohen Rankhilfen, die der Kletterpflanze erlauben, frei zu wachsen und sich hoch über dem Boden auszubreiten. Der Hopfen ist eine zweihäusige Pflanze. Das bedeutet, dass es männliche Pflanzen und weibliche Hopfenpflanzen gibt. Genutzt werden ausschließlich die weiblichen Blütenstände, die sogenannten Hopfenzapfen bzw. Hopfendolden. Die männlichen Blüten sind im Gegensatz zu den weiblichen Blüten wirtschaftlich nicht bedeutsam.

Eignet sich die Pflanze für den heimischen Garten? Standort und Pflege

Ja, Hopfen eignet sich gut für den Anbau im Garten - und zwar keineswegs nur, wenn man Interesse an der Herstellung von eigenem Bier hat. Die Kletterpflanze kann als sommergrüne Zierpflanze zum Beispiel sehr gut als Sichtschutz dienen. Es gibt aber einige Punkte zu beachten, wenn man Humulus lupulus im Garten anpflanzen möchte:

  • Hopfenpflanzen bevorzugen helle halbschattige bis sonnige Standorte, in denen sie genügend Licht erhalten. Der Boden sollte gut durchlässig und nährstoffreich sein.
  • Da sie kletternde Triebe haben, benötigen sie ein geeignetes Rankgerüst zum Emporklettern - mit einem Spalier, Zaun oder Drahtseil kann man die Pflanzen entsprechend unterstützen.
  • Auch die Auswahl der Sorte kann wichtig sein: Es gibt verschiedene Hopfensorten mit unterschiedlichen Aromen und Bitterstoffen. 
  • Hopfenpflanzen benötigen regelmäßige Bewässerung, insbesondere während trockener Perioden - der Boden sollte gleichmäßig feucht gehalten werden.
  • Hopfenpflanzen können ziemlich robust sein, erfordern jedoch regelmäßige Pflege. Entfernen Sie abgestorbene Blätter und Ranken, um die Pflanze gesund zu halten.
  • Die Hopfendolden werden im Spätsommer oder Herbst geerntet, wenn sie reif sind. 
  • Beachten Sie, dass Hopfenpflanzen recht ausbreitungsfreudig sind, daher brauchen sie für den richtigen Standort genügend Raum und man sollte unbedingt darauf achten, sie durch Wurzelsperren zu kontrollieren. Ansonsten verbreiten sie sich schnell im ganzen Garten und überwuchern leicht andere Pflanzen.

Bewährte Hausmittel mit der beruhigenden Heilpflanze

Hausmittel zur Beruhigung bei innerer Unruhe oder zum besseren Schlafen bei Schlafstörungen sind relativ einfach herzustellen. Die wichtigste Zutat sind natürlich Hopfenzapfen, aus denen man beispielsweise Hopfentee, ein Hopfenbad oder ein Hopfenduftkissen machen kann:

  • Hopfentee: Für den Tag einfach 2-3 TL getrocknete Hopfenblüten mit einem viertel Liter heißem Wasser übergießen und 5-10 Minuten ziehen lassen. Danach die Blüten entfernen und für die beruhigende Wirkung täglich bis zu 3 Tassen des leicht bitter-fruchtigen Tees trinken. Für einen erholsameren Schlaf den Tee am besten eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen trinken.
  • Hopfenbad: Für ein wohltuendes Bad für Körper und Seele übergießt man etwa 100 g Hopfenzapfen mit kochendem Wasser, lässt das Ganze 10 bis 15 Minuten durchziehen, dann abseihen, auspressen und ins Badewasser geben. 
  • Hopfenduftkissen: Um besser zu schlafen, kann man ein Duftkissen mit Hopfenzapfen füllen und neben das Kopfkissen legen, um von der entspannenden und schlaffördernden Wirkung zu profitieren. 

Wenn man den Echten Hopfen im Garten anbaut, kann man die eigenen weiblichen Blüten nutzen, ansonsten erhält man die Zapfen auch in der Apotheke oder zum Beispiel im Reformhaus.

Woher stammt der Spruch "Hopfen und Malz verloren"? Humulus lupulus im Volksmund

Etwas in die Jahre gekommen sind Sprichwörter, in den Gott doch bitte Hopfen und Malz erhalten solle oder solche, in denen auch wirklich nichts mehr zu machen ist, also Hopfen und Malz verloren ist.

Wie man sich wahrscheinlich denken kann, stammt die Redewendung "Da ist Hopfen und Malz verloren" bzw. "Bei Dir ist Hopfen und Malz verloren" aus dem Brauwesen und wurde später im übertragenen Sinne gebraucht. Der Ursprung liegt in der Bierherstellung, genauer gesagt im Brauprozess. Hopfen und Malz sind zwei wichtige Bestandteile bei der Bierbrauerei. Die Redewendung bedeutet, dass eine Sache hoffnungslos verloren ist oder nicht mehr zu retten ist. Ursprünglich bezog sich der Ausdruck darauf, dass bei der Bierherstellung, wenn einmal Hopfen und Malz verloren sind, das Bier nicht mehr gerettet werden kann. Wenn also in der Brauerei im Brauprozess etwas schiefging und diese beiden Hauptbestandteile des deutschen Biers aus welchen Gründen auch immer nicht mehr verwendet werden konnten, war das Bier verdorben und nicht mehr genießbar - es waren Hopfen und Malz verloren. Heute drückt die Redensart im übertragenen Sinne aus, dass eine Situation hoffnungslos ist oder dass einer Person nicht mehr zu helfen ist - also eine abgewandelte Bedeutung.

Die Redewendung "Hopfen und Malz, Gott erhalt´s" ist ebenfalls mit dem Brauwesen verbunden. Ursprünglich wurde dieser Ausspruch wohl als Trinkspruch verwendet und drückt den Wunsch aus, dass das Bier – repräsentiert durch die Grundstoffe Hopfen und Malz – von Gott erhalten und geschützt wird. Es ist eine traditionelle Art, Wohlwollen und gute Wünsche für das Getränk auszudrücken.

Der bekannte Ausdruck "Hopfen und Malz – Gott erhalt's" basiert darauf, dass vor der Einführung des Reinheitsgebots das Brauen von Bier eher eine unsichere Angelegenheit war und nicht immer zu einem schmackhaften Ergebnis führte. Wenn es dennoch gelang, wurde es mitunter als eine Art göttliche Handlung betrachtet.In vielen Kulturen spielte das Bierbrauen historisch eine wichtige Rolle, und solche Ausdrücke spiegeln oft die Bedeutung und Wertschätzung dieses Getränks in der Kultur wider. Kein Wunder, denn Bier war in vielen Kulturen maßgebliches Getränk und Hauptnahrungsmittel sowie hauptsächliche Flüssigkeitsquelle.

Heutzutage wird die Redewendung eher nostalgisch oder scherzhaft gebraucht ("ich erhalt´s"), wenn man auf eine gute Bierqualität oder einen angenehmen Trinkmoment anstoßen möchte.

Unter der Lupe: Inhaltsstoffe und Wirkung der Hopfenpflanze

Die weiblichen Hopfenzapfen enthalten Bitterstoffe (z. B. Humulon), die für den bitteren Geschmack sorgen. In den gelb-grünen Blüten sind Gerbstoffe und weitere wertvolle Inhaltsstoffe zu finden. Schaut man aus der pharmakologischen Perspektive, machen besonders die enthaltenen Wirkstoffe Humulon und Lupulon Humulus lupulus zu einer Heilpflanze mit einer beruhigenden Wirkung. Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg wählte Humulus lupulus L. im Jahr 2007 zur „Arzneipflanze des Jahres“.

Ist Hopfen essbar? Hopfenspargel: Junge Triebe als Delikatesse

Neben seinen gehaltvollen gelb-grünen Dolden hat Humulus lupulus aber noch mehr zu bieten: "Hopfenspargel" werden die jungen, von Hand geernteten Triebe der Hopfenpflanze genannt. Das im Mittelalter eher als Arme-Leute-Essen geschmähte Frühlingsgemüse ist jedoch eine nussartig, erdig und leicht bitter schmeckende Delikatesse, die wie Spargel in der Küche verwendet werden kann. Geerntet wird von etwa Mitte März bis Mitte April. Durch das zeitintensive Ernten von Hand ist der Hopfenspargel der wahrscheinlich teuerste Spargel der Welt.

Bierbrauen

In der Brauerei hat Humulus lupulus eine herausragende Bedeutung, denn ohne die Zugabe von Hopfen ist Bier nahezu undenkbar. Der Hopfenzusatz klärt das Bier (Gerbstoffe), verbessert den Schaum und konserviert auf natürliche Weise das Bier. Was den Geschmack angeht, ist er ebenfalls facettenreicher als man denkt. Während sogenannter "Bitterhopfen" besonders viele Bitterstoffe enthält und dem Getränk so einen bitteren Geschmack verleiht, ist beim "Aromahopfen" der Gehalt an ätherischen Ölen wichtig: Hierbei kommen außergewöhnliche Aromen zum Vorschein, beispielsweise von exotischen Früchten, Menthol oder Tee.

Verwendung in der Naturkosmetik

Neben der Verwendung als Bierwürze wird Echter Hopfen auch in der Kosmetik wegen seiner hautpflegenden Eigenschaften ein immer beliebterer Inhaltsstoff. Daher haben wir den Pflanzenextrakt neben sieben weiteren hochwertigen Extrakten für unsere Naturkosmetik verwendet. Er ist daher Bestandteil des neuen „Vitamin C + Hyaluron Gesichtsserum“ .

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Bücher

  • Wichtl, Max (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage, Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 4. Auflage 2002*
  • Schneider, Georg: Arzneidrogen, Heidelberg, Jena, Kusterdingen, München: Elsevier, 5. Auflage 2004*
  • Schilcher, Heinz, Kammerer, Susanne: Leitfaden Phytotherapie, München, Jena: Urban & Fischer Verlag, 2. Auflage 2000*

Weblinks

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

Verwandte Rubriken
Kosmetik