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Von Thomas Kammler

Der Wilde Jasmin - Eine Nervenpflanze stellt sich vor

Wilder Jasmin

Während der Verzehr des Wurzelstocks bzw. von Extrakten daraus in höheren Dosen zu starken Lähmungen bis hin zum Tod führt, gehört er in niedrigster Dosierung bzw. homöopathisch potenziert zu den wirksamsten Heilmitteln, welche die Naturmedizin zur Behandlung von Nervenschmerzen und grippalen Infekten einsetzen kann.

Die Heimat des Wilden Jasmins sind Guatemala und der Südosten der USA. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt die Pflanze auch Einzug in die europäische Medizin, als ein Arzt ihre gute Wirkung bei Gesichtsneuralgien entdeckte. Seinen Beinamen "elektrisches Fiebermittel" verdankt Gelsemium folgender Geschichte: „Ein Kranker, der an sehr heftigem Gallenfieber (Gelbsucht) litt, erhielt irrtümlicherweise einen Gelsemiumwurzelstock-Aufguss. Er wurde gelähmt und verlor das Bewusstsein. Als aber das Koma schwand, erhob er sich und war gründlich geheilt.” Der Mann hatte Glück gehabt: Die Dosis war nicht tödlich gewesen, sondern gerade so hoch, dass sie in stärkster Weise ordnend auf sein Nervensystem und damit intensiv regenerierend gewirkt hatte.

Schon die Indianer Nordamerikas kannten die Wirkung des Wilden Jasmins. Aus seiner Wurzel stellten sie den Gifttrank Bebo-Sito ("Gläserner Sarg") her, der ihre Opfer bei vollem Bewusstsein in eine Lähmung versetzte. Die arzneiliche Kunst besteht heute nun darin, eine Dosis zu finden, die für den Patienten absolut unschädlich ist und die Heilwirkung der Pflanze gleichzeitig maximal ausschöpft. Man kann sich diese etwa so vorstellen: Gelsemium übt, wenn es verdünnt und homöopathisch potenziert gegeben wird, auf erkrankte Nerven eine regenerierende Wirkung aus, die - neudeutsch gesprochen - einem "Reset der Nerven" durch eine Art "Lähmung" auf der Informationsebene gleichkommt. Dieser Reset ermöglicht es dem gestörten Nervensystem, sich zu regenerieren und von Grund auf neu zu ordnen. Der Informationsfluss über die vormals erkrankten Nervenbahnen kann sich wieder normalisieren und Schmerzen gehen zurück.

Diesen Effekt macht sich die Homöopathie bei zahlreichen Krankheitsbildern zunutze: Gelsemium sempervirens ist Bestandteil vieler komplexhomöopathischer Arzneimittel gegen Kopfschmerzen und Migräne, Gesichtsneuralgien wie Trigeminus- und Facialisneuralgie, Neuralgien durch Zahnerkrankungen und vor allem gegen Nervenschmerzen im Bereich von Kopf und Gesicht als Folge von grippalen Infekten ("Kopfgrippe"). Nervenschmerzen aller Art, die im Zusammenhang mit Fieber und Entzündungen auftreten, reagieren ausgesprochen gut auf homöopathisch potenziertes Gelsemium. Doch die Pflanze kann noch mehr: Auch Herzrhythmusstörungen, psychosomatische Herzbeschwerden und Erkrankungen des Ischiasnerven sind Leiden, zur deren Behandlung man sie gerne einsetzt.

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Der Wilde Jasmin ist übrigens nicht nur ein hochpotentes Heilmittel, sondern auch eine ausgesprochen schöne Pflanze: Bis zu sechs Metern hoch kann die immergrüne ("sempervirens") Liane klettern. Ihre Blätter glänzen dunkelgrün und die angenehm duftenden gelben Blüten machen den Wilden Jasmin zu einer beliebten Zierpflanze - sie ist Augenweide und Arzneimittel zugleich.

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Bitte beachten Sie: Alles, was die Gesundheit unterstützen kann, kann ihr auch schaden. Häufig ist das eine Frage der Dosis oder der Verträglichkeit mit anderen Arzneimitteln und möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen. Dieses Pflanzen-Porträt nennt nicht alle Eigenschaften, die bei der arzneilichen Anwendung beachtet werden müssen. Lassen Sie sich daher über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen der Arzneimittel.

Literatur:
- Der Neue Clarke - Eine Enzyklopädie für den homöopathischen Praktiker. Band 2; Dr. Grohmann Verlag für homöopathische Literatur. Bielefeld 2001
- Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel. Band 6. Mediamed Verlag, Ravensburg 1989 Olaf Rippe u. a.: Paracelsusmedizin. Altes Wissen in der Heilkunst von heute. AT Verlag, Aarau 2001
- Karl Stauffer: Klinisch Homöopathische Arzneimittellehre. Johannes Sonntag Verlag, Regensburg 1955
- Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phytotherapie - Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003
  

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