Fachkreise
Login
Von Thomas Kammler

Innere Kündigung: „Hoffentlich ist bald wieder Wochenende“

Frau sitzt erschöpft an einem Schreibtisch

Was tun, wenn der Job zur Last wird?

Es ist für viele von uns ein bekanntes Gefühl: Kaum ist der Sonntag vorbei, sehnt man sich schon nach dem nächsten Wochenende. Und wenn der Sonntagabend näher rückt, breitet sich ein mulmiges Gefühl aus – die bevorstehende Arbeitswoche erscheint wie ein Damoklesschwert. Wer sich regelmäßig von Wochenende zu Wochenende hangelt, könnte sich in einem Zustand einer inneren Kündigung befinden. Aber was genau bedeutet das? Wie äußert sich innere Kündigung, und was kann man dagegen tun?

Was ist innere Kündigung? Versuch einer Definition

Die innere Kündigung bedeutet, dass man sich in einem schleichenden Prozess emotional und mental von der Arbeit distanziert hat, obwohl man noch im Unternehmen angestellt ist. Der Job wird nur noch pro forma erledigt, die Mindestanforderungen werden erfüllt, aber echtes Engagement oder Freude an der Arbeit? Fehlanzeige. Stattdessen erledigt man die Aufgaben eher mechanisch und ohne Herzblut – Dienst nach Vorschrift. Die Kündigung ist quasi gedanklich schon eingereicht, aber noch nicht tatsächlich vollzogen. Dieser Zustand kann auf Dauer sehr belastend sein, sowohl für den Betroffenen selbst als auch für das Arbeitsumfeld.

Ist innere Kündigung dasselbe wie stille Kündigung?

Im englischsprachigen Raum gibt es einen vergleichbaren Begriff „quiet quitting“ – also „stille Kündigung“. Beide Phänomene sind wesensverwandt, es gibt aber einen kleinen Unterschied: "Stille Kündigung" wird oft als bewusste Entscheidung beschrieben, um die eigene Work-Life-Balance zu schützen und sich gegen übermäßige Ausbeutung oder unbezahlte Überstunden zu wehren.

Zahlen, Daten, Fakten: Statistik zur inneren Kündigung

"Die Masse der Menschen führt ein Leben in stiller Verzweiflung"

so lautet ein bekanntes Zitat des Philosophen David Henry Thoreau. Dies zeigt sich auch in Umfragen zum Thema innere Kündigung. Die Loyalität gegenüber dem eigenen Arbeitgeber nimmt laut einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Gallup immer weiter ab. Nur noch rund 53 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind sich sicher, dass sie in einem Jahr noch in ihrem derzeitigen Unternehmen tätig sein werden – 2018 waren es noch 78 Prozent. Dieser Wert sinkt seitdem kontinuierlich.

Noch drastischer ist der Rückgang bei der langfristigen Bindung: Lediglich 40 Prozent der Befragten gehen davon aus, in drei Jahren weiterhin für denselben Arbeitgeber zu arbeiten. Vor fünf Jahren lag dieser Wert noch bei 65 Prozent. Die Zahlen stammen aus dem Engagement Index 2023, für den zwischen dem 20. November und 22. Dezember 2023 insgesamt 1.500 Beschäftigte ab 18 Jahren telefonisch befragt wurden. Die Mitarbeiterbindung ist also auf einem historischen Tief angelangt.

Zudem ergab die Studie, dass 45 Prozent der Beschäftigten aktiv nach neuen Jobmöglichkeiten suchen oder zumindest offen für einen Wechsel sind. Nur noch 14 Prozent fühlen sich ihrem Unternehmen stark verbunden, ein historischer Tiefststand seit Beginn der Langzeitstudie im Jahr 2001. Besonders alarmierend: Fast jeder Fünfte (19 Prozent) gibt an, überhaupt keine Bindung zu seinem Arbeitgeber zu verspüren. Unter denjenigen, die erst seit weniger als einem Jahr im Unternehmen sind, sondieren bereits vier von zehn nach anderen Jobangeboten. Hochgerechnet betrifft dies über 7,3 Millionen Beschäftigte in Deutschland, die sich innerlich schon von ihrem aktuellen Arbeitgeber verabschiedet haben.

Was sind die Anzeichen für eine innere Kündigung?

Typische Anzeichen einer inneren Kündigung sind ein deutlicher Rückgang der Motivation und das Gefühl, dass die eigene Arbeit keinen Sinn mehr hat.

Wer sich innerlich vom Job verabschiedet hat, verspürt oft:

  • Desinteresse an den täglichen Aufgaben und am Erfolg des Teams oder Unternehmens
  • Verlust von Motivation und Enthusiasmus
  • kein Einbringen eigener Ideen, wenig Ehrgeiz und Engagement
  • gelangweiltes Verhalten
  • psychische Erschöpfung
  • Frustration über scheinbar sinnlose Tätigkeiten
  • Rückzug aus sozialen Interaktionen im Job – der Kontakt zu Kolleginnen, Kollegen oder Vorgesetzten wird auf ein notwendiges Minimum reduziert.
  • nachlassende Identifikation mit dem Arbeitgeber
  • Betroffene kommentieren den Arbeitsalltag zynisch
  • Fehlzeiten und Krankentage häufen sich
  • regelmäßiges Zuspätkommen 

Hinzu kommt oft eine spürbare Reduzierung der Leistungsfähigkeit. Selbst einfache Aufgaben fallen schwerer, man kann sich schlechter konzentrieren und Fehler schleichen sich vermehrt ein. Am liebsten will man einfach nur den Arbeitstag schnellstmöglich hinter sich bringen – ohne jegliche Freude oder Befriedigung.

Ursachen für die innere Kündigung

Warum kommt es überhaupt zu einer inneren Kündigung?

Die Gründe können sehr unterschiedlich sein, doch oft spielen mehrere Faktoren zusammen:

  • Fehlende Wertschätzung: Wenn Mühe und Einsatz kaum beachtet oder gewürdigt werden, schwindet die Motivation.
  • Keine Entwicklungsmöglichkeiten: Wer beruflich auf der Stelle tritt, keine Fortbildungen oder Herausforderungen bekommt, fühlt sich schnell ausgebremst.
  • Überlastung durch beruflichen Stress: Zu viel Arbeit ohne Pausen führt schnell zu Erschöpfung und dem Gefühl, ausgebrannt zu sein.
  • Unterforderung/“Bored out“: auch das Gegenteil kann sehr belastend sein, wenn man ständig unterfordert ist und keine Herausforderungen im Job bestehen.
  • Keine Sinnstiftung: Heutzutage suchen Arbeitnehmer nach einem Sinn in ihrer Tätigkeit. Wenn sie keinen Bezug zwischen ihren Aufgaben und dem übergeordneten Ziel des Unternehmens erkennen oder keine klaren Perspektiven für die Zukunft haben, kann das schnell zur Demotivation führen.
  • Führungsverhalten: Schlechte Führung kann maßgeblich zur inneren Kündigung beitragen, da sie die Motivation und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden untergräbt. Fehlende Wertschätzung, mangelnde Kommunikation, übermäßige Kontrolle sowie Ungerechtigkeit oder Bevorzugung einzelner Mitarbeiter erzeugen Frust und das Gefühl, entmündigt oder unfair behandelt zu werden.
  • Schlechtes Betriebsklima: Wenn der Umgangston unangenehm ist oder Mobbing und Konflikte das Arbeitsumfeld prägen, macht es keinen Spaß mehr, zur Arbeit zu gehen.

Das könnte Sie auch interessieren
11 schlafstoerungen test gewoehnliche schlafenszeit

Schlafstörungen

Zum Artikel

Innere Kündigung und Gesundheit

Man geht davon aus, dass sich innere Kündigung langfristig negativ auf die psychische und physische Gesundheit auswirkt. Belege gibt es beispielsweise für Zusammenhänge mit psychischen Problemen wie Konzentrationsschwierigkeiten oder Erschöpfung sowie psychosomatischen Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Gleiches gilt für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Innere Kündigung vs. Burnout

Der Unterschied zwischen beiden Sachverhalten liegt in der jeweiligen Einstellung und im Verhalten gegenüber der Arbeit: 

  • Beim Burnout halten Betroffene lange an ihren Leistungszielen fest, bis sie aufgrund völliger mentaler und körperlicher Erschöpfung kapitulieren. 
  • Auch der inneren Kündigung geht meist eine Phase des Engagements voraus, jedoch kann dieses Engagement aufgegeben werden, ohne dass Erschöpfung die Ursache ist. Diese Entscheidung erfolgt oft bewusst. 
  • Ein weiteres Merkmal: Burnout betrifft in der Regel sowohl das Berufs- als auch das Privatleben, während die innere Kündigung zunächst nur im Arbeitsumfeld sichtbar wird und sogar zu einer stärkeren Fokussierung auf andere Lebensbereiche führen kann.

Wie kann man eine innere Kündigung vermeiden?

Das Wichtigste, um eine innere Kündigung zu vermeiden: Anzeichen frühzeitig erkennen und aktiv gegensteuern.

Hier ein paar Ansätze, wie man eine innere Kündigung verhindern oder ihr entgegenwirken kann:

  • Reflexion: Was genau führt zu den negativen Gefühlen? Nur wer die Ursachen kennt, kann daran arbeiten.
  • Offene Kommunikation: Gespräche mit Vorgesetzten oder Kolleginnen und Kollegen können oft klären, ob Missverständnisse vorliegen, Verbesserungen möglich sind und welche Maßnahmen zur Mitarbeitermotivation ergriffen werden können.
  • Work-Life-Balance pflegen: Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit ist entscheidend. Pausen, Hobbys und Auszeiten helfen, den Kopf freizubekommen und neue Energie zu tanken.
  • Neue Ziele setzen: Veränderungen innerhalb des Jobs, wie eine Fortbildung, Weiterbildung oder ein interner Wechsel, können wieder frischen Wind bringen und neue Perspektiven schaffen.

Wann ist ein Jobwechsel sinnvoll?

Manchmal bringt all das aber keine wirkliche Veränderung. Wenn man trotz aller Bemühungen dauerhaft im Zustand der inneren Kündigung verharrt, sollte man ernsthaft über einen Jobwechsel nachdenken. Denn bevor der Job zur dauerhaften Belastung für die eigene Gesundheit wird und das Privatleben ebenfalls leidet, ist es oft besser, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen. Mut zu neuen Herausforderungen kann die Lösung sein, um wieder mehr Zufriedenheit und Erfüllung im Berufsleben zu finden.

Wie kann Naturmedizin hier unterstützen?

Manchmal ist ein radikaler Schnitt aufgrund der Lebenssituation oder fehlenden Alternativen schlichtweg nicht möglich. Selbst dann sollte man den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern versuchen, die Herausforderungen angehen, um zumindest kleine Verbesserungen zu erreichen.

Hier kommt eine Unterstützung mit bewährten Heilpflanzen zum Tragen, die beruhigen und entspannen. Der ein oder andere wird sich fragen, ob das die Lösung sein kein. Hier muss unterschieden werden: Die strukturellen Probleme an sich kann kein pflanzliches Arzneimittel lösen, aber es kann bei der Bewältigung einen entscheidenden Beitrag leisten, indem es z.B. die Stress-Spirale durchbricht. So kann es gelingen, die eigene Situation mit kühlerem Kopf zu durchdenken, bewusst nach Alternativen zu suchen und die Herausforderungen strategisch anzugehen.

Pflanzliche Schlafmittel können wiederum dazu beitragen, Kraft zu schöpfen, die fehlt, wenn der Schlaf nicht ausreichend lang oder nicht erholsam genug ist. Wer ausgeruht und entspannt ist, kann Situationen besser analysieren, fühlt sich weniger ohnmächtig und ist so eher bereit, sich Problemen zu stellen.
Haben Sie sich wiedererkannt? Weitere Informationen zu den Themengebieten Stress, innere Unruhe und Schlafstörungen erhalten Sie auf unserer Internetseite. Gleiches gilt für die Themengebiete Burnout und depressive Verstimmungen.

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Weblinks

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

Verwandte Rubriken
Stress & Nerven gesund leben