Die Zeiten ändern sich - auch für Menschen mit Heuschnupfen
Dass sich das Klima verändert ist allgemein bekannt. Zwischen 1975 und 2005 haben sich die wärmeren klimatischen Zonen und mit ihnen Fauna und Flora um 40 Kilometer pro Jahrzehnt in Richtung der jeweiligen Polarregion ausgebreitet. Der Frühling zieht in Europa sechs bis acht Tage eher ein, als vor 35 Jahren, der Herbst hingegen endet später. Tendenziell werden die Winter in Europa milder und feuchter. Dadurch beginnen die Blütezeit und dementsprechend auch der Pollenflug deutlich eher. Je nach Pflanzenart werden die Pollen bis zu 19 Tage eher freigesetzt. Parallel zu den höheren Temperaturen zu Jahresbeginn steigt seit einigen Jahren die freigesetzte Gesamtzahl der Pollen pro Saison ebenso, wie der beobachtete Tageshöchstwert. Gerade im Frühling erhöht dies die Belastung für Allergiker enorm. Durch Erkältungen und lange Aufenthalte in trockener Heizungsluft sind die Schleimhäute und generell auch das Immunsystem stark beansprucht. Andererseits bestand seit längerem kein Kontakt mehr zu den Allergieauslösern. Daher reichen im Frühjahr schon 1 bis 5 Pollen, um allergische Beschwerden auszulösen. Im Sommer sinkt die Empfindlichkeit auf 5 bis 10 Pollen.
Allerdings führt ein milder Winter nicht automatisch zu einem Anstieg der Belastung. Laut Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst bilden Birkenpollen mit 51 % die Mehrheit der wichtigsten allergenen Pollenarten. Die Birke benötigt zum Blühen jedoch nicht nur warme Temperaturen, sondern auch eine vorherige Kälteperiode. Durch den Kältereiz wird in der Pflanze das Brechen der Knospenruhe ausgelöst, so dass sich in der folgenden Zeit die Blüte entfalten kann. Sollten die Winter in Zukunft noch milder werden, bleibt dieser Reiz aus, die Knospen bleiben geschlossen und damit bilden sich auch keine pollenfreisetzenden Blüten. Langfristig gesehen werden Birken dann nur noch in kühleren Regionen wachsen können.
Welche langfristigen Auswirkungen klimatische Veränderungen im Einzelnen haben, wird derzeit untersucht. Für aussagekräftige Modelle ist die Datenlage aber noch nicht ausreichend. Generell sollte bei einem Fließschnupfen, Niesanfällen und juckenden Augen im Winter nicht nur eine Erkältung, sondern auch eine Allergie in Betracht gezogen werden. Allergikern wird empfohlen sich frühzeitig über den Pollenflug zu informieren und ggf. erforderliche Medikamente das ganze Jahr über zur Hand zu haben.
Quellen:
Eis, D. et al. Klimawandel und Gesundheit - ein Sachstandsbericht. Bibliografische
ECARF (European Centre for Allergy Research Foundation). Die ersten Pollen fliegen schon. Presseinformation 09.01.2013, Berlin.
Information der Deutschen Nationalbibliothek. Robert-Koch-Institut, Berlin 2010
www.geo.de/GEO/heftreihen/geokompakt/wetter-und-klima-52121.html
www.pollenstiftung.de/