Fachkreise
Login

Vitamin A wie Atemwege

Über einen wenig bekannten Zusammenhang

Hasen haben gute Augen, weil sie so viele Karotten essen. Dieser Kalauer ist alt, zeigt aber eine sehr verbreitete Wahrheit: Vitamin A ist wichtig für den Sehvorgang. Dementsprechend glauben auch viele, dass sich ein beginnender Mangel an Vitamin A primär durch eine Nachtblindheit zeigt. 

Zuerst zeigt sich ein Vitamin-A-Mangel aber ganz woanders: In den Schleimhäuten der Atemwege. Als erstes Anzeichen, lange bevor Auswirkungen auf die Sehkraft zu beobachten sind, zeigt sich hier eine höhere Infektanfälligkeit. Vitamin A, auch Retinol genannt, wird in erster Linie in der Leber gespeichert, es gibt aber auch einige extra-hepatische Speicher, darunter die Lunge und die Respirationsschleimhaut. Auch diese Speicher werden bei mangelnder Zufuhr geleert, in der Lunge führt dies zur Ausbildung einer Plattenepithelmetaplasie, die eine Funktionsunfähigkeit des Gewebes bewirkt. 

Wenn man sich dann noch vor Augen führt, welche Bevölkerungsgruppen besonders gefährdet für einen Vitamin-A-Mangel sind, wird es immer interessanter: Neben Neugeborenen, Masern-Kranken und älteren Menschen sind es nämlich auch Kleinkinder mit häufigen fiebrigen Infekten. 

Vitamin A kommt nur in tierischen Lebensmitteln vor, aber der menschliche Körper kann es aus Pro-Vitaminen wie beta-Carotin selbst herstellen. Dieses ist zum Beispiel in Karotten, Spinat, Süßkartoffeln oder Grünkohl enthalten. Die beste Quelle für Vitamin A sind Innereien, vor allem die Leber, aber auch Butter und Eigelb. 

Wenn Kleinkinder krank sind, steht vermutlich wenig davon auf dem Speiseplan. Wenn die häufigen fiebrigen Infekte beginnen, sich in der Lunge zu manifestieren, beispielsweise in Form rezidivierender spastischer Bronchitiden, kann es also hilfreich sein, Vitamin A zu supplementieren oder den Vitamin-A-Spiegel zu kontrollieren. 

Dazu noch ein wichtiger Hinweis: Die Messung des Retinol-Werts im Serum reicht hier meist nicht aus, deshalb wird empfohlen, einen sogenannten „relative dose-response test“ zu machen. Hier wird Vitamin A gegeben und anschließend der Anstieg im Serum gemessen. 

Verwandte Rubriken
Wissenswertes