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Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): Ursachen, Symptome und Behandlung

Von Helga Wiesmann
erstellt

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Kurz erklärt

Das PCO-Syndrom ist eine Hormonstörung. Sie betrifft Frauen im gebärfähigen Alter und ist die häufigste Störung in Zyklus und Hormonen während dieser Lebensphase. Es treten an den Eierstöcken kleine Bläschen auf, bei denen es sich um ungereifte Eizellen handelt. Die Erkrankung betrifft ca. fünf bis zehn Prozent der Frauen. Mit PCOS gehen unregelmäßige Menstruationszyklen, eine zunehmend männliche Körperbehaarung und Veränderungen der Körperstatur einher. Das Syndrom ist ein häufiger Grund für den unerfüllten Kinderwunsch. Mit der richtigen Therapie lassen sich die Symptome des PCO-Syndroms lindern.

Normale und polyzystische Eierstöcke

Was ist ein polyzystisches Ovarialsyndrom?

Beim PCO-Syndrom (früher: Stein-Leventhal-Syndrom) handelt es sich um Menstruationsstörungen und andere Symptome, die durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren gekennzeichnet sind. Im Kern steht die Hormonstörung. Es liegt ein erhöhter Spiegel der männlichen Sexualhormone (Androgene) vor, sowie ein Ungleichgewicht von FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon). Das „Zuviel“ an männlichem Androgen greift in den gesamten Hormonhaushalt ein. Es bewirkt eine Vielzahl an Symptomen, die die Lebensqualität einer Frau stark beeinträchtigen und auch den Kinderwunsch erschweren können. 
Charakteristisch sind die mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen, die die Eierstöcke wie eine Perlschnur umgeben. Häufig werden diese als Zysten bezeichnet. Es handelt sich aber um unreife Eizellen. Sie konnten sich aufgrund des hormonellen Ungleichgewichts nicht weiterentwickeln.

Frau liegt mir Decke im Bett, hat Prämenstruelles Syndrom

Welche Ursachen gibt es?

Man geht bei dieser Hormonstörung zum einen von einer genetischen Veranlagung aus, da sich das Syndrom in bestimmten Familien gehäuft findet. Oft hat auch die Mutter ein PCO-Syndrom oder der Vater hatte hormonell bedingt schon früh eine Glatze. Die genetische Disposition des Syndroms steht im Fokus der Forschung. So wird zum Beispiel eine Störung der Freisetzung des hypothalamischen Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) diskutiert.

Zum anderen gibt es einen Zusammenhang mit dem Körpergewicht: Drei von vier vom Syndrom Betroffene sind übergewichtig. Die erhöhte Konzentration von männlichen Hormonen stellen ein erhöhtes Risiko für das so genannte metabolische Syndrom dar. Dabei handelt es sich um das gemeinsame Auftreten von hohem Blutdruck, hohem Cholesterin und einer Insulinresistenz. Die Betroffenen nehmen zu und haben Schwierigkeiten, das Übergewicht wieder loszuwerden. Diese im Hintergrund wirkende diabetische Stoffwechsellage spielt eine große Rolle. Ob sie das Syndrom nur verstärken oder sogar für die Hormonstörung ursächlich ist, ist nicht ganz geklärt. In jedem Fall spielt sich ein ungesunder Kreislauf ein: Durch die Insulinresistenz wird die Androgenproduktion hochgehalten und damit das Übergewicht angefeuert, was wiederum die Androgene hochhält und die Insulinresistenz verstärkt. 

Aufgrund dieses Kreislaufs geht man davon aus, dass ein beträchtlicher Teil der PCOS-Fälle durch den heutigen Lebensstil begünstigt wird. Fertignahrung, ein Übermaß an Zucker und (schlechtem) Fett sowie der Mangel an Bewegung stellen ein ernstzunehmendes gesundheitliches Risiko dar. Will man das PCO-Syndrom behandeln, liegt hier ein wichtiger Ansatz für die Eigeninitiative der Betroffenen.

Wann macht sich das PCO bemerkbar?

In der Regel entwickeln sich die Beschwerden zwischen dem 15. und dem 25. Lebensjahr, aber während der gesamten fruchtbaren Lebenszeit können die Hormone in ein Ungleichgewicht geraten und das Syndrom kann entstehen. Die Symptome können sich auch im Lauf der Zeit verschlimmern. Durch die Einnahme der Anti-Baby-Pille werden die Symptome oft überdeckt und erst, wenn der Kinderwunsch aktuell wird, kommt das Problem zutage.

Symptome des PCO-Syndroms

Symptome des PCO-Syndroms

Durch die erhöhte Konzentration männlicher Hormone gerät der gesamte Körper und auch das seelische Gleichgewicht in eine Dysbalance. Betroffene Frauen fühlen sich nicht mehr wohl und „weiblich“, die Körperstruktur verändert sich.

Die Körperbehaarung nimmt besonders in der Schamgegend, den Oberschenkeln und vom Nabel abwärts zu und das Behaarungsmuster wird männlicher. Dabei dünnen die Haare auf dem Kopf manchmal aus. Es können sich Geheimratsecken entwickeln und eine Akne kann entstehen. In seltenen Fällen entwickeln betroffene Frauen eine tiefere Stimme, die Brust wird kleiner und die Muskelmasse nimmt zu.

Es kommt durch die männlichen, also androgenen Hormone zu Zyklusstörungen und immer wieder bleibt der Eisprung ganz aus. Der Zyklus kann sich verlängern und die Menstruation sogar ganz ausbleiben. Doch wenn sie kommt, dann kann sie besonders stark sein. Durch die kleinen Bläschen vergrößern sich die polyzystischen Ovarien manchmal. Das für viele Frauen wohl am meisten belastende Symptom ist die eingeschränkte Fruchtbarkeit.
Die Intensität der Symptome ist unterschiedlich. Es kommt immer auch darauf an, wie stark die Hormonstörung ausgeprägt ist. Es gibt PCOS-Patientinnen, die vom Ungleichgewicht der Hormone wenig beeinträchtigt sind und die auch kein Übergewicht haben. Zuweilen kommt das Syndrom erst dann zur Diagnose, wenn ein unerfüllter Kinderwunsch im Raum steht.

Kinderwunsch und Schwangerschaft bei PCOS

Will eine PCOS-Patientin schwanger werden, wird eine entsprechende Behandlung im Raum stehen. Es kann zwar nicht automatisch davon gesprochen werden, dass die Hormonstörung zur Unfruchtbarkeit führt, aber seltene oder ausbleibende Blutungen und fehlende Eisprünge machen es kompliziert. Eine Schwangerschaft ist abhängig von einem geregelten Zyklus des weiblichen Hormonhaushalts mit den natürlichen Schwankungen zwischen Östrogen und Progesteron und einer guten Funktion der Eierstöcke. Das PCO-Syndrom stiftet hier Unruhe. Mit dem richtigen Einsatz von Hormonen kann hier jedoch zunächst unterstützt werden, lange bevor man an eine künstliche Befruchtung denken muss.

Wie kann man mit PCOS schwanger werden?

Zur Behandlung wird häufig Clomifen eingesetzt, ein Medikament, das die Follikelreifung stimuliert und den Eisprung fördert. Manche Ärzte verschreiben auch Metformin. Dieses Arzneimittel kommt eigentlich gegen Diabetes mellitus zum Einsatz, hat sich aber in der Praxis bewährt. Man spricht vom off-label-use, wenn Arzneimittel bei einer anderen Indikation angewandt werden, als sie eigentlich zugelassen sind.
Ist der Kinderwunsch trotz der Hormonstörung in Erfüllung gegangen, sollte die PCOS-Patientin während der gesamten Schwangerschaft immer wieder untersucht werden. Vor allem der Blutzucker und die Bauchspeicheldrüse sollten regelmäßig kontrolliert werden damit während der Zeit kein Diabetes entsteht. Auch die Schilddrüse bedarf ab und an einen Check.

Diagnose PCOS

Das polyzystische Ovarialsyndrom geht nicht immer mit starken Beschwerden und Regelschmerzen einher. In einer gynäkologischen Praxis wird man aber sicherlich durch eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung auf die Spur der Hormonstörung kommen. Verschiedene Stoffwechselerkrankungen und Autoimmunerkrankungen müssen im Zusammenhang mit der Diagnose ausgeschlossen werden. Wesentlich ist die Ultraschalluntersuchung, denn hier sind die aufgereihten Bläschen am Eierstock gut zu sehen. Es wird eine umfassende Bestimmung der Hormone im Blut folgen. Charakteristisch für das PCO-Syndrom ist ein stark erhöhter LH-Wert und Anti-Müller-Hormon-Wert bei niedrigem oder normalem FSH. Einzelne männliche Hormone sind in der Regel erhöht.

Es gibt drei Kriterien, mit denen die Diagnose des Syndroms abgesichert wird:

Ist die Diagnose geklärt, stellt sich die Frage nach einer möglichen Behandlung und danach, ob sich die Hormonstörung wieder zurückbilden kann.

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Die Behandlung des PCO-Syndroms

Was kann man gegen das polyzystische Ovarialsyndrom machen? – Diese Frage steht nach der Diagnose schnell im Raum und ist für Frauen mit Insulinresistenz, Diabetes und Kinderwunsch dringlich. Bislang gibt es leider keine Heilung für das PCOS. Doch kann man die Beschwerden in den Griff bekommen und der Kinderwunsch muss nicht ad acta gelegt werden.
Da es sich bei der Ursache des Syndroms häufig um eine Mischung aus genetischer Disposition und ungünstigem Lebensstil handelt, kann die Therapie ganzheitlich breit angelegt werden. Sie ist davon abhängig, welche Symptome im Vordergrund stehen und auch davon, ob Nachwuchs gewünscht ist – in dem Fall kommt die oben genannte medikamentöse Behandlung zum Einsatz.
Die Therapie des PCOS zielt insbesondere auf eine Anpassung des Lebensstils, die Gewichtsreduktion, Behebung der Insulinresistenz durch eine entsprechende Ernährung sowie viel Bewegung im Fokus hat. Aber auch eine Reduktion von Stress und gesunder Schlaf sind wichtig.
Dies alles kann sich sowohl auf den Hormonhaushalt als auch auf den Zuckerstoffwechsel positiv auswirken. Je nachdem, ob schon ein Diabetes mellitus entstanden ist, kann auch hier mit Metformin eingewirkt werden.

Gibt es Präventionsmaßnahmen gegen das PCO-Syndrom?

Wenn polyzystische Ovarien familiär gehäuft vorkommen, kann durch eine entsprechende Lebensweise zwar nicht unbedingt vorgebeugt werden, aber das Syndrom kann weniger belastend sein. Oft kann eine Hormontherapie mit der so genannten Anti-Baby-Pille die Hormone ausgleichen und stabilisieren. Dadurch können vor allem auch Symptome der Hormonstörung wie Haarausfall oder übermäßiger Haarwuchs an unerwünschten Stellen, Akne oder fettige Haut reduziert werden. 
Ob ein großer Leidensdruck bei PCOS besteht oder nicht, hängt immer auch mit der inneren Verfassung und dem Lebensstil zusammen.

PCO-Syndrom natürlich behandeln

Oft ist der Einsatz von Hormonen oder Metformin als Therapie nicht nötig und man kann das polyzystische Ovar Syndrom natürlich behandeln. Eine große Rolle spielt das Gewicht, auch wenn das Abnehmen für Betroffene wegen des Diabetes schwer ist. Es sollte sich am Body-Mass-Index orientieren. Eine gesunde Ernährung ähnlich wie bei der Endometriose, mit viel Obst und Gemüse und dazu viel Bewegung können die Hormone positiv beeinflussen. So kann mehr körperliches Wohlgefühl Einzug halten.

Viele Frauen geraten durch PCOS unter enormen Leidensdruck. Depressive Verstimmung bis hin zu einem Burn-out-Syndrom stellen die „Innenseite“ der Erkrankung dar. In einem solchen Fall ist es schwer, mit Gewichtsreduzierung zu beginnen. Dann gilt es, wieder in eine resilientere Stimmungslage zu finden. Dabei haben sich besonders pflanzliche Mittel bewährt, die sanft regulieren und nicht direkt in den Hormonhaushalt eingreifen.

Ernährung beim PCO-Syndrom

Von schnellen Diäten muss man besonders bei PCOS abraten. Aber mit der richtigen Ernährungsumstellung können die Symptome des Syndroms und auch – sofern vorhanden – der Typ-2-Diabetes gelindert und das Gewicht langfristig reduziert werden.

Weißmehlprodukte und Zucker, Süßigkeiten aller Art und Fertignahrung sollten vom Speiseplan nahezu vollständig gestrichen werden. Dafür aber darf es viel Gemüse geben, gerne bis zu einem halben Kilo am Tag sowie zuckerarme Früchte. Vollkornbrot, -Nudeln und -Reis dürfen die Mahlzeiten ergänzen. Es sollten drei Mahlzeiten am Tag gegessen werden, die zur Hälfte aus Gemüse bestehen. Dazu kommen 30 Prozent Eiweiß – entweder pflanzlichen oder tierischen Ursprungs und 20 Prozent ballaststoffreiche Kohlenhydrate. Es sollten hochwertige Öle mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren genutzt werden. Dazu alles, was gut für die Darmgesundheit ist: fermentiertes Gemüse, Joghurt und Kefir.

Um eine Erkrankung wie das polyzystische Ovarialsyndrom positiv zu beeinflussen, benötigt es einen ganzheitlichen Blick und viel Eigeninitiative der betroffenen Frau. Doch sie lohnt sich. Wenn sie aufgebracht wird, dann kann sich das Gefühl für den Körper wieder ordnen, der Stoffwechsel mit dem erhöhten Insulinspiegel kann sich erholen und die äußere Erscheinung wird sich der inneren Balance angleichen können.

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Weblinks

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

Helga Wiesmann
Die Autorin Helga Wiesmann

Heilpraktikerin und Texterin.  In meiner Praxis in Saarbrücken arbeite ich in den Schwerpunkten Darmgesundheit und komplementäre Onkologie. Ich habe viel Freude daran, mich mit komplexen Gesundheitsthemen auseinander zu setzen und lege Wert darauf, diese gut lesbar zu verfassen. Schon immer haben mich Gesundheit und die Pflanzen am meisten fasziniert: Der menschliche Körper mit seinen Wundern und dem Streben nach Gleichgewicht, sowie die Gewächse am Wegesrand: ihre Signaturen, Inhaltsstoffe und Wirkweisen. Als Naturheilkundlerin und Texterin zu arbeiten, und dies in der Arbeit für Pascoe zusammenzufügen, macht großen Spaß. Und das spüren hoffentlich auch Sie. Mehr erfahren

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