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Was hat das Lymph- mit dem Immunsystem zu tun?

Von Bärbel Tschech
erstellt

Kurz erklärt

Neben der Funktion der Reinigung des körpereigenen Gewebes und der Transportfunktion hat das Lymphsystem auch wichtige Aufgaben im Zusammenhang mit der Immunabwehr. Die Lymphorgane sind zugleich Organe des Abwehrsystems, die Lymphbahnen dessen wichtige Transportwege und die Lymphozyten sind unsere Abwehrzellen. Lymph- und Immunsystem bilden also eine Einheit. Insbesondere bei chronischen Infekten und bei Infektanfälligkeit hat es sich bewährt, die Lymphe und ihr gesamtes System in die Therapie mit einzubeziehen.

Was genau ist das Immunsystem, wie funktioniert es und was gehört dazu?

Wenn wir vom Immunsystem sprechen, meinen wir unser körpereigenes Abwehrsystem, das uns vor den meisten potenziellen Krankheitserregern schützt - also überwiegend Viren und Bakterien. Man unterscheidet das angeborene Immunsystem vom erworbenen spezifischen Immunsystem.

Das angeborene Immunsystem funktioniert von Geburt an, ist aber noch unspezifisch. Wesentlicher Teil der angeborenen Abwehr ist unsere Haut, die als physikalische Barriere das Eindringen von Krankheitserregern behindert. Wenn Erreger durch Öffnungen oder Verletzungen die Haut-Barriere überwinden, steht das unspezifische zelluläre Immunsystem zur Abwehr bereit. Damit sind v.a. die weißen Blutkörperchen gemeint, die im Blut, in den Schleimhäuten, aber auch im Gewebe stationiert sind. Sie werden auch als Leukozyten bzw. Lymphozyten bezeichnet. Man kann nochmal unterscheiden in die Fresszellen (Makrophagen), Granulozyten, dendritische Zellen, Monozyten, Mastzellen und natürliche Killerzellen. Die Fresszellen sind u.a. auch dafür verantwortlich, sowohl Erreger als auch geschädigte Zellen im Gewebe abzubauen und den Abtransport über die Lymphe, also die Lymphflüssigkeit, in den Lymphgefäßen einzuleiten. Aus den Fresszellen werden die Antigen-präsentierenden Zellen, die die T-Helferzellen des spezifischen erworbenen Immunsystems über die Art des Krankheitserregers informieren. Dieser Informationsweg nutzt die Lymphgefäße.
Neben den Immunzellen stehen dem unspezifischen Immunsystem auch verschiedene Botenstoffe und abwehraktive Substanzen zur Verfügung, die als humorales unspezifische Immunsystem bezeichnet werden.

Das erworbene Immunsystem entsteht spezifisch bei jedem Erreger-Kontakt im Laufe des Lebens. Viren und andere Erreger habe bestimmte Erkennungszeichen auf ihrer Zelloberfläche, die so genannten Antigene. Diese sind wichtig für die verschiedenen Elemente des erworbenen Immunsystems, denn es bildet im Zuge eines jeden Kontaktes mit einem Erreger bzw. mit seinem Antigen ein immunologisches Gedächtnis aus. Die Abwehrzellen der spezifischen Abwehr erkennen danach diejenigen Erreger, mit denen wir früher bereits Kontakt hatten. In den Lymphknoten kann dann schnell eine spezifisch zugeschnittene und besonders effektive Abwehrreaktion eingeleitet werden. Besonders wichtig für die Immunantwort sind hier die T-Zellen. Die T-Zellen übernehmen viele Funktionen, wie das direkte Abtöten, vor allem aber die Aktivierung anderer Mechanismen. Unterstützt werden sie von den so genannten T-Helferzellen. Neben den T-Zellen sind auch die B-Zellen wichtige Elemente der erworbenen Immunantwort. B-Zellen produzieren Antikörper.

Was gehört zum Abwehrsystem?

Zur körpereigenen Abwehr zählt in erster Linie die Haut als Schutzschicht und wesentlicher Anteil des angeborenen Immunsystems. Wichtig sind die eigentlichen Akteure, nämlich die Immunzellen, also die Lymphozyten – genau, wie die Antikörper, Botenstoffe und anderen wirksamen Substanzen, die von ihnen gebildet werden. Natürlich muss man auch die Transportwege, also Blut- und Lymphgefäße und die Transportmittel, also Blut und Lymphe dazu zählen.

Ganz wichtig sind die Strukturen und Organe, in denen die Abwehrzellen gebildet werden (rotes Knochenmark und Thymus) bzw. in denen sie stationiert sind und bei Bedarf aktiviert werden:

Thymus
Der Thymus ist ein primäres lymphatisches Organ: Er ist somit neben dem Knochenmark die eigentliche Bildungsstätte der T-Zellen, die auch nach ihm benannt sind. Seine höchste Aktivitätszeit hat der Thymus in der Kindheit, also der Schulungszeit der Immunabwehr. Deshalb bildet er sich während der Pubertät langsam zurück. Bei Erwachsenen ist er kaum noch aktiv. Das gilt übrigens auch für andere lymphatische Gewebe, wie beispielsweise die Mandeln: Die Rachenmandel, die bei Kindern oft geschwollen ist, oft als Polypen bezeichnet wird und Probleme macht, spielt im Erwachsenen-Alter kaum noch eine Rolle.

Mandeln (Tonsillen)
Die meisten Krankheitserreger sind entweder Viren oder Bakterien, die über Körperöffnungen in unseren Körper gelangen. Die Haupteintrittspforte von diesen Keimen ist unser Mund-Nasen-Rachen-Bereich, weil wir die meisten Keime über die Atmung bzw. über die Nahrung aufnehmen. Deshalb hat unser Körper hier einen regelrechten Abwehrring erzeugt. Der sogenannte lymphatische oder Waldeyer-Rachenring ist eine Konzentration von lymphatischem Gewebe mit vielen Abwehrzellen. Diese Abwehrzellen sind in den Mandeln (Tonsillen) besonders konzentriert, aber auch in den Schleimhäuten – und lymphatischen Geweben, wie den Seitensträngen - vorhanden.
 
Lymphknoten
Damit nur unschädliche Stoffe in das Blut bzw. den Blutkreislauf gelangen, wird die gesamte Lymphe, die durch die Lymphgefäße transportiert wird, immer wieder gefiltert. Die etwa 600 Lymphknoten des menschlichen Körpers bilden die Filterstationen der Lymphflüssigkeit. In den Knoten stehen viele Lymphozyten, also sowohl B- als auch die verschiedenen T-Zellen bereit, um z. B. Bakterien, Viren, andere Krankheitserreger, aber auch infizierte Zellen oder Fremdkörper zu erkennen und mit Hilfe der Bildung von Antikörpern und anderen wirkungsvollen Strategien unschädlich zu machen bzw. zu beseitigen. Geschwollene Lymphknoten sind deshalb immer ein Zeichen von hoher Aktivität. Lymphknoten finden sich in vielen Regionen des Körpers. Besonders konzentriert sind sie in der Hals-Region, in den Achseln und Leisten, aber es gibt auch welche im Nacken, in den Beinen, den Kniekehlen, im Bauch- und Brustraum.

Wollen Sie mehr über die Bedeutung von geschwollenen Lymphknoten erfahren und den Zusammenhang mit ernsthaften Erkrankungen, wie dem so genannten Hodgkin- bzw. Non-Hodgkin-Lymphom, lesen Sie: „Lymphknoten geschwollen – „ist das etwas Schlimmes“?

Schleimhäute und Darm
Alle Kontaktflächen zur Außenwelt und damit zu Krankheitserregern, die über die natürlichen Körperöffnungen in den Körper eindringen könnten, sind mit Schleimhäuten ausgekleidet: Atemwege, Verdauungswege und Genitalien. In den Schleimhäuten sind Immunzellen stationiert, die sofort auf Erreger reagieren können. Da unser Darm die größte Kontaktfläche zu Stoffen und damit auch zu Erregern aus der Außenwelt hat, ist hier die Abwehr besonders aktiv: Man schätzt, dass 80 % der Immunabwehr im Darm zu finden sind. Darmgesundheit ist deshalb auch für unsere Abwehr wichtig. Im Darm sind es insbesondere die so genannten Peyer-Plaques, die die Funktion der Lymphknoten übernehmen.

Warum bei Erkältungen das Lymphsystem unterstützen?

Nicht nur geschwollene Lymphknoten sind ein Zeichen der hohen Aktivität des Lymphsystems, sondern auch geschwollene Schleimhäute im Hals- und Rachenbereich. Gerade hier – im Bereich der Eintrittspforte der meisten Krankheiterreger in unseren Körper – haben wir einen starken Abwehrring. Dazu gehören auch die Schleimhäute und Mandeln. In ihnen sind besonders viele Abwehrzellen stationiert, die Krankheiterreger möglichst sofort unschädlich machen und am weiteren Eindringen hindern sollen. Aufgrund einer erhöhten Aktivität des Immunsystems schwellen die Schleimhäute an. Lymph- und Immunsystem bilden somit eine Einheit. Insbesondere bei chronischen Infekten, wie chronischer Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) oder chronischer Tonsillitis (Mandelentzündung), kann es sehr hilfreich sein, das Lymphsystem zu unterstützen.

Gut zu wissen: Wenn man bei einer verstopften Nase abschwellende Nasentropfen benutzt, kann man wieder besser atmen, weil durch das Abschwellen die Atemwege wieder frei werden. Der Preis dafür sind langfristig jedoch trockene Schleimhäute, die ihrer Funktion - der Infektabwehr - nicht mehr so gut nachkommen können. Ein Teufelskreis entsteht, der schnell dazu führen kann, dass man das Gefühl hat, abschwellende Nasensprays oder -tropfen ständig zu brauchen. Eine andere bzw. ergänzende Option ist deshalb die Unterstützung des Lymphsystems, um damit das Immunsystem mit den Schleimhäuten zu unterstützen.

Lernen Sie hier homöopathische Lymphmittel kennen: Lymphdiaral Halstabletten und Lymphdiaral Basistropfen.

Was tun bei Infektanfälligkeit?

Eine erhöhte Infektanfälligkeit kann ein Symptom für eine Schwäche im Lymphsystem sein. Bei solchen Menschen arbeitet das Lymphsystem permanent auf Hochtouren, ohne aber effektiv die Erreger bekämpfen zu können. Dabei können die Schleimhäute chronisch geschwollenen und die Lymphknoten vergrößert sein. Besonders Kinder sind oftmals davon betroffen – sie husten sich manchmal von Infekt zu Infekt. Infektanfällige Menschen, mit häufig geschwollenen Lymphknoten, können davon profitieren, wenn sie das Lymphsystem unterstützen. Lernen Sie ein Lymphmittel bei Neigung zu immer wiederkehrenden Infekten kennen: Lymphdiaral® Halstabletten.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Lymphödem und Immunsystem?

Ursache für ein Lymphödem ist, dass die Transportkapazität des Lymphsystems eingeschränkt ist. Es kann also nicht so viel Lymphflüssigkeit abtransportiert werden, wie anfällt. Eine Schwellung entsteht. Charakteristisch für diese Form von Ödem ist, dass es sich nicht nur um eine einfache Schwellung handelt, sondern, dass das normale Gewebe in Narbengewebe umgewandelt wird. Das hat u.a. zur Folge, dass es nicht mehr so gut durchblutet ist und deshalb die Immunzellen, die durch den Blutkreislauf ins Gewebe gesendet werden, das Ödem-Gebiet weniger gut kontrollieren können. Die Folge: Auch die so genannte Antigen-präsentierende Zellen gelangen weniger schnell in die Lymphgefäße. Ihre Aufgabe ist es, über die Lymphe die körpereigene spezifische Abwehr in den Lymphknoten über die Art der Erreger zu informieren, damit spezifische Maßnahmen, wie die Bildung von Antikörpern ergriffen werden können.

Durch ein Lymphödem steigt also die Gefahr von Infektionen durch Hautverletzungen, weil das Immunsystem im Ödemgebiet wegen der größeren Entfernungen und der Gewebeveränderungen weniger gut funktioniert. Eine Wundrose kann entstehen. Mediziner sprechen von einem Erysipel.

Deshalb müssen Ödem-Patienten die Hauf der betroffenen Region besonders gut schützen und pflegen, um so die Barrierefunktion der Haut zu unterstützen und einer Erysipel-Bildung vorzubeugen. Außerdem sollten sie jede Gelegenheit nutzen, den Abtransport der Lymphe über die Lymphbahnen zu unterstützen, damit das Fortschreiten des Prozesses aufgehalten wird. Mehr über die Rolle der Lymphe für die Gesundheit erfahren Sie im Artikel „Lymphe und Gesundheit: Welche Bedeutung hat das Lymphsystem?“. Die Artikel „Lymphödem“ und „Lymphdrainage“ bieten Betroffenen wichtige Informationen und Verhaltenstipps.

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Bücher

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

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Frau Bärbel Tschech
Die Autorin Bärbel Tschech

Mein Traum war es schon als Schulkind, mal Biologie zu studieren, um später „irgendwas mit Natur“ machen zu können. Dieser Traum wurde Wirklichkeit: Ich studierte Biologie in Greifswald und Ulm und habe danach in der Naturheilkunde mein berufliches Zuhause gefunden. Seit 2001 bin ich Teil des medizinisch-wissenschaftlichen Teams von Pascoe Naturmedizin. Als Fachreferentin bin ich v.a. für die wissenschaftliche Produktinformation verantwortlich, wobei die Themen Homöopathie und Lymphe meine Schwerpunkte sind. Mehr erfahren

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