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Homöopathischer Wirkstoff Mercurius

Mercurius

Kurz erklärt

Nicht jeder weiß, dass sich hinter den Begriffen Mercurius und Hydrargyrum Quecksilber verbirgt und manch einer hat sich bestimmt auch schon überlegt, ob Quecksilber und Quacksalber etwas miteinander zu tun haben. Nicht zuletzt kann man sich natürlich auch fragen, was Mercurius mit dem Merkur zu tun hat und vor allem: Warum taucht das giftige Quecksilber überhaupt und so häufig in der Homöopathie auf, wo es sich hier doch um eine besonders milde und ungiftige Therapieform handelt

Ein giftiges Schwermetall in naturmedizinischen Arzneimitteln?

Das ist nur auf den ersten Blick ein großer Widerspruch. Gerade die Homöopathie verwendet viele starke Gifte. Getreu dem Paracelsus-Prinzip „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“ setzt sie diese jedoch hoch verdünnt, also in winzigen Dosen ein. Man spricht hier von einer Reiztherapie, die den Körper zu einer Reaktion anregen und seine Selbstheilungskräfte entfachen soll. 

Was ist Quecksilber?

Quecksilber ist ein chemisches Element und ein giftiges Schwermetall. Lateinisch heißt es Hydrargyrum und ist mit der Ordnungszahl 80 und der Abkürzung Hg im Periodensystem der Elemente zu finden. Beim Quecksilber handelt es sich um ein silbriges Metall, das unter Normalbedingungen flüssig ist und deshalb gelegentlich als „flüssiges Silber“ bezeichnet wird. Quecksilber ist natürlicher Bestandteil der Braun- und Steinkohle. Meist kommt es aber als Mineral in Form von Zinnober vor. Der größte Teil der Quecksilbervorkommen auf der Erde ist in den nordischen Permafrostböden gebunden. Durch die globale Erderwärmung besteht die Gefahr der Freisetzung.

Wie giftig ist Quecksilber?

Während das reine metallische Quecksilber verhältnismäßig ungefährlich ist, sind sowohl eingeatmete Dämpfe als auch organische Quecksilberverbindungen sehr giftig. Die organischen Verbindungen werden leicht über die Haut aufgenommen und lagern sich im Fettgewebe ein. Deshalb stellen Meeresfische die Hauptquelle für die menschliche Quecksilberbelastung dar – neben dem Amalgam aus den Zahnfüllungen natürlich und Unfällen mit alten quecksilberhaltigen Thermometern und Energiesparlampen.

Verwendung von Quecksilber in der Medizin

Schon seit dem Altertum wird dieses Schwermetall medizinisch angewandt. Im Mittelalter wuchs die Bedeutung – insbesondere zur Behandlung der Syphilis, die eine enorme Bedeutung gewonnen hatte. Es hieß: „Eine Nacht mit Venus – ein Leben mit Merkur“. Besonders häufig fand die so genannte Graue Salbe Anwendung, auch als Sarazenensalbe bekannt. Zur Behandlung mit Quecksilber gehörten aber auch Bäder und Schwitzkuren – die therapeutische Hyperthermie hatte in dieser Zeit bereits eine große Bedeutung.

Auch bei Darmverschlüssen und Hauterkrankungen kamen Quecksilberverbindungen zum Einsatz. Diese Quecksilberkuren kosteten vielen Menschen das Leben.

Im vergangenen Jahrhundert wurden Legierungen des Schwermetalls in Form von Amalgam zum beliebten Zahnfüllstoff und durch seine Spermien-tötenden Eigenschaften war Quecksilber Bestandteil von Vaginalzäpfchen zur Empfängnisverhütung.

Was ist Mercurius und welche Rolle spielte es in der Paracelsus-Medizin?

Mercurius ist der römische Gott der Händler und Diebe und wird mit dem Gott der Griechen Hermes gleichgesetzt. Er ist Namenspate für den innersten Planeten unseres Sonnensystems und für den Mittwoch in vielen Sprachen – beispielsweise den mercoledi im Italienischen. Eingedeutscht wurde aus Mercurius Merkur. 

Merkur ist darüber hinaus eines der 3 Prinzipien im System, das seit Paracelsus bis ins 19. Jahrhundert hinein Krankheit und Heilung in der traditionell-europäischen Medizin darstellte. Wie das Yin und Yang in der chinesischen Medizin bzw. Vata, Pitta und Kapha im Ayurveda, treten auch die 3 Prinzipien der Paracelsus-Medizin immer gemeinsam auf: Der Mangel bzw. das Überwiegen eines Prinzips charakterisiert Krankheiten und kann dementsprechend durch Medizin oder Nahrung beeinflusst werden. Die 3 Prinzipien werden als Mercurius (Merkur, Quecksilber), Sulfur (Sulphur) und Sal (Salz, NaCl) bezeichnet und stellen etwas Immaterielles dar, was aber am besten durch die Eigenschaften dieser 3 Stoffe gekennzeichnet werden kann. Mercurius steht hier für das Prinzip der Wandlung, für den Geist, für das Flüchtige, Durchsichtige, das eine Mischung von Ekel und Faszination erzeugt. Dem Merkur-Prinzip werden die wasserlöslichen Vitamine und die Botenstoffe des Nervensystems zugeordnet, aber auch die leichte Küche. 

Sulfur ist das Brennende, das Verzehrende. Es steht für die Seele und das Gefühl. Es steckt im Scharfen und in den Rottönen. Dem Sulfur-Prinzip werden die fettlöslichen Vitamine, die Steroide und die fettige, scharfe Küche zugeordnet.
Sal steht für die Materie, den Körper, die Form. Ihm werden die Spurenelemente und Mineralien zugeordnet, die kalten Naturfarben. Sal wirkt beruhigend, geerdet und steht für die Hausmannskost.

Mercurius in der Homöopathie

Ausschlaggebend für die Entwicklung des homöopathischen Heilprinzips war es für Hahnemann, dass die Medizin seiner Zeit selbst verantwortlich war für die Entstehung vieler chronischer Krankheiten – insbesondere durch den Missbrauch und die Überdosierung der üblichen Arzneien – allen voran Quecksilber, Blausäure, Opium und Chinin. 

Im „Organon der Heilkunst“, dem Standardwerk der Homöopathie, schreibt Hahnemann: „Wo die alte Medizin nicht weiß, was sie mit einer langwierigen Krankheit anzufangen habe … da sind die Mercurialia ihr fürchterliches Hauptmittel, was sie in verderblicher Weise, oft in so großer Masse und so lange Zeit auf den kranken Körper wirken lässt, bis die ganze Gesundheit untergraben ist.“
Hahnemanns Bestreben war es, diese Gifte so sparsam einzusetzen, dass sie wieder zu Heilmitteln wurden, also mehr nutzten als schadeten. Er begann sie zu verdünnen, um deren Giftwirkung zu reduzieren und zu potenzieren, um deren stoffliche Wirkung in eine energetische Reizwirkung zu überführen. Deshalb finden sich im Repertoire von Hahnemanns ersten homöopathischen Mitteln viele Gifte, die in seiner Zeit als Arzneien angewandt wurden. Potenziert und damit auch soweit verdünnt, dass sie eben nicht mehr giftig waren, wurden sie zu sanften Heilmitteln.

Folgende Quecksilber-Verbindungen spielen in der Homöopathie eine große Rolle:

  • Mercurius bijodatus (Quecksilber(II)-iodid)
  • Mercurius corrosivus sublimatus (Quecksilber(II)-chlorid, Sublimat)
  • Mercurius cyanatus (Quecksilber(II)-cyanid)
  • Mercurius dulcis (Quecksilber(I)-chlorid, Kalomel)
  • Mercurius solubilis Hahnemanni (Quecksilber(I)-amidonitrat)
  • Cinnabaris (Zinnober, Quecksilber(II)-sulfid)

Quecksilber in der Hand von Quacksalbern

Constantin Hering verfasste in der Mitte des 19. Jahrhunderts das Buch „Der Homöopathische Hausarzt“, um die Homöopathie auch für Laienkreise bekannt, verständlich und nutzbar zu machen. In diesem Buch, welches über die Jahrzehnte immer wieder neu aufgelegt und zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Richard Haehl überarbeitet wurde, heißt es: „Mercurius ist in den meisten Krankheiten das Hauptmittel von Quacksalbern, die, statt Menschen gesund zu machen, dem ursprünglichen Leiden nicht selten noch eine Arzneikrankheit hinzufügen.“ 

Obwohl der Begriff Quacksalber sehr ähnlich ist und nicht nur von Haehl in Zusammenhang mit Quecksilber gebraucht wird, haben die beiden Wörter wohl aus ethymologischer Sicht nichts miteinander zu tun: Quacksalber setzt sich zusammen aus „quaken“ im Sinne von schwatzen, prahlen und „Salver“ im Sinne von Salben-Verkäufer. Gemeint waren ursprünglich die marktschreierisch tätigen Salben-Verkäufer. 

Homöopathischer Wirkstoff Mercurius bijodatus

Quecksilber(II)-iodid ist ein scharlachrotes, schweres, mikrokristallines Pulver, das sich beim Erhitzen gelb verfärbt. Homöopathisch aufbereitet und stark verdünnt entfaltet es eine sanfte Heilwirkung.

Homöopathische Anwendung von Mercurius bijodatus das Lymphmittel unterstützt bei:

  • Schleimhautentzündungen
  • Aphten
  • Halsschmerzen
  • geschwollenen Lymphknoten
  • beginnenden Infekten, Infektneigung

Homöopathischer Wirkstoff Mercurius corrosivus sublimatus

Quecksilber-chlorid wird auch als Sublimat bezeichnet, weil es beim Erhitzen besonders leicht sofort in den gasförmigen Zustand übergeht. Es handelt sich um eine farblose, kristalline, sehr giftige Verbindung. Homöopathisch aufbereitet und stark verdünnt entfaltet es eine sanfte Heilwirkung.

Homöopathische Anwendung von Mercurius corrosivus sublimatus das Entzündungshemmende unterstützt bei:

  • Entzündungen mit Schmerzen der Atem- und Harnwege
  • krampfartigen Schmerzen

Homöopathischer Wirkstoff Mercurius cyanatus

Das stark giftige Quecksilber(II)-cyanid bildet farb- und geruchlose Kristalle, die sich in Wasser und einigen polaren organischen Lösungsmitteln lösen. Homöopathisch aufbereitet und stark verdünnt entfaltet es eine sanfte Heilwirkung.

Homöopathische Anwendung von Mercurius cyanatus das Entzündungshemmende unterstützt bei:

  • Entzündungen der Mandeln und des Rachens
  • Schluckbeschwerden

Homöopathischer Wirkstoff Mercurius solubilis Hahnemanni

Mercurius solubilis Hahnemanni ist eines der von Samuel Hahnemann selbst entwickelten Homöopathika. Es handelt sich um ein schwarzes Pulver, das im Wesentlichen aus Quecksilber(I)amidonitrat besteht. Es wird aus Quecksilber(II) amidonitrat und metallischem Quecksilber hergestellt. Homöopathisch aufbereitet und stark verdünnt entfaltet es eine sanfte Heilwirkung.

Homöopathische Anwendung von Mercurius solubilis Hahnemanni das Entzündungsmittel unterstützt besonders temperaturempfindliche Menschen bei Entzündungen von:

  • Haut und Schleimhäuten
  • Lymphknoten
  • Gelenken

Homöopathischer Wirkstoff Mercurius dulcis

Mercurius dulcis ist die Bezeichnung für Quecksilber(I)-chlorid, einen farblosen Feststoff, der sich in Wasser nur sehr wenig löst. Da es wegen seiner äußerst geringen Wasserlöslichkeit vom Körper kaum resorbiert wird, fand es vielfältige Anwendung in der Medizin. Im Licht verfärbt sich Mercurius dulcis allmählich dunkel bis schwarz, weil es zu elementarem Quecksilber und Quecksilber(II)-chlorid zerfällt. Von dieser Verfärbung kommt sein Name Kalomel, welcher „schönes Schwarz" bedeutet. Homöopathisch aufbereitet und stark verdünnt entfaltet das Mittel eine sanfte Heilwirkung. 

Homöopathische Anwendung von Mercurius dulcis das Lindernde unterstützt bei:

  • Entzündungen im Leber-Galle-System
  • Gallenkolik
  • Übelkeit
  • dauerndem Stuhldrang
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Bitte beachten Sie: Alles, was die Gesundheit unterstützen kann, kann ihr auch schaden. Häufig ist das eine Frage der Dosis oder der Verträglichkeit mit anderen Arzneimitteln und möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen. Dieses Wirkstoff-Porträt nennt nicht alle Eigenschaften, die bei der arzneilichen Anwendung beachtet werden müssen. Lassen Sie sich daher über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen von Arzneimitteln.

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