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Von Thomas Kammler

Weihnachtsstern: Ist die Pflanze eine Heilpflanze?

Weihnachtsstern

Weihnachtssterne schmücken als Zimmerpflanze in verschiedenen Farben wie rot, weiß oder rosé unsere Wohnzimmer in der Adventszeit und an Weihnachten, aber spielen sie auch als Heilpflanzen eine Rolle? Die Antwort ist ein klares NEIN. Aber der Weihnachtsstern gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) und unter den Euphorbien gibt es einige Pflanzen-Arten, die auch arzneilich genutzt werden.

Von den Tropen in die USA und die ganze Welt

Der wissenschaftliche Name des Weihnachtssterns, Euphorbia pulcherrima, heißt so viel wie die „Schönste der Euphorbien“. Ursprünglich beheimatet ist die Pflanze in den tropischen Laubwäldern Mexikos, Mittel- und Südamerikas. In der mesoamerikanischen Zivilisation der Azteken spielte der Weihnachtsstern als Symbol der Reinheit eine bedeutende Rolle. Die Angehörigen der Hochkultur bepflanzten ihre Gärten mit der farbenprächtigen Pflanze und schmückten damit ihre Tempelanlagen. Der Weihnachtsstern wurde damals allerdings auch ganz praktisch genutzt: Aus den Blättern wurde ein roter Farbstoff gewonnen und der Milchsaft wurde zur Fiebersenkung verwendet.

In Nordamerika ist der Weihnachtsstern als Poinsettie bekannt, benannt nach dem US-amerikanischer Botschafter in Mexiko Joel Poinsett. Er brachte die Pflanze 1828 in seine Heimat in South Carolina, von wo aus sie sich weltweit verbreitete. Erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sie sich als klassische „Weihnachtsblume“ etabliert.

Seit den 1950er Jahren halten Weihnachtssterne auch den erschwerten Bedingungen geheizter Räume rund um Weihnachten stand – dank erfolgreicher Züchtungen. Im Gegensatz zur Wildform, die ausschließlich rote Hochblätter hat, blühen gezüchtete Sorten mittlerweile auch in creme-weiß, rosa, gelb oder mehrfarbig.

Was ist der optimale Standort für die Pflanze Weihnachtsstern und welche Pflege braucht sie?

Der Weihnachtsstern stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika, was sich auch in seinen durchaus höheren Ansprüchen an Standort und Pflege bemerkbar macht. Aber was ist der richtige Standort? Pralle Sonne mag die Pflanze nicht, wohl aber ausreichend Licht. Tipp: Ideal sind daher helle Standorte an Fenstern, die Richtung Westen oder Osten gehen. So bekommt die Pflanze auch im Haus mehrere Stunden Licht, ohne dass die Blätter verbrennen.

Kann der Weihnachtsstern auch in den Garten?

Im Sommer kann die Pflanze auch in einem Topf auf den Balkon oder die Terrasse gestellt werden oder sogar in den Garten gepflanzt werden. Auch hier sind die Bedingungen für den Standort zu beachten. Die Erde im Garten sollte durchlässig sein, damit überschüssiges Wasser gut ablaufen kann - Staunässe mag der Weihnachtsstern überhaupt nicht. Was für das Haus gilt, gilt auch für den Garten: Der Standort sollte hell sein, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung.

Weihnachtsstern-Pflege: Kann ich einen Weihnachtsstern auch über mehrere Jahre zum Blühen bekommen?

Diese häufig zu lesende Frage bezieht sich eigentlich darauf, wie man die Pflanze pflegen muss, um auch mehrere Jahre die Hochblätter in einem leuchtenden Rot oder Weiß erstrahlen zu lassen. Zunächst gilt es, die beliebte Zimmerpflanze erfolgreich durch den Winter zu bringen. Verliert die Pflanze schon vor Weihnachten ihre grünen Blätter und/oder bunten Blätter deutet dies in der Regel auf falsche Pflege hin: Sie bekommt zu viel Wasser, es hat sich Staunässe gebildet oder es ist der Pflanze zu kalt oder zu warm. Optimal für die Poinsettie sind Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad Celsius. Überheizte Räume in Herbst und Winter sind also auch nicht ideal.

Bunte Blätter brauchen eine Dunkelphase

Damit der Weihnachtsstern seine farbigen Blätter ausbilden kann, benötigt er als sogenannte Kurztagspflanze eine Phase von mehreren Wochen Dunkelheit. Wenn die Pflanze also pünktlich zur Weihnachtszeit erstrahlen soll, muss sie ab etwa Mitte September für die Dauer von 6 oder besser noch 8 Wochen mindestens 12 Stunden dunkel gestellt werden, z.B. in einem Keller. Alternativ kann man auch einen Pappkarton als Abdeckung verwenden oder eine lichtundurchlässige Tüte.

Sollte man Weihnachtssterne umtopfen?

Verringert werden die Überlebenschancen des Weihnachtssterns dadurch, dass er im Handel oft in einem zu kleinen Topf angeboten werden. Wie beim Ritterstern ("Amaryllis") handelt es sich oftmals um billigste Massenware. Tipp: Ein Umtopfen lohnt sich also, um den Weihnachtsstern in einen größeren Topf mit hochwertiger Erde bessere Chancen zu geben, mit der richtigen Pflege dauerhaft als Zimmerpflanze zu überleben. 

Ein weiterer wertvoller Tipp ist es, den neuen Topf nicht zu groß zu wählen: Er sollte nur etwas größer als der alte Topf sein, maximal zwei Finger breit. Bei einem zu großen Topf schiebt die Pflanze sehr viele Wurzeln und grüne Blätter - allerdings nur wenige der erwünschten Hochblätter und neuen Blüten.

Der optimale Zeitpunkt für das Umtopfen ist nach der Ruhephase. Sie findet nach der Blüte statt und die Pflanze verliert dann Blätter und Blüten. Damit sie wieder neu austreiben kann sollte sie nun kühler gestellt werden und weniger Wasser bekommen. Etwa im April ist die Ruhephase beendet und es geht ans Umtopfen. Weihnachtssterne kann man übrigens problemlos in Form schneiden. Beim Zurückschneiden sollten Handschuhe getragen werden, um Hautreizungen zu vermeiden. 

Wie Weihnachtssterne blühen: Blüten oder Blätter?

Die roten Blätter der Pflanze sind botanisch gesehen nicht ihre Blüten. Es handelt sich dabei um rote Hochblätter - die eigentlichen Blüten von Euphorbia pulcherrima sind eher unscheinbar. Die gelblich-grünen Blüten sitzen in der Mitte der Hochblätter. In freier Wildbahn dienen die farbigen Hochblätter dazu, Insekten anzulocken, um die eigentliche Blüte der Pflanze zu bestäuben. Während die Zuchtformen als Zimmerpflanze zumeist eher kleinwüchsig sind, kann Euphorbia pulcherrima sich in der Natur zu einem kleinen Baum entwickeln, der bis 4 oder 5 Meter hoch werden kann. Bei guter Pflege kann die Pflanze aber auch in Kultur beachtliche Wuchshöhen erreichen.

Wie giftig ist der Weihnachtsstern?

Typisch für die Pflanzen-Gattung Euphorbia ist ein giftiger Milchsaft. So stark giftig, wie manchmal gedacht, ist der Weihnachtsstern aber nicht. Häufig sind insbesondere kleine Kinder betroffen, die Blätter der Pflanze verschlucken. Zu schweren Vergiftungen kommt es dabei aber nicht, dennoch können Hautreizungen, Durchfall oder Erbrechen folgen. Als erste Hilfe haben sich das Trinken von reichlich Wasser und die Verwendung von medizinischer Aktivkohle bewährt. 

Hintergrundwissen Euphorbien

Charakteristisch für die Pflanzenfamilie ist ihre Vielgestaltigkeit. Viele, aber längst nicht alle Wolfsmilcharten enthalten den namensgebenden Milchsaft, der aus den Stängeln austritt. Auch die ungewöhnliche Blütenform, die gerade den Weihnachtsstern, aber auch andere Euphorbien kennzeichnet ist nicht für alle Wolfsmilchgewächse typisch. Die Laubblätter am Triebende mancher Arten färben sich intensiv oder sind auffällig geformt und bilden „Scheinblüten“, um so die völlig unscheinbaren Blüten auffallend in Szene zu setzen. Berühmte Vertreter der Wolfsmilchgewächse sind Kautschukbaum, Wunderbaum (Ricinus) und Manihot (Maniok, Yuka). Den Milchsaft des Kautschukbaumes nutzt man intensiv – er wird auch als Latex bezeichnet und ist die Quelle des Naturkautschuks. In vielen Fällen ist der Milchsaft der Wolfsmilchgewächse giftig oder zumindest leicht reizend, er wird aber auch seit Jahrtausenden in der Volksmedizin eingesetzt – u. a. bei Warzen, aber auch als abführendes oder diätisches Mittel.

Euphorbium in der Homöopathie

Als Euphorbium wird in der Homöopathie der Euphorbium-Gummi, also der an der Luft getrocknete milchige Saft der Art Euphorbia resinifera, bezeichnet. Diese Wolfsmilchart kommt in Nordafrika vor und wurde hier in der Volksmedizin als Abführ- und (Haut-)Reizmittel, bei Regelstörungen, Warzen und Geschwüren verwendet. In der Homöopathie kommt Euphorbium u.a. bei Entzündungen der Atemwege zum Einsatz. 

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