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Von Thomas Kammler

Hämorrhoiden-Ursachen: 16 Fragen rund um das Venenleiden

Da aus falscher Scham kaum jemand über Hämorrhoidal-Leiden, seinen Stuhlgang oder seinen Enddarm spricht, gibt es viele Mythen über Ursachen, Symptome und die richtige Behandlung der Erkrankung. Solche Themen müssen aber besprochen werden, denn nur wer Symptome richtig benennen kann,  kann zur Erkennung der Erkrankung beitragen. So können Symptome gelindert, Risikofaktoren minimiert und Ursachen behandelt werden. Es besteht also reichlich Aufklärungsbedarf.

Haben nur alte Menschen Hämorrhoiden?

Nein, denn jeder hat welche. Diese gepolsterten Schwellkörper sorgen dafür, dass der Enddarm richtig schließt. Sie sind also keine Krankheit, sondern normaler Teil des Körpers. Eigentlich meint man Hämorrhoidalleiden bzw. die damit verbundenen Symptome, wenn davon die Rede ist, dass jemand „Hämorrhoiden hat“. Diese äußern sich z.B. durch Symptome wie Jucken und Brennen im Analbereich, Blut auf dem Toilettenpapier oder Nässe im Analbereich. Dennoch sind vergrößerte Hämorrhoiden bei Älteren häufiger anzutreffen, was vermutlich mit der sinkenden Elastizität der Gefäßwände zusammenhängt. Auch ein im Alter veränderter Stuhlgang kann hier eine Rolle spielen.

Löst das Sitzen auf kalten Steinen Hämorrhoidalleiden aus?

Das hört und liest man sehr häufig, ist aber falsch: Kälte vergrößert die Hämorrhoiden nicht und ist daher auch kein Auslöser für Hämorrhoidalleiden. Im Gegenteil: Kurzfristig können Schmerzen mit Kälte gemildert werden - z.B. mit Kühlpacks. Durch die Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen, was die Schwellung schneller abklingen lässt. Dauerhaft gesehen ist Wärme aber besser als Kälte.

Wärme bei Hämorrhoiden: Schadet die Sitzheizung im Auto?

Kann man durch Sitzheizung Hämorrhoiden-Probleme bekommen? Nein, die Wärme fördert zwar die Durchblutung, hat aber keine Auswirkungen auf eine mögliche Vergrößerung. Wärme wirkt sich außerdem entspannend auf den Schließmuskel aus, die Gefäße weiten sich und die Durchblutung wird angeregt. Aus mittelfristiger Sicht tut Wärme gut, denn die Entspannung des Schließmuskels ermöglicht den Blutrückfluss aus den erweiterten Gefäßen und wirkt dem Heraustreten der Gefäße entgegen. Darüber hinaus kann warmes Wasser, z.B. in Form eines Sitzbades, den Juckreiz lindern.

Ist Fahrradfahren schlecht bei Hämorrhoiden?

Selbst bei einem sehr harten Sattel gilt: Fahrradfahren löst weder Hämorrhoiden aus noch begünstigt es deren Vergrößerung. Im Gegenteil: Fahrradfahren entlastet den Beckenboden, womit man vergrößerten Hämorrhoiden vorbeugen kann. Allerdings wird insbesondere Radeln mit einem harten Sattel bei bereits vergrößerten Hämorrhoiden als sehr unangenehm bis schmerzhaft empfunden.

Und zu wenig Waschen? Kann man Hämorrhoiden durch mangelnde Hygiene bekommen?

Nein, man bekommt keine Hämorrhoidalleiden durch zu wenig Waschen. Allerdings ist die richtige Analhygiene sehr wichtig: Nach dem Stuhlgang sollte man entweder sehr weiches Toilettenpapier verwenden oder mit Wasser abspülen. Dabei maximal sanfte, seifenfreie Waschlotionen nutzen. Da manche Betroffene immer noch glauben, die Krankheit hätte mit Unsauberkeit zu tun, wenden sie möglicherweise die falschen Hygieneprodukte an und dies vielleicht auch noch im Übermaß - was leider die Symptome verschlimmern kann.

Stuhlgang als Ursache: vergrößerte Hämorrhoiden durch Verstopfung, harten Stuhl und starkes Pressen?

Häufig sind ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung Risikofaktoren für ein Hämorrhoidalleiden, da beide eine Verstopfung begünstigen können. Ein wichtiger Baustein in der Behandlung muss daher sein, chronische Verstopfung zu beseitigen, indem beispielsweise durch ballaststoffreiche Ernährung der Stuhlgang weicher gestaltet wird. Eine solche ballaststoffreiche Ernährung kann u.a. durch den häufigen Verzehr von Vollkorn, Beeren, Kohlgemüse, Pilzen oder Nüssen erreicht werden. In Kombination mit einer ausreichenden Trinkmenge wird der Stuhlgang auf diese Weise deutlich weicher, was ein starkes Pressen überflüssig macht. 

Laxantien und vergrößerte Hämorrhoiden: Sind Abführmittel gut oder schlecht bei Hämorrhoiden?

Grundsätzlich gilt, dass Abführmittel nur kurzfristig zur Behandlung einer Verstopfung angewendet werden sollten. Verstopfung und das damit zusammenhängende Pressen führt zum Anschwellen der Hämorrhoiden – daher können abführende Mittel auf kurze Sicht schon einen positiven Effekt auf die Hämorrhoiden-Beschwerden haben. Langfristig sollte man hingegen versuchen, durch ausreichendes Trinken und verdauungsfördernde Ernährungsweise (reich an Ballaststoffen) einen möglichst pressfreien und kurzen Stuhlgang anzustreben.

Gewichtheben als Ursache: Hämorrhoiden durch Fitnessstudio?

Häufig hört man, dass Kraftsport Hämorrhoiden verursachen kann oder regelmäßiges Krafttraining Hämorrhoidalleiden verschlimmert. Hier ist tatsächlich etwas dran: Durch das Stemmen von schweren Gewichten wird Druck auf den Beckenboden ausgelöst, da die Bauchmuskeln angespannt werden. Regelmäßiges Gewichtheben kann so tatsächlich das Risiko eines Hämorrhoidalleidens vergrößern oder bestehende Symptome verschlimmern.

Ohne Behandlung: Gehen Hämorrhoiden von allein weg?

Nein. Ohne entsprechende Lebensstilveränderungen oder Behandlung mit Medikamenten werden sich eine Vergrößerung und die damit verbundenen Symptome nicht zurückbilden. Wichtig ist jedoch, die Ursachen und Risikofaktoren für das Hämorrhoidalleiden zu identifizieren, entsprechende Maßnahmen einzuleiten und das Thema nicht einfach „auszusitzen“. Auch Hausmittel können begleitend zur Therapie eingesetzt werden, um akute Beschwerden zu lindern.

Was kann passieren, wenn man nichts gegen die Vergrößerung der Hämorrhoiden unternimmt?

Idealerweise geht man in einem frühen Stadium des Hämorrhoidenleidens für eine fachgerechte Therapie in eine Facharztpraxis. Mit entsprechender Behandlung können sich die Vergrößerungen gut zurückbilden. Wird jedoch nicht eingegriffen, kann sich der Schweregrad erhöhen und eine Operation notwendig sein.

Sind Hämorrhoiden ansteckend?

Nein. Hier muss man sich keine Sorgen machen, es besteht durch die Art der Erkrankung keinerlei Ansteckungsgefahr.

Knubbel am After: Vergrößerte Hämorrhoiden oder etwas anderes?

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Gelegentlich werden Hämorrhoidenvergrößerungen mit einer anderen Enddarmerkrankung verwechselt: einer sogenannten Analvenenthrombose, auch Analthrombose genannt. Was ist der Unterschied zwischen Hämorriden und Analvenenthrombose? Das ist relativ leicht zu erkennen: Die blau-roten Knoten einer Analvenenthrombose liegen nicht innerhalb, sondern außerhalb des Anus (daher auch manchmal als "äußere Hämorrhoiden" bezeichnet). Gefährlich sind solche Knubbel am After nicht: Diese an sich harmlosen Blutgerinnsel bluten nicht, bereiten aber Schmerzen. Hämorrhoiden bluten hingegen sehr leicht und sind, zumindest am Anfang, nicht unbedingt mit Schmerzen verbunden. Zudem gibt es noch sogenannte Marisken: Hautfalten bzw. Hautläppchen.  Eine Verwechslung ist nicht verwunderlich, denn werden diese Marisken mechanisch gereizt (z.B. durch hartes, kratziges Toilettenpapier), können schmerzende, juckende und/oder brennende Entzündungen entstehen.

Kann aus vergrößerten Hämorrhoiden Krebs werden?

Nein, allerdings muss abgeklärt werden, ob "nur" Vergrößerungen bestehen, die die Beschwerden machen oder ob nicht andere Erkrankungen des Enddarms dafür verantwortlich sind.

Zu welchem Arzt bzw. welcher Ärztin geht man mit einer Erkrankung wie dem Hämorrhoiden-Leiden?

Der eigentliche Experte in diesen Fragen ist der Proktologe bzw. die Proktologin, ein Facharzt bzw. eine Fachärztin für Enddarm-Erkrankungen – aber natürlich kann man als erstes auch mit seinem Hausarzt bzw. seiner Hausärztin besprechen, wie eine Behandlung aussehen könnte. In der Regel können dort bereits vergrößerte Hämorrhoiden erkannt und eine entsprechende Therapie vorgeschlagen werden – oder eben im Zweifelsfall an einen Spezialisten bzw. eine Spezialistin überweisen. Das können neben den genannten proktologischen auch gastroenterologische (Magen-Darm), koloproktologische (End- und Dickdarm) sowie Hautarzt- oder chirurgische Praxen sein.

Diagnose: Welche Untersuchungen führt der Arzt bei Hämorrhoiden durch?

Zunächst wird im Rahmen der körperlichen Untersuchung die Region um den After angeschaut. Nachdem die Vergrößerungen mit dem Finger ertastet wurden, findet eine Proktoskopie statt, also eine Spiegelung des Analkanals, um festzustellen, wie stark die Vergrößerungen sind und um andere Erkrankungen auszuschließen. Diese Untersuchungen sind in wenigen Minuten erledigt und auch nicht schmerzhaft. 

Hausmittel bei Hämorrhoiden: Was kann die Therapie sinnvoll begleiten?

Ballaststoffreiche Ernährung kann neben den bereits erwähnten Lebensmitteln auch durch die zusätzliche Gabe von Weizenkleie, Leinsamen oder Flohsamenschalen erreicht werden. Die enthaltenen Quellstoffe in diesen bewährten Hausmitteln sorgen in Kombination mit ausreichend Flüssigkeit für einen angenehmen, weichen Stuhlgang. Zusätzlich sollten stopfende Lebensmittel gemieden werden (Bananen, Kakao, geriebener Apfel oder z.B. Schwarztee) ebenso wie solche Lebensmittel, die die Schleimhäute reizen wie Chilis, scharfe Gewürze oder Kaffee.
Ebenfalls hilfreich ist Abnehmen sowie viel Bewegung, da Bewegungsarmut auch Ursache für Verstopfung sein kann. 
Um das Sitzen erträglicher zu machen, haben sich spezielle Kissen bewährt. Ein weiteres erprobtes Hausmittel sind Sitzbäder. Sie können mit entzündungshemmenden Inhaltsstoffen wie gerbstoffhaltiger Eichenrinde angereichert werden und können so Entzündungen sowie den Juckreiz am After lindern.

Mehr Informationen

Weitere Informationen zu den unterschiedlichen Schweregraden der Erkrankung, Analhygiene, Tipps im Umgang mit dem Hämorrhoidalleiden sowie naturmedizinische Produkthinweise erhalten Sie im Anwendungsbereich Hämorrhoiden. Hier erfahren Sie auch, was es mit den Krampfadern am After auf sich hat, wie sie entstehen, welche Menschen häufiger betroffen sind und ob man etwas für die Vorbeugung tun kann.

Quellen:
BCD - Berufsverband der Coloproktologen Deutschlands e.V., „Häufige Fragen : Für Patienten“, https://www.coloproktologen.de/informationen-proktologie/faq-proktologie.html, online abgerufen am 20.04.2022
MeinMed.at, „Hämorrhoiden: Ursachen & Behandlung“, https://www.minimed.at/medizinische-themen/herz-gefaesse/haemorrhoiden/, online abgerufen am 20.04.2022
Internisten im Netz, „Was sind Hämorrhoiden?“, https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/haemorrhoiden/was-sind-haemorrhoiden.html, online abgerufen am 20.04.2022
DocCheck-Flexikon „Mariske“, https://flexikon.doccheck.com/de/Mariske, online abgerufen am 20.04.2022

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