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Marco Polos Mitbringsel, handgepflückte Zahnschmerzhelfer und Humboldts Wäsche-Tipp

Sternanis, Gewürznelke und Tonkabohne

Der Dezember ist der Monat der wunderbaren Gerüche und exotischen Aromen, des vorweihnachtlichen Backens und Kochens. In unserer dreiteiligen Serie „Weihnachtlicher Gewürzzauber“ stellen wir Ihnen bekannte und weniger bekannte Gewürze vor, die oftmals nicht nur auf unseren Gaumen wirken, sondern auch positive gesundheitliche Effekte haben. 

Sternanis (Illicium verum) ist nicht gleich Anis (Pimpinella anisum)

Sternanis ist die Frucht eines bis zu 20 Meter hohen Baumes mit einer weißlichen Rinde, ähnlich der Birke. Er steht botanisch den Magnolien nahe. Aus wunderschönen dunkelroten Blüten entstehen später die Sternanis-Früchte. Schon vor über 3000 Jahren war der Sternanis in Asien eine begehrte Gewürz- und Arzneipflanze. Uneinigkeit besteht allerdings darüber, wie die Samen nach Europa gekommen sind: Einige Quellen sprechen dies dem Weltenbummler Marco Polo zu, der das Gewürz um 1275 aus China mitgebracht haben soll, für andere soll der englische Seefahrer Sir Thomas Cavendish den Samen 1588 von den Philippinen nach England verschifft haben. Von dort aus eroberte das aromatische Gewürz den europäischen Kontinent – bei uns in Deutschland begann der Boom aber erst im 18. Jahrhundert.
Im Gegensatz zum Sternanis ist der „herkömmliche“ Anis (Pimpinella anisum) ein Doldenblütler, wie auch Fenchel oder beispielsweise Dill. Obwohl es sich bei Anis und Sternanis also um zwei verschiedene Pflanzenarten handelt, ähneln sich beide in Geruch und Geschmack: der typische Anisgeruch, leicht lakritzig, erinnert auch an klassische Anisschnäpse wie Ouzo, Raki oder Pastis.

– Und gesund sind beide ebenfalls: Anis wird bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt (daher auch dem beliebten Baby-Tee Kamille/Anis/Fenchel beigefügt) und bei Husten. Die Wirkstoffe der Sternanis-Samen wirken krampflösend auf die Muskulatur des Magen-Darm-Traktes und an der Schleimhaut der Atemwege schleimlösend – das erklärt auch die Anwendung bei Atemwegsproblemen, Magen-Darm-Krämpfen, Völlegefühl, Blähungen, rheumatoider Arthritis und Katarrhen der Luftwege.
Dank der tollen Optik eignen sich Sternanis-Früchte auch wunderbar für weihnachtliche Dekorationen, z. B. auf Golddraht aufgefädelt oder als Schmuck für Kränze. In der indischen Küche hat Sternanis einen festen Platz, beispielsweise in Currys.

Gewürznelke (Syzygium aromaticum): Zahnschmerzen & Glühwein

Nelken sind die handgepflückten und getrockneten Blütenknospen des bis zu 20 Meter hohen Nelkenbaums. Gewürznelken werden antiseptische, bakterizide, fungizide (gegen Pilze) und virustatische (virenhemmende) Wirkungen zugeschrieben. Was mittlerweile nachgewiesen ist, dass das ätherische Nelkenöl schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkt und daher sehr gut bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt werden kann. Auch bei Mundgeruch soll sich das Kauen auf einer Nelke bewährt haben, ebenso wie bei Zahnschmerzen.
Vor Weihnachten ist die Gewürznelke aus dem Glühwein kaum wegzudenken, aber auch über Jahr hinweg ist die Nelke beliebte Zutat, beispielsweise in Rotkohl („Blaukraut“) oder Wildgerichten.

Tonkabohne (Dipteryx odorata), schwarz & unverwechselbar

Der Tonkabohnen-Baum ist eine Pflanze, die bis zu 30 Meter hoch werden kann, und hauptsächlich im Norden Südamerikas vorkommt. Neben seinem begehrten Holz, das an Teakholz erinnert, überzeugt der Baum durch seine Frucht: Während das gelbliche Fruchtfleisch nicht zu gebrauchen ist, beherbergt es in seinem Innern einen mandelförmigen, dunkelbraunen bis schwarzen Schatz, den Samen der Frucht – die Tonkabohne. Sie kennt man in getrockneter Form aus dem Gewürzregal.

Die Tonkabohne ist ausgesprochen aromatisch, erinnert in Geruch und Geschmack an Vanille mit einem Hauch Waldmeister und wird deshalb auch gern als Ersatz für Vanille verwendet. Angeblich soll Alexander von Humboldt zu Beginn des 19. Jahrhunderts berichtet haben, dass Menschen in Venezuela die Bohnen zwischen die frische Wäsche gelegt haben, damit diese den angenehmen Geruch annimmt. Auch eine aphrodisierende Wirkung sagt man der Tonkabohne nach.

Als Genussmittel hat es die Tonkabohne allerdings nicht immer leicht. Aufgrund des enthaltenen Cumarins ist sie in den USA nicht im Handel, da die Lebensmittelbehörde FDA dies untersagt hat. Auch in Deutschland war die Tonkabohne ab 1981 zeitweise verboten. Cumarin ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der in größeren Mengen gesundheitsschädlich sein kann. Sparsam eingesetzt aromatisiert die Tonkabohne Eis, Sahnedesserts oder Gebäck auf eine ganz eigene, unverwechselbare Weise. Dafür einfach etwas von der Bohne mit einer feinen Reibe, z. B. einer Muskatreibe, in die zu verarbeitende Milch geben.

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