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Von Thomas Kammler

Jakobskreuzkraut: Ist die giftige Pflanze eine Gefahr für Tier und Mensch?

Jakobskreuzkraut

Im Sommer zeigt nicht nur das Johanniskraut leuchtend-gelbe Blüten, sondern auch andere Pflanzen, wie das Jakobskreuzkraut versorgen Wiesen und Weiden mit leuchtenden Farbtupfern. Jakobskreuzkraut ist auch bekannt unter folgenden Namen: Jakobs-Kreuzkraut, Jakobs-Greiskraut oder Jakobskraut. Es ist eine in Deutschland heimische Pflanze, die allerdings in den letzten Jahren in ihren Beständen eine deutliche Verbreitung erfahren hat - und eine weitere Ausbreitung scheint durch die Veränderungen der klimatischen Bedingungen wahrscheinlich.

Wo wächst das Jacobskreuzkraut?

Besonders häufig ist die gelbe Blüte vom Jakobskreuzkraut (JKK), lateinisch Senecio jacobaea, auf stillgelegten Flächen, extensiv bewirtschafteten Weiden und Grünland-Flächen insbesondere für Pferde (seltener auf intensiv genutzten Weiden für Rinder), aber auch an ungenutzten Flächen, Wegrändern und Böschungen zu sehen.

Giftiges Jakobskreuzkraut oder ungiftiges Johanniskraut?

Auch wenn es für Pflanzen-Kundige offensichtliche Unterschiede gibt, die eine Verwechslung von Johanniskraut und Jakobskreuzkraut eigentlich unmöglich machen sollten, kommt es in seltenen Fällen zu einer Verwechslung. De Blätter des Jakobskreuzkrauts haben eine gewisse Ähnlichkeit zu Rucola - wer also Wildkräuter und Heilpflanzen sammelt, sollte sich sehr sicher sein, welche Pflanze gerade gepflückt wird. Bei jungen Pflanzen ohne Blüte entfällt schließlich die Unterscheidung anhand der Blüte.

Wie giftig ist Jakobskreuzkraut?

Das Jakobskreuzkraut enthält giftige Substanzen, sogenannte Pyrrolizidin-Alkaloide. Man vermutet, dass die regelmäßige Aufnahme von Pyrrolizidin-Alkaloiden auch beim Menschen schwere Leberschäden verursachen kann. Bei Hautkontakt können bei empfindlichen Personen Kontaktallergien ausgelöst werden. Daher sollten die blühenden Pflanzen auch nicht als Blumenschmuck gepflückt werden. Besonders hohe Konzentrationen der Alkaloide finden sich in den gelben Blüten, die sich im Sommer ausbilden. Aber auch in anderen Pflanzenteilen wie dem Blatt sind sie enthalten. 
Selten gibt es Verwechslungen mit essbaren Pflanzen. Aber beispielsweise kann der Eintrag von Nektar und Pollen durch Bienen mit giftigen Substanzen aus der Blüte den Honig belasten und so auch dem Menschen gefährlich werden. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat daher im Rahmen des Kompetenzzentrums Jakobs-Kreuzkraut ein Imker-Telefon eingerichtet, bei dem sich Bienenzüchter hinsichtlich möglicher erhöhter JKK-Giftstoffkonzentrationen im heimischen Sommerhonig beraten lassen können.

Ist Jakobskreuzkraut für Tiere gefährlich?

Gerade für Weidetiere stellt das Jakobskreuzkraut eine Gefahr dar. In frischem Zustand wird die bitter schmeckende Kreuzkraut-Pflanze eher gemieden. Aber gelangt die Pflanze in Heu oder Silage, bleiben die giftigen Pyrrolizidinalkaloide erhalten. So werden sie von den Tieren aufgenommen, da Pferde, Rinder und andere Nutztiere die Pflanze darin nicht erkennen. Zu einer schleichenden Vergiftung kann es durch die wiederholte Zufuhr kommen, da auch kleinere Menge akkumulieren. Man spricht in diesem Zusammenhang von "Seneziose" oder auch Schweinsberger Krankheit. Sie bezeichnet eine durch Vergiftung mit Pyrrolizidinalkaloiden verursachte Erkrankung bei Tieren, die über eine Leberverhärtung oft tödlich verläuft. 
Die tödliche Dosis beträgt bei der Frischpflanze bei ca. 40 bis 80 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht (Pferde) bzw. ca. 140 Gramm (Rinder; siehe Quelle 2). Deutlich weniger empfindlich sind Ziegen und Schafe, bei denen erst eine Menge von 2 bis 4 kg Jakobskreuzkraut pro kg Körpergewicht gefährlich wird.

Das Jakobskreuzkraut in der Landwirtschaft

Aus den genannten Gründen ist das Jakobs-Greiskraut für Landwirte, Viehzüchter und Pferdehalter ein echtes Problem, das mittlerweile auch die Politik erreicht hat. Die Landwirtschaftskammern mehrerer Bundesländer, beispielsweise Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein oder Niedersachsen, erkennen zunehmend die Gefahr und zeigen sich besorgt über die immer stärkere Ausbreitung des Krauts auf Wiesen und vor allem auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. So klärt beispielsweise eine eigens dafür veröffentlichte Broschüre der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen über die Giftigkeit der Pflanze auf, gibt Hinweise, wie man eine Besiedlung der Nutzflächen erkennen kann und schlägt entsprechenden Maßnahmen zur chemischen Bekämpfung des Jakobs-Greiskraut vor.

Die Pflanze Jakobskreuzkraut in der Botanik

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Beim JKK handelt es sich um eine zweijährige Pflanze, die bis zu einem Meter hoch wird: Im ersten Jahr bildet sich nur eine niedrigere Blatt-Rosette, im zweiten Jahr kommt es zur Blüte. Hier bilden sich dann Sprossachse mit zahlreichen Blütenständen, die bis zu 2000 Korbblüten enthalten können. Hauptblütezeit des Jakobs-Greiskraut ist der Juli, viele Pflanzen beginnen aber bereits im Juni mit der Blüte. Die Blütezeit endet ungefähr im Oktober. Die über 100.000 daraus entstehenden flugfähigen Samen führen zu einer rasanten Verbreitung.
Häufig wird beim Jakobskreuzkraut weiterhin die alte wissenschaftliche Bezeichnung Senecio jacobaea verwendet. Mittlerweile hat man sich für die Pflanze in der Wissenschaft jedoch weitestgehend auf den Namen Jacobaea vulgaris geeinigt.
Das Jakobs-Kreuzkraut ist nicht die einzige in Deutschland vorkommende Art. Man zählt 25 Kreuzkraut-Arten, von denen alle giftig sind. Kreuzkräuter scheinen außerdem Profiteure des Klimawandels zu sein: Während andere Arten mit starken und langanhaltenden Trockenperioden im Sommer Schwierigkeiten hätten, kämen Kreuzkräuter damit gut zurecht - wie Dr. Clara Berendonk von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen bereits im Jahr 2012 in einem Artikel der "Welt" berichtete.

Ist das Jakobs-Kreuzkraut eine Arzneipflanze?

In der griechischen Antike wurde das Jakobskreuzkraut beispielsweise vom berühmten Arzt Dioskurides als Heilpflanze verwendet, gleiches gilt für den Arzt Nicolas Culpeper aus dem Mittelalter. Mittlerweile spielt die Pflanze in der Pflanzenheilkunde kaum noch eine Rolle. Wegen ihrer Giftigkeit sollte sie keinesfalls selbst gesammelt oder verarbeitet werden.


Quellen:
Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein / Kompetenzzentrum Jakobs-Kreuzkraut, online abgerufen am 10.03.2022 https://www.stiftungsland.de/was-wir-tun/kompetenzzentrum-jakobs-kreuzkraut-imkertelefon/ 
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen „Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea): Eine Giftpflanze auf dem Vormarsch“, https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuvpubl/1_infoblaetter/JKK5_Bro2014_5Auflage.pdf ,   online abgerufen am 10.03.2022
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), „Jakobskreuzkraut – Vorbeugung und Bekämpfung“, https://www.bfr.bund.de/cm/343/jakobskreuzkraut-vorbeugung-und-bekaempfung-auf-pferdeweiden.pdf , online abgerufen am 10.03.2022
Welt online, „Das Kreuz mit dem Kraut“,  https://www.welt.de/print/wams/nrw/article109670039/Das-Kreuz-mit-dem-Kraut.html , online abgerufen am 10.03.2022
 

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