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Biotin: das Vitamin für Stoffwechsel, Nervensystem, Haut und Haare

Welche Rolle spielt der Darm?

Es gibt nicht viele Gemeinsamkeiten der Vitamine der B-Gruppe – außer: Sie sind wasserlöslich und essenziell für den Menschen, müssen aber zugeführt werden. Chemisch gesehen, sind sie völlig heterogen. Es ist nicht mal eindeutig, welche Verbindungen überhaupt in die B-Gruppe gehören. Manche, die früher als Vitamin bezeichnet wurden, werden es heute nicht mehr, weil sich herausgestellt hat, dass sie den Kriterien nicht genügen: Entweder können wir sie doch selbst herstellen oder die Verbindungen sind nicht wirklich essentielle Stoffe. 

 

Aus heutiger Sicht zählen folgende zu den B-Vitaminen:

• Vitamin B1 (Thiamin)
• Vitamin B2 (Riboflavin)
• Vitamin B3 (Niacinsäure)
• Vitamin B5 (Pantothensäure)
• Vitamin B6 (Pyridoxin, Pyridoxamin und Pyridoxal)
• Vitamin B7 (auch Vitamin H oder Biotin)
• Vitamin B9 (Folsäure oder Vitamin B11)
• Vitamin B12 (Cobalamin)

 

Wobei sich gerade für die Vitamine B7 und B9 eher die Trivialnamen Biotin und Folsäure durchgesetzt haben. Vielen ist gar nicht bewusst, dass Biotin überhaupt in die Gruppe der B-Vitamine gehört. Die unterschiedlichen Namen haben einen historischen Hintergrund. Der Begriff Vitamin H für Biotin geht auf die Entdeckung (1898) einer Substanz zurück, die eine spürbare Wirkung auf Haut und Haare hatte – daher das H. Um Biotin aus Nahrungsmitteln zu isolieren, ist ein hoher Aufwand nötig: Als Benno Tönnis und Fritz Kögl 1936 es zum ersten Mal isolierten, benötigten sie für das Endprodukt von 1,1 mg unvorstellbare 250 kg getrocknete Eidotter. 

 

Genauso wie die übrigen B-Vitamine ist Biotin wasserlöslich. Es kann kaum vom Körper gespeichert werden, jedoch gibt es einen ausgeklügelten Recycling-Mechanismus, sodass der Bedarf relativ gering ist.

Als Bestandteil vieler Enzyme ist Biotin unverzichtbarer Co-Faktor im Kohlenhydrat-, Fett- und Aminosäure-Stoffwechsel. Außerdem ist es an der Regulation von vermutlich über 2000 Genen beteiligt. Eine besondere Rolle spielt es für die Funktion der Schleimhäute u.a. im Magen-Darm-Trakt. 

 

Ein großes Thema in Zusammenhang mit Biotin ist die Rolle der Darmflora. Sie spielt zweifelsohne für die Resorption eine wichtige Rolle. Immer wieder wird aber auch diskutiert, in welchem Maß der Mensch in der Lage ist, das von den Bakterien der Darmflora produzierte Biotin anschließend selbst zu resorbieren. Möglicherweise hat demnach die Darmflora für den Biotin-Bedarf, aber auch für die Verfügbarkeit eine immense Bedeutung. Deshalb ist Biotin wichtiger Bestandteil vieler Nahrungsergänzungsmittel mit Bakterienkulturen, wie beispielsweise der Pascoflorin-Familie. 

 

Folgende Faktoren können einen Biotin-Mangel bewirken:

• Darmdysbiose
• Medikamente (Antibiotika, manche Chemotherapeutika und Antiepileptika beeinträchtigen Resorption)
• Diabetes mellitus (Mehrbedarf)
• Ernährung (rohes Eiweiß)
• Schwangerschaft und Stillzeit

 

Nebenwirkungen von Biotin sind selbst bei langandauernder Anwendung und bei hohen Dosierungen nicht beobachtet worden.

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