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Mönchspfeffer - Agnus castus

"Die Schaaffmülle heißt bey den Griechen agnos, das ist castus oder keusch, dieweil es, wie Galenus schreibt, gegessen, getruncken oder undergestreuet die Keuschheit erhält. Daher auch die Weiber zu Athen, welche ihre Keuschheit wolten rein behalten, mit dieses Baumes Blättern ihre Bett bestreueten.
...Wer diese Blätter under sich in sein Bettstatt legt, dem vertreibt es alle fleischliche Anfechtung. Ist vielleicht deß Strohes, darauf die Barfüsser Mönch ligen. Es löschet den Weibern die Begierde der Ehelichen Wercke auß und mehret ihnen, so übel säugen, die Milch." Diese Zeilen aus einem Kräuterbuch des Jahres 1582 sind ein eindruckvoller Beleg für die lange Tradition der Agnus castus-Verordnung bei hormonell bedingten Störungen der Sexualfunktion. Und der Hinweis auf den griechischen Arzt Galenus von Pergamon zeigt, dass die Verwendung des Mönchspfeffers, auch Keuschlamm oder Agnus castus genannt, bis in die Antike zurückreicht.

Mönchspfeffer ist ein zwei bis vier Meter hoher Strauch, der gerne an Flussufern und Bachläufen wächst. Er war ursprünglich im Mittelmeergebiet und in Zentralasien beheimatet. Agnus castus bildet im Spätsommer kleine violette, blaue, rosa oder weiße Blüten in dichten Blütenständen. Aus ihnen entwickeln sich die pfefferkorngroßen dunkelbraun-schwarzen Früchte, die der Pflanze ihren deutschen Namen gaben. Diese nicht nur pfefferartig aussehenden, sondern auch so duftenden und schmeckenden Früchte besitzen, pur und in größerer Menge genommen, eine anaphrodisierende Wirkung, wirken also dämpfend auf eine lebhafte Libido bei Männern wie auch bei Frauen. Wie ihr Name verrät, erleichterten sie den Mönchen das Einhalten ihres Keuschheitsgelübdes.

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Werden die Früchte jedoch homöopathisch zur Arznei aufbereitet, bewirken sie das Gegenteil: Homöopathisches Agnus castus wirkt stärkend bei Schwächezuständen der Genitalfunktionen und daraus resultierenden Störungen wie beispielsweise sexuelle Unlust, Unfruchtbarkeit oder Impotenz. Wenn Menschen unfreiwillig "keusch" sind, ihre Libido also darniederliegt, Frauen unter Unfruchtbarkeit und Beschwerden des Prämenstruellen Syndroms leiden oder im Wochenbett zu wenig Milch bilden, dann ist Agnus castus ein hilfreiches Heilmittel. Getreu dem homöopathischen Prinzip, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen, wirkt Agnus castus in potenzierter Form anregend und kräftigend bei Schwächezuständen im Bereich der Sexualfunktionen.

Mönchspfeffer besitzt eine gelbkörperähnliche Wirkung. Er ist dadurch in der Lage, insbesondere die zweite Hälfte des weiblichen Zyklus zu verlängern und vorzeitige Menstruationsblutungen zu verhindern. Das ist vor allem für Frauen wichtig, die sich ein Kind wünschen. Denn wenn die Zeit zwischen Eisprung und Einsetzen der Blutung zu kurz ist, hat die befruchtete Eizelle zu wenig Zeit, sich in der Gebärmutterschleimhaut einzunisten. Auch bei unregelmäßiger Periode sowie Brustspannen und Reizbarkeit an den letzten Zyklustagen kann Mönchspfeffer ausgleichend und normalisierend auf die hormonellen Abläufe wirken. Männern kann homöpathischer Agnus castus ebenfalls helfen, vor allem bei spärlichem Samenfluss, Impotenz und fehlender Ejakulation.

In der Komplexhomöopathie kombiniert man Agnus castus häufig mit anderen Einzelmitteln, die ebenfalls kräftigend auf den Organismus und die Durchblutung der Sexualorgane wirken und die Wirkung des Mönchspfeffers ergänzen und verstärken.

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Bitte beachten Sie: Alles, was die Gesundheit unterstützen kann, kann ihr auch schaden. Häufig ist das eine Frage der Dosis oder der Verträglichkeit mit anderen Arzneimitteln und möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen. Dieses Pflanzen-Porträt nennt nicht alle Eigenschaften, die bei der arzneilichen Anwendung beachtet werden müssen. Lassen Sie sich daher über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen der Arzneimittel.

Literatur:
Der Neue Clarke - Eine Enzyklopädie für den homöopathischen Praktiker. Band 1
Dr. Grohmann Verlag für homöopathische Literatur. Bielefeld 2001
Adamus Lonicerus: Kreuterbuch. Matthäus Wagner, Frankfurt 1582, Faksimile
Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel. Band 3. Mediamed Verlag, Ravensburg 1989
Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathica. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2003
Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2002

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